2024-04-25T14:35:39.956Z

Spielbericht
Teamwork: Daniel Wein könnte zurück in die Startelf rücken, um an der Seite von Quirin Moll (r.) die konterstarken Wehener zu bremsen. 
Teamwork: Daniel Wein könnte zurück in die Startelf rücken, um an der Seite von Quirin Moll (r.) die konterstarken Wehener zu bremsen.  – Foto: mis

Köllner: „Der Star ist die Mannschaft. Alle reißen sich den A... auf“

Köllners Award 2020 geht an die ganze Mannschaft

Löwen-Coach Michael Köllner lobt vor dem Spiel gegen Wehen Wiesbaden sein Team. Für ihn ist die Mannschaft der Star.
  • Vor dem letzten Spiel vor der Winterpause lobt Löwen-Coach Köllner sein Team.
  • Nicht nur Topscorer und Kapitän Sascha Mölders beeindruckt ihn in letzter Zeit. Er lobt durch die Bank hinweg.
  • Am Freitagabend treffen die Löwen auf Wehen Wiesbaden. Das Spiel ist bei uns im LIVE-Ticker.


München – Während die Fußballwelt gestern Abend auf die FIFA-Wahl der Besten blickte, interessierte sich Michael Köllner nur am Rande für die Kür der Superstars. Sein Standpunkt: „Ein extrem guter Sechser oder Achter, der die Fäden in der Hand hält, ist aus Trainersicht oft der wichtigere Spieler als ein Lewandowski, Ronaldo oder Messi, der vorne die Angriffe finalisiert.“ Analog dazu fiele Köllners Wahl aus, sollte der 1860-Coach in die Verlegenheit kommen, den Besten der Besten aus dem Löwen-Kosmos 2020 auszuzeichnen. Seine salomonische Antwort: „Der Star ist eindeutig die Mannschaft, weil sich alle den A . . . aufreißen, dass es gute Ergebnisse gibt.

Aktuelle Beispiele: „Dennis Dressel hätte den Award schon erhalten, auch Marius Willsch oder viele andere.“ Dass Sascha Mölders bei den jüngsten Tor-Orgien (5:0 gegen Waldhof, 3:0 in Lautern) „unser Man of the Match“ war, freut Köllner, „weil es Punkte bringt“. Grundsätzlich sei es aber so: „Das pendelt bei uns jeden Tag. Wir haben eine gute, kompakte Mannschaft, und wenn ich an das letzte Training denke, dann würde die Wahl ganz klar Daniel Wein gewinnen.“

TSV 1860: Wehen eine „extrem starke Umschaltmannschaft“

Womit die Überleitung auf das Jahresabschlussspiel gegen Wehen Wiesbaden hergestellt wäre. Für eine Wein-Rückkehr ins zuletzt siegreiche Löwen-Team sprechen gleich drei Umstände. Erstens: Der Ausfall von Stefan & Stephan macht Platz für taktische Änderungen. Stefan Lex hat muskuläre Probleme, Stephan Salger noch immer eine lädierte Wade. Beide werden heute nicht im Kader stehen. Zweitens: Köllners Respekt vor der „extrem starken Umschaltmannschaft“ Wehen ist enorm. „Es wird für uns auf eine sehr gute Konterabsicherung ankommen“, was für eine Doppelsechs Moll/Wein sprechen könnte. Drittens, wobei das eher eine flapsige Bemerkung mit Bezug auf die Kadergröße war. „Ich kann nicht Wasser in Wein verwandeln“, scherzte der bibelfeste Köllner, „ich kann nur mit Daniel Wein spielen.“

Unabhängig von der Aufstellung im letzten Spiel des Jahres geht es für 1860 darum, eine Englische Woche zu veredeln, die ein Überwintern auf Tabellenplatz zwei möglich machen könnte. „Es geht um drei wichtige Punkte“, so Köllner. Nach Sportchef Günther Gorenzel, der bei seiner Dankesrede niemanden aussparte, war es auch dem Coach ein Anliegen, einen größeren Bogen zu spannen. Zufrieden sei er mit der Mannschaft, die er und sein Team aus einem schmalen Kader entwickelt hätten. Semi Belkahia sei das beste Beispiel dafür, wie es gelingen kann, einen Spieler so an die Startelf heranzuführen, dass ihm im Ernstfall nicht die Nerven versagen: „Es bringt nichts, einen Spieler nur kurz vor dem Spiel starkzureden, so etwas geht nur über einen längeren Zeitraum.“ Und mit Vertrauen. Das Motto des gläubigen Christen Köllner: „Der Mensch denkt, Gott lenkt. Man muss Dinge auch mal laufen lassen.“ Generell sei die Zeit nun einfach reif gewesen, auch mal Talente wie Lorenz Knöferl von der Leine zu lassen: „Es wäre Unsinn gewesen, die jungen Spieler ganz am Anfang zu bringen.“

1860-Coach Köllner und der Aberglaube

Wobei der Glaube das eine ist und der Aberglaube das andere. Dass Köllner seit Kurzem wieder auf sein Headset verzichtet, begründet er so: „Wenn ich ein Spiel verliere, habe ich die Klamotten ein zweites Mal nicht mehr an. Ich habe da meine Marotten – und bin bisher gut damit durchs Leben gekommen.“ Und durch eine Saison, mit der 1860 die Fans „glücklich und stolz“ gemacht habe.

(Uli Kellner)

Aufrufe: 017.12.2020, 09:48 Uhr
Münchner Merkur / tz / Uli KellnerAutor