2024-05-02T16:12:49.858Z

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Musste frühzeitig zum Duschen: Tim Hulsey. F: Luge
Musste frühzeitig zum Duschen: Tim Hulsey. F: Luge

Eine Busfahrt, die ist lustig

In Unterzahl vier Tore in einer Halbzeit: Kreuznacher gewinnen 4:2 in Nanzdietschweiler

NANZDIETSCHWEILER. Eine Busfahrt, die ist lustig - eine Busfahrt, die ist schön... Erst recht, wenn man drei Punkte im Gepäck, ein ,,Stubbi" in der Hand und ein Liedchen auf den Lippen hat. So geschehen zum Auftakt ins Bad Kreuznacher Fußballjahr 2016. Da festigte die SG Eintracht Landesliga-Platz zwei durch ein spektakuläres 4:2 (0:1) beim SV Nanzdietschweiler.

Der Begriff ,,spektakulär" ist beim Fußball in der Pfalz eigentlich dem FCK vorbehalten. Nicht so am vergangenen Samstag. Denn die Partie auf dem kleinen Kunstrasenplatz im 30 Kilometer westlich von Kaiserslautern gelegenen 1200-Einwohner-Örtchen umwehte ein Hauch von ,,Betze-Feuer".

Es war hektisch in Nanzdietschweiler, und es war kalt. Wasser prasselte 90 Minuten vom Himmel. Aber die SG Eintracht ließ die etwa 30 mitgereisten Eltern und Fans nicht im Regen stehen. Das änderten auch ein 0:1-Rückstand zur Pause oder ständig reklamierende SVN-Kicker und ewig protestierende einheimische Zuschauer nicht. ,,So eine zweite Halbzeit habe ich noch nicht erlebt", brauchte hiernach Kreuznachs Coach Thomas Wunderlich einige Zeit, um das erste Pflichtspiel des Jahres in Worte zu packen.

Kniffe greifen nicht

Doch der Reihe nach: Die Eintracht war mit großer Erwartung angereist, Trainer Wunderlich hatte sich ein paar Kniffe ausgedacht. So verschrieb er dem Zentrum im SGE-Spiel eine Verjüngungskur, stellte dort Fabien Spreitzer (17) und Pascal Missal (22). Aber in der ersten Halbzeit bekamen die Gäste nie richtig Zugriff auf eine Partie, in der Nanzdietschweiler aggressiv in die meist ungeordneten Ballwechsel ging. Der SGE fehlte der Plan, sie ließ sich noch von den äußeren Gegebenheiten anstecken. Nicht unverdient gingen die Pfälzer denn auch in Führung - und das mit ganz einfachen Mitteln: Ein langer Abschlag wurde per Kopf verlängert, Marcel Filomela und Florian Unckrich waren nicht auf der Höhe, dafür der Ball im Tor (10.).

Es folgte eine ordentliche Pausenaussprache - besser gesagt, ein lautstarker Monolog des SGE-Trainers. ,,Das hat gewirkt", verriet Wunderlich schmunzelnd. Die mitgereisten Fans und Co-Trainer Patrick Krick trugen ihren Teil dazu bei, um die Mannschaft einzuschwören. Ein Ruck ging durch die Reihen der Gäste, Wunderlich beschrieb es mit den Worten: ,,Wir haben dann als Kollektiv funktioniert."

Rot gegen Hulsey

Christian Tix kam für Filomela auf den Platz, Spreitzer (,,Der Junge hat nach dem Wechsel 85 Prozent seiner Zweikämpfe gewonnen") wechselte auf die rechte Außenbahn. Baris Yakut nahm das Spiel nun immer wieder in die Hand. Und in vorderster Reihe brummten Christopher Lind und Niklas Schneider wie Duracell-Häschen zwischen ihren Gegenspielern hin und her. Und das alles in Unterzahl! Hatte die Eintracht doch Tim Hulsey nach einer Roten Karte verloren. Der Kapitän war bis dahin einer der auffälligsten Kreuznacher gewesen, ließ sich jedoch bei einer Rudelbildung zu einem Schubser hinreißen, den die Schiedsrichterin als Tätlichkeit ahndete (55.).

Doch die zahlenmäßige Unterlegenheit machte die Eintracht nur noch besser. Völlig verdient, wenn auch etwas glücklich, glich Yakut aus. Sein Freistoß glitt dem SVN-Keeper durch die Hände (59.).

Wieder mal kalt erwischt

Aber gerade, als die Eintracht nachlegen wollte, wurde sie erneut kalt erwischt, Nanzdietschweiler gelang wie aus dem Nichts das 2:1 (63.). Und wieder zeigte Wunderlichs Team Charakter: ,,Die Jungs sind mit den Fans im Rücken zurückgekommen." Yakut leitete auch in der 68. Minute einen Angriff ein, über Schneider kam der Ball zu Lind, der das Leder über den Torwart zum 2:2 ins Netz lupfte.

Die Schlussphase gehörte der Eintracht: Spreitzer krönte seine starke Leistung nach dem Wechsel mit dem 3:2, als er aus spitzem Winkel den Ball ins Tor donnerte (75.), für den Schlusspunkt einer emotionalen Partie sorgte kurz vor Ende Missal, der von Lind bedient worden war und mit 4:2 den Deckel drauf machte. Thomas Wunderlich kam nach Abpfiff aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus, daran änderte auch die Gelb-rote Karte gegen Schneider in der Nachspielzeit nichts: ,,In 45 Minuten vier Tore in der Pfalz. Und das alles in Unterzahl. Da war alles drin, Herzblut und drei Punkte. Wahnsinn."

Die Eintracht ist gerüstet für die nächste Aufgabe: Am Samstagnachmittag geht es zum Derby nach Meisenheim. Wenn es nach dem SGE-Trainer geht, mit der selben Leidenschaft. Auf jeden Fall aber wieder mit dem Bus.

DATEN: Nanzdietschweiler - SG Eintracht 2:4
  • SG Eintracht Bad Kreuznach: Czyzewski - Unckrich, Filomela (46. Tix), Cevirmeci, Azzaoui - Yakut (70. Gilles), Spreitzer, Missal, Hulsey - Lind (90. Huth), Schneider.
  • Tore: 1:0 Deschtschenja (10.), 1:1 Yakut (59.), 2:1 Fehrentz (63.), 2:2 Lind (68.), 2:3 Spreitzer (75.), 2:4 Missal (89.).
  • Rote Karte: Hulsey (SG Eintracht) Tätlichkeit (55.)
  • Gelb-Rote Karte: Schneider (SG Eintracht) wg. wiederh. Foulspiel (90.)
  • Schiedsrichterin: Hanna Schlemmer (Nußbach).
  • Zuschauer: 100
Aufrufe: 021.2.2016, 20:00 Uhr
Mario LugeAutor