"Die 72 Stunden vor dem Spiel am Samstag haben wir nichts anderes gemacht als das Hygienekonzept ausgearbeitet", stöhnt Burghausens Sportlicher Leiter Karl-Heinz Fenk. Der SV Wacker durfte am Samstag zum Derby gegen den TSV Buchbach die Maximalzahl von 400 Besucher willkommen heißen. Damit die glücklichen 400 Fans aber live mit von der Partie sein konnten, war eben enorm viel Arbeit nötig. "Der Aufwand ist für einen Amateurverein auf Dauer kaum zu stemmen", meint Fenk. Das gehe schon weit vor dem Spiel los: "Wenn ich die Aufstellung in den Laptop eingebe, muss ich anschließend selbigen und den Tisch desinfizieren. Das gleiche Prozedere muss der Gegner machen. Mannschaftsansprachen sind zum Beispiel nur mit Mundschutz erlaubt, wenn sich zu viele Personen in der Kabine befinden."
Bis kurz vorm Anpfiff müssten die Spieler die Masken tragen. Anschließend müssen die Mund-Nasen-Bedeckungen gereinigt und desinfiziert werden. Viel Arbeit, wenig Ertrag. Denn durch die Zuschauerbegrenzung auf derzeit 400 kommt nicht viel in die Kasse rein. "Es reicht gerade so, um den Aufwand decken zu können. Verdienen tun wir nichts", bestätigt Fenk. Viel Idealimus ist also gefragt. "Wir machen das für unsere Fans", sagt Fenk und will ähnlich wie die SpVgg Bayreuth, die am kommenden Samstag per Ausnahmegenehmigung vor 1.000 Zuschauern spielen darf, im örtlichen Rathaus vorstellig werden: "Das Heimspiel gegen Buchbach war eine Art Probelauf. Jetzt hoffe ich schon, dass wir zur nächsten Partie gegen Schalding vielleicht 700, 800 Fans ins Stadion lassen dürfen. 1.000, das wäre natürlich eine feine Sache."
Einen Riesenaufwand hatte am Samstag auch der SV Schalding betrieben - sportlich wie organisatorisch. "Ich kann es nicht genau sagen, aber es waren schon wesentlich mehr Helfer im Einsatz als bei einem normalen Ligaspiel", erzählt der Sportliche Leiter Markus Clemens. Der Unterschied: Es fanden sich aber nicht wie gewohnt fast 1.000 Besucher am Reuthinger Weg ein, sondern nur 250. Auch in Schalding lautete die Losung: Extrem viel Arbeit für überschaubaren Besuch. Deshalb schlägt auch Clemens in die gleiche Kerbe wie sein Burghauser Kollege: "Wir strecken uns bis zur Decke, haben die Vorgaben sehr gewissenhaft umgesetzt und nichts dem Zufall überlassen, aber auf Dauer funktioniert das nicht." Schaldings Manager setzt darauf, dass die Amateurfußball-Klubs als Vorbilder auftreten: "Wir können den Beweis antreten und allen zeigen: Seht her, wir können das!"
Dass nicht überall mit Akribie die Regeln umgesetzt, sondern eher lax gehandhabt werden, ist für ihn absolut kontraproduktiv: "In diversen Galerien habe ich gesehen, dass das leider nicht überall so ernst genommen wird." Clemens weist mit Nachdruck daraufhin, die Regelung bezüglich der 400 nur auf zugewiesenen Sitzplätzen erlaubten Zuschauern noch diese Woche zu überdenken: "Natürlich unter Einhaltung der Vorschriften ist es ohne Weiteres möglich, 400 Personen auf Stehplätze zu verteilen. Jeder Verein sollte 400 statt 200 Leute frei haben, das wäre zumindest ein Anfang." Der langjährige SVS-Fußballchef setzt sich zudem für eine Quote ein: "Wir sollten wegkommen von starren Zahlen. In Schweinfurt oder Burghausen hat man doch zum Beispiel ganz andere Bedingungen als bei uns. 30 Prozent der Maximalkapazität wie es zum Beispiel auch im Profibereich gehandhabt wird, das wäre keine schlechte Lösung."