2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Florian Schlicker (l.) und Serdal Gündogan fungierten dreieinhalb Jahre als Trainerduo des SV Seligenporten.
Florian Schlicker (l.) und Serdal Gündogan fungierten dreieinhalb Jahre als Trainerduo des SV Seligenporten.

SV Seligenporten entlässt Trainerduo

Der abstiegsbedrohte Regionalligist zieht die Reißleine +++ Für Schlicker und Gündogan übernehmen vorerst Pfeifer und Christ

Walter Eisl befand sich zuletzt in einer Zwickmühle. Das, was der Präsident des SV Seligenporten in den vergangenen Wochen von seinen Regionalliga-Fußballern auf dem Platz zu sehen bekam, gefiel ihm meist gar nicht. Das Team spielte häufig schlecht und noch häufiger erfolglos. Nur ein Sieg aus neun Spielen nach der Winterpause bedeuteten den Absturz auf den vorletzten Tabellenplatz. Eine Negativspirale, die auch das eingespielte Trainerduo Florian Schlicker und Serdal Gündogan nicht verhindern konnte.

Eisl schaute zu, ärgerte sich, hielt dem verdienten Coaching-Tandem aber die Treue. Schließlich hatte das Trio gemeinsame Erfolge gefeiert – zuletzt den direkten Wiederaufstieg in die Regionalliga vor der Saison. Man schätzt und mag sich. Das hat Eisl nicht vergessen, als er sich immer wieder ärgern musste über Niederlagen gegen Buchbach (0:2 zu Hause), Schalding-Heining (0:1 auswärts) oder zuletzt gegen die SpVgg Bayreuth (1:3 auswärts).


Team spielte mut- und kraftlos

Die jüngste Niederlage gegen die Oberfranken war aber eine zu viel. Der SVS präsentierte sich mut- und hoffnungslos. Eisl wollte nicht länger zusehen – Sympathien her, Verdienste her. Am Mittwoch las sich die Konsequenz aus der Talfahrt dann branchenüblich so: „Nach intensiven und konstruktiven Gesprächen sind wir übereingekommen, dass wir in unserer bedrohlichen Situation dringend einen neuen Impuls setzen müssen. Deshalb werden wir uns von Florian Schlicker und Serdal Gündogan mit sofortiger Wirkung trennen. Wir bedanken uns bei ihnen für die über weite Strecken sehr erfolgreiche Zusammenarbeit.“

Vorläufig wird Michael Pfeifer, bislang vor allem beratend an der Seite von Eisl im Hintergrund des Vereins tätig, als Interimstrainer das Team führen. Regionalligakicker Marco Christ übernimmt die Rolle als spielender Co-Trainer. Der 54-jährige Pfeifer hat den A-Trainerschein inne, ist zudem Stützpunkttrainer des DFB in Neumarkt und seit Jahren in die Fußballabteilung des SVS integriert. Vom Wechsel auf der Trainerbank fünf Spieltage vor Saisonende erhofft sich Eisl das, was man sich eben in solchen Fällen erhofft: neuen Schwung, neue Impulse. „Vielleicht kommt ja noch einmal ein Schub?!“

Der SVS-Boss versichert zwar, dass „es für uns kein Beinbruch wäre, wenn wir absteigen sollten“. Das zu verhindern, wolle man aber nochmal versuchen, auch wenn „die Chance auf den Klassenerhalt bei fünf Prozent liegt“. Interimstrainer Pfeifer will zum nächsten Spiel am Freitag (18.30 Uhr) zu Hause gegen den FC Augsburg II vor allen Dingen wieder „Spaß und Leidenschaft in die Mannschaft reinbringen“. Ob Pfeifer bis Saisonschluss Coach der Klosterer bleiben wird, ließ Eisl offen. Angesichts der seit Wochen prekären Tabellensituation hätte sich zuletzt mancher Trainer beim SVS ins Spiel gebracht. „Wir werden die Situation bewerten“, so der Vereinsboss. Im Falle des Trainerduos Schlicker/Gündogan ist das nun in drastischer Form geschehen. Der Daumen ging nach unten. Beide hatten seit der Regionalliga-Saison 2013/14 die Klosterer trainiert. Gleich im ersten gemeinsamen Jahr landete der SVS auf einem nie erhofften siebten Rang. Nach dem Abstieg 2015 folgte in der Vorsaison der prompte Wiederaufstieg.



Von Beginn an war der Wurm drin

Heuer war allerdings vom ersten Anstoß weg der Wurm drin. Immer wieder fielen Leistungsträger verletzt aus, hinzu kam, dass mancher Neueinkauf nicht wie geplant lieferte – eine verhängnisvolle Mischung. Ob die Entlassung und deren Zeitpunkt „die richtige Entscheidung war, wird man sehen“, sagt Eisl und fährt fort: „Wenn sie am Ende zu spät kam, dann ist das in gewisser Weise meine Schuld. Das nehme ich auf mich.“ Auf jeden Fall sei die Trennung für ihn „die schwierigste Entscheidung gewesen, seitdem ich beim SV Seligenporten etwas zu sagen habe“.

Mit Schlicker und Gündogan sei er freundschaftlich verbunden, dem SVS gegenüber aber als Präsident verpflichtet, stets im besten Sinne für den Verein zu handeln – eine Zwickmühle eben. „Es geht am Ende aber um das Wohl und Wehe des SV Seligenporten“. Und dieses wollte Eisl nicht mehr in die Hände der Coaches legen. Vor allem mit „Schlicko“, der in seinen elf Jahren als Spieler und Coach den SVS mit seiner umgänglichen, loyalen und leidenschaftlichen Art nachhaltig geprägt hat, verlieren Eisl und Co. den Inbegriff eines Klosterers. Die gemeinsamen Jahre mit Schlicker, dessen Wechsel zur kommenden Saison als Co-Trainer ins Nachwuchsleistungszentrum des FCN bereits seit Wochen feststand (wir berichteten), bringt Eisl in einem kurzen Satz auf den Punkt: „Es war eine wunderbare Zeit.“ Schlicker und die Klosterer, das gehörte jahrelang einfach zusammen – am Mittwoch endete die gemeinsame Reise abrupt.

Aufrufe: 020.4.2017, 13:00 Uhr
Thorsten DrenkardAutor