2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Heiko van der Velden

Der Torjäger steht in den Startlöchern

Cagatay Kader will beim SV Straelen seine ganze Klasse zeigen

Vor sieben Jahren stand Cagatay Kader beim Zweitligisten VfL Bochum ganz am Anfang einer verheißungsvollen Profi-Laufbahn. Inzwischen ist der 23-Jährige beim SV Straelen gelandet und möchte zeigen, was in ihm steckt.
Für den talentierten Stürmer lief alles nach Plan. Die mittlere Reife hatte der heute 23-jährige Cagatay Kader in der Tasche. Und zum selben Zeitpunkt wurde er in der B-Junioren-Bundesliga mit der Torjägerkanone ausgezeichnet. Als Zweitligist VfL Bochum ihn zeitgleich mit einem Vorvertrag für den Profikader ausstattete, hatte sich die Sache mit dem Fach-Abitur für ihn erledigt. Ab sofort wollte er Fußballprofi werden.

Auf der Erfolgsleiter ging es für den jungen Mann mit dem ausgeprägten Torriecher stetig nach oben. In beiden Spielzeiten der A-Junioren-Bundesliga war er der alles überragende Stürmer mit hoher Trefferquote. Zur Belohnung durfte er mit den Profis trainieren – bis der Höhenflug jäh gebremst wurde. „Der VfL wollte damals hoch in die Bundesliga und hat deshalb keine Junioren übernommen“, sagt er.

Seine Enttäuschung hielt sich in Grenzen, denn mittlerweile waren bundesweit die Scouts auf den 1,89 Meter großen Schlaks mit der eingebauten Torgarantie aufmerksam geworden. Er entschied sich, einen Vertrag beim Zweitliga-Absteiger FSV Frankfurt zu unterschreiben. „Der Verein stellte eine neue Mannschaft zusammen und wollte den direkten Wiederaufstieg. Das habe ich als große Chance für mich betrachtet“, sagt er. „Fünf Spiele musste ich auf der Bank schmoren, aber dann habe ich meine Chance bekommen und sie genutzt. Von da an war ich Stammspieler.“

Doch auch beim hessischen Traditionsclub kam alles anders, als er gedacht hatte. Der Verein musste Insolvenz anmelden und stieg aus der Dritten Liga ab. Seiner Karriere tat diese bittere Pille zunächst keinen Abbruch, denn es lagen genügend lukrative Angebote von anderen Vereinen vor. Er entschied sich für den Drittligisten VfR Aalen – die örtliche Presse im Schwabenland feierte Cagatay Kader bereits als Königstransfer. In Aalen wurde er mit der vollen Härte des Profisports konfrontiert – auf einmal verstand der junge Mann die Welt nicht mehr. VfR-Trainer Peter Vollmann schenkte dem mit Vorschusslorbeeren eingedeckten Angreifer keinerlei Beachtung und ließ ihn auf der Ersatzbank versauern – Kader kam bei fünf Kurzeinsätzen auf sehr bescheidene 36 Spielminuten.

Und es sollte noch dicker für den gebürtigen Düsseldorfer kommen, der kurz zuvor noch heiß umworben worden war. Plötzlich wollte ihn kein Verein mehr unter Vertrag nehmen. In der dritten türkischen Liga fand er für eine Saison einen Arbeitgeber, um anschließend ein weiteres Jahr beim VfB Homberg in der Regionalliga zu spielen.

Im Sommer hat Regionalliga-Aufsteiger SV Straelen den 23-Jährigen verpflichtet, um die große Lücke, die Torjäger Shun Terada nach seinem Wechsel zu Rot-Weiß Oberhausen hinterlassen hat, zu stopfen. In der Vorbereitungszeit hinterließ Cagatay Kader als Sturmspitze einen blendenden Eindruck und sorgte mit zwölf Treffern in neun Spielen für viel Zuversicht an der Römerstraße. In den ersten drei Pflichtspielen litt er an Ladehemmung, anschließend kam er wegen einer Fußverletzung nicht mehr zum Einsatz.

Der Traum von einer Karriere als Fußballprofi ist für ihn noch nicht zu Ende. In Straelen hofft er, sich für weitere Aufgaben zu empfehlen, schließt aber keineswegs aus, längere Zeit für die Grün-Gelben auf Torejagd zu gehen. Entsprechend ambitioniert gibt er 15 Saisontreffer als persönliches Ziel aus.

An der Römerstraße hat sich Cagatay Kader auf Anhieb wohlgefühlt. Und er nennt gleich mehrere Gründe, weshalb das so ist: „Die Trainingsintensität ist in Straelen so hoch wie bei kaum einem anderen Regionalligisten. Unsere drei Betreuer machen einen besseren Job als die in der Dritten Liga. Und die Physio-Abteilung hat Zweitliga-Format. Auch die Stimmung in der Mannschaft kann ich nur lobend erwähnen, genauso wie die akribische Arbeit unseres Trainers und des Managers.“

Der in Düsseldorf geborene Deutsch-Türke hat sein bisheriges Leben nahezu ausschließlich auf dem Sportplatz verbracht und legte bereits in jungen Jahren unzählige Sonderschichten auf dem Rasen ein. Mit der Zeit nach dem aktiven Fußball beschäftigt er sich noch nicht. „Dazu ist es in meinen Augen noch zu früh und würde mich nur davon ablenken, den Fokus auf meine weitere sportliche Entwicklung zu richten.“

Seine Verletzung hat Cagatay Kader auskuriert. Der Torjäger steht in den Startlöchern, um nach Möglichkeit schon am Samstag gegen Alemannia Aachen den ersten von 15 angestrebten Treffern zu erzielen.

Aufrufe: 030.10.2020, 22:00 Uhr
RP / Heinz SpützAutor