2024-05-10T08:19:16.237Z

Aufreger der Woche

Schuld auf beiden Seiten

Tumult beim Spiel Suryoye Verl - TSG Harsewinkel nicht im Detail aufgeklärt

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Die Spruchkammer des Fußball-Kreisverbandes Gütersloh konnte bei ihrer Sitzung am Montag nicht im Detail aufklären, was in der Kreisligapartie Suryoye Verl - TSG Harsewinkel II, die am 7. September in der 85. Minute beim Stande von 1:1 von Schiedsrichter Stefan Möbuß abgebrochen wurde, passiert ist. Das vom Vorsitzenden Hans Strathoff (FSC Rheda) verkündete Urteil (siehe extra Text) nimmt deshalb beide Seiten in die Verantwortung.

Auf Nachfrage der NW bezeichnete der erfahrene Sportrichter die Strafen, insbesondere die Sperren gegen die Spieler Immanuel Esen (Suryoye) und Emmanuel Reiter (TSG), die mit ihren Handgreiflichkeiten den Tumult ausgelöst hatten, als "eher milde". Gleichwohl hofft der Rechtsanwalt auf einen Effekt: "Wir haben ja gemerkt, wie unangenehm Zeugen und Beschuldigten die Verhandlung und vor allem die Berichterstattung darüber ist."

Die Spieler härter zu bestrafen, sei unmöglich gewesen, da nicht ermittelt werden konnte, wer von ihnen mit den Handgreiflichkeiten angefangen hat. "Wer nach einer sportrechtswidrigen Handlung zurückschlägt, hat aber einen Milderungsgrund", erklärte Strathoff, warum der Grundsatz "im Zweifel für den Angeklagten" für beide Streithähne gilt.

Als Esen und Reiter aneinandergerieten, stürmten an jenem 7. September Zuschauer, Betreuer und Spieler beider Klubs den Platz. Es kam zu verbalen, aber auch zu handgreiflichen Auseinandersetzungen. In deren Verlauf verletzte sich Birol Bozkurt, der als nicht-neutraler Linienrichter fungiert hatte. Ob der zu diesem Zeitpunkt als Spieler gesperrte Harsewinkeler dieser Aufgabe während der gesamten Partie oder nur zeitweise nachkam, ist ungeklärt.

Fest steht aber, dass Bozkurt eine gebrochene Nase und Prellungen davontrug. Die Verletzungen wurden ihm nach einem dreitägigen Krankenhausaufenthalt attestiert. Anschließend feierte Bozkurt, der unverzüglich bei der Polizei eine Anzeige gegen Unbekannt wegen Körperverletzung stellte, drei Wochen lang krank.

Von Seiten Suryoyes wurde der nicht-neutrale Linienrichter indes als Aggressor ausgemacht. Bozkurt soll im allgemeinen Getümmel den Verler Isa Dalmis in den Schwitzkasten genommen haben. "Der will sich befreit, aber von den Folgen nichts mitbekommen haben", wunderte sich Strathoff. Sportrechtlich wurden diese gegenseitigen Anschuldigungen nicht beurteilt.

Die meiste Zeit nahmen die Aussagen von Esen und Reiter in Anspruch. Der Verler will von seinem Gegenspieler beleidigt ("Er hat zu mir Hursensohn gesagt") worden sein und einen Schlag gegen den Kopf bekommen haben. Danach hätte sich der 21-Jährige nur noch schützen wollen. Er selber habe "niemanden beleidigt oder geschlagen".

Reiter erlebte die Situation ganz anders. Der aus Ghana stammende 32-Jährige sei permanent wegen seiner dunklen Hautfarbe von Gegenspielern und Zuschauern rassistisch beleidigt ("Wasch dich mal") und bedroht ("Haut den scheiß Neger weg") sowie von Esen körperlich angegangen worden. Reiter will von Esen einen Schlag ins Gesicht bekommen haben. Die acht aus beiden Lagern geladenen Zeugen schätzten auch diese Konfrontation höchst unterschiedlich ein.

Einen rassistischen Hintergrund bei dem unschönen Vorfall in Verl schloss Strathoff aus. Der Kammervorsitzende hatte den Vorgang zur Vorsicht an die für solche Fälle zuständige Spruchkammer des westfälischen Verbandes zur Prüfung abgegeben, aber wieder zurückbekommen. "Wenn ich bei der Verhandlung gemerkt hätte, dass es systematische, rassistische Beleidigung gegeben hätte, wäre er aber wieder dahin zurückgegangen", sagte er.

Nach solchen Beleidigungen, auf die ihn Reiter in der Pause aufmerksam gemacht haben will, gefragt, gab Schiedsrichter Stefan Möbuß an, "nichts gehört" zu haben. Der 24 Jahre alte Unparteiische aus Altenbeken hatte mit einem Handy die Polizei gerufen, als "zwischen 40 bis 50 Personen auf den Platz stürmten." Wenigstens darin waren sich die Zeugen am Montag einig. Für Strathoff handelte der Schiedsrichter absolut richtig, als er das Spiel abbrach: "Beide Seiten haben nicht erkennen lassen, dass sie das Spielfeld räumen wollten. Eine ordnungsgemäße Fortsetzung war unmöglich."

Suryoyes Trainer Josef Das hoffte auf ein Wiederholungsspiel. Eckhard Köhl von der TSG Harsewinkel fand dagegen: "Es wäre keine gute Idee, die beiden Teams noch mal gegeneinander antreten zu lassen."

Das Urteil

Die Vereine Suryoye Verl und TSG Harsewinkel werden wegen grob unsportlichen Fehlverhaltens ihrer Zuschauer zu Geldstrafen von 100 Euro (Suryoye) und 50 Euro (TSG) verurteilt. Die Spieler Immanuel Esen (Suryoye) und Emmanuel Reiter (TSG) werden wegen Tätlichkeit gegenüber dem Gegenspieler ab sofort für fünf Wochen bis zum 24. November 2014 gesperrt. Die abgebrochene Partie wird für beide Mannschaften mit 0:2 als verloren gewertet.

Aufrufe: 022.10.2014, 17:14 Uhr
Maik BrungsAutor