2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Arbeitet derzeit mit einem großen Kader: Trainer Rüdiger Rehm. Ein bis zwei Spieler könnten noch gehen. Foto: Guido Rodzinski/SVWW
Arbeitet derzeit mit einem großen Kader: Trainer Rüdiger Rehm. Ein bis zwei Spieler könnten noch gehen. Foto: Guido Rodzinski/SVWW

"Wir wollen weiter Tore machen"

SVWW-Trainer Rüdiger Rehm über den Unterschied zwischen Liga zwei und drei, die Größe des Kaders und die Situation im Tor

Bad Gögging. Seit zweieinhalb Jahren ist Rüdiger Rehm Trainer beim SV Wehen Wiesbaden. Und formte eine Mannschaft, die vom Abstiegskandidaten zum Aufsteiger in die Zweite Fußball-Bundesliga wurde. Im Interview spricht der 40-jährige Ex-Profi, der als Trainer erfolgreich bei der SG Sonnenhof Großaspach gearbeitet hat und danach eine kurze sowie glücklose Zeit in Liga zwei bei Armina Bielefeld verbrachte, über die Fortschritte seines Teams im Trainingslager in Bad Gögging, die Größe des Kaders, die Situation im Tor und den sportlichen Unterschied zwischen Dritter und Zweiter Liga.

Herr Rehm, Sie haben von der Mannschaft zu Beginn des Trainingslagers einen Schritt nach vorne gefordert. Wie groß ist dieser Schritt?

Offensiv müssen wir noch an den Abläufen arbeiten, unser Flügelspiel und das Spiel in der Mittelzone optimieren. Dort wollen wir mit wenigen Kontakten und präzise agieren. Diese Präzision im Passspiel und bei Laufwegen fehlt noch ein bisschen. Was im Moment schon ganz gut aussieht, ist der Defensivblock. Was noch besser funktionieren muss, ist, dass wir die Ballgewinne noch einen Tick früher haben, um noch besser umschalten zu können.

Wie gut haben die Neuzugänge dieses System bereits verinnerlicht?

Ich glaube, dass sich vor allem die jungen Neuzugänge nicht nur an unsere Spielweise, sondern auch an die Belastung gewöhnen müssen. Es gibt da aber die ein oder andere positive Überraschung. Michael Guthörl macht bisher einen sehr ordentlichen Eindruck und ist in den Spielen sehr aktiv. Aber auch bei ihm war am Samstagmorgen eine große Müdigkeit zu erkennen. Wir haben es allerdings noch nie gehabt – außer bei Kofi Kyereh – dass ein Neuzugang zu uns gekommen ist und alles direkt zu 100 Prozent umgesetzt hat.

Der Kader ist breiter geworden. Ist es gelungen, jede Position doppelt zu besetzen?

Wir haben aktuell einen relativ großen Kader. Es gibt noch ein, zwei Gespräche – sowohl im Bereich der Neuzugänge, als auch bei potenziellen Abgängen – wo wir schauen müssen, was passiert. Im Moment haben wir vier Torhüter und 26 Feldspieler. Das sind noch ein bis zwei Akteure zu viel. Aber im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden. Wir wissen, dass Spieler dabei sind, die eine Verletzungsanfälligkeit haben und wollen wieder in der Lage sein, jeden Ausfall kompensieren zu können.

Wie groß ist der sportliche Sprung von der Dritten zur Zweiten Liga?

Zwischen Zweiter und Dritter Liga liegt kein so großer Unterschied, wie es beim Sprung von der Zweiten in die Bundesliga der Fall ist. Es gibt bei uns Spieler, die in der Zweiten Liga aktiv waren, andere haben viele Erfahrungen in der Dritten Liga gesammelt. Und wer dort zu den Topspielern gehört hat, der kann mit Sicherheit auch in der Zweiten Liga sehr, sehr gut mithalten. Diese Überzeugung müssen die Jungs haben, gleichzeitig aber auch wissen, dass sie immer ans Limit gehen müssen. Mit 95 Prozent wird es nicht reichen.

Neu ist neben der Liga auch die Situation im Tor: Wann soll die Entscheidung fallen, ob Lukas Watkowiak oder Jan-Christoph Bartels die neue Nummer eins ist?

Wir müssen zuerst sehen, wie Jan nach der Verletzungspause zurückkommt. Lange Abschläge und Sprints haben wir noch weggelassen, da müssen wir noch eine Untersuchung abwarten. Er hat jetzt aber am Mannschaftstraining teilgenommen und stand bei den Spielformen im Tor, das war ein ganz wichtiger Schritt für ihn. Lukas Watkowiak hat bisher eine klasse Vorbereitung gespielt und zwei Elfmeter gehalten. Fußballerisch hat er große Stärken, was uns hilft. Wir werden natürlich genau hinschauen, wie bei allen Entscheidungen.

Ist es im Vergleich zu Ihrer vorherigen Zweitliga-Station in Bielefeld der Hauptunterschied, dass Sie nicht neu zum SVWW gekommen sind, sondern schon zweieinhalb Jahre hier sind?

Die Situation von damals lässt sich nicht vergleichen – und sie lässt vor allem keine Schlüsse auf heute zu. Es gilt, die erfolgreiche Arbeit weiter fortzuführen, ob Zweite oder Dritte Liga macht dabei keinen Unterschied. Im Leben geht es immer weiter und es gilt nach vorne zu schauen. Wenn man zu sehr grübelt und negativ denkt, wird man keine Erfolgserlebnisse haben. Dann wären wir auch nicht aufgestiegen.

Den Aufstieg hat der SVWW mit offensivem Fußball geschafft. Ist es ein Vorteil, dass die Gegner in der Zweiten Liga selbst mehr für das Spiel machen werden?

Wir haben gegen Mannschaften, die versucht haben das Spiel zu machen, immer gut ausgesehen und haben ein unglaubliches Potenzial im Umschaltspiel. Die Geschwindigkeit und das schnelle Spiel in die Spitze sind unsere Stärken. Natürlich ist auch ein Ziel unserer Arbeit, im Vergleich zur Vorsaison defensiv stabiler zu stehen. Wir werden aber nicht unseren Spielstil komplett verändern, nur weil wir in einer anderen Liga spielen. Wir wollen weiter Tore machen.

Das Interview führte Stephan Crecelius.



3:1 im Test gegen den VfB Eichstätt

Zweiter Sieg im zweiten Testspiel während des Trainingslagers: Fußball-Zweitligist SV Wehen Wiesbaden schlägt Regionalligist VfB Eichstätt mit 3:1 (0:0)- Es trafen Nicklas Shipnoski (51.), Marvin Ajani (59.) und Kofi Kyereh (86.). Das Gegentor zum 1:2 kassierte der SVWW per Elfmeter durch Fabian Eberle.

Aufrufe: 08.7.2019, 18:30 Uhr
Stephan CreceliusAutor