2024-05-02T16:12:49.858Z

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Offensivkraft: Mohammed Hakimi belebt den Angriff von Fußball-Hessenligist Rot-Weiß Walldorf auf verschiedenen Positionen.	Foto: Uwe Krämer
Offensivkraft: Mohammed Hakimi belebt den Angriff von Fußball-Hessenligist Rot-Weiß Walldorf auf verschiedenen Positionen. Foto: Uwe Krämer

Hakimi erfüllt sich einen Wunsch

Hessenliga: Angreifer macht mit Wechsel zu Hessenligist Rot-Weiß Walldorf den nächsten Schritt

Er tat es vor gut dreieinhalb Jahren in der Gruppenliga. In der vergangenen Verbandsligasaison, jeweils im Trikot von Germania Ober-Roden, tat es Mohammed Hakimi gar drei Mal: gegen den SV Rot-Weiß Walldorf zu treffen.

So einen Fußballer hat man lieber in der eigenen Mannschaft. Und so holten die Rot-Weißen den 24-Jährigen in der Winterpause. Gut gebrauchen konnte ihn der Hessenligist ohnehin, denn der Deutsch-Afghane ist ein vielseitiger Angreifer. Auf welcher offensiven Position er auch spielt – überall ist er auf hohem Niveau und torgefährlich. Egal, ob im zentralen Mittelfeld, wo ihn Trainer Max Martin bisher einsetzte, ob im Sturmzentrum oder auf den Flügeln. In der vergangenen Saison schoss er sich mit 21 Treffern an die Spitze der Torjägerliste der Verbandsliga.

Hakimi wollte mit dem Wechsel in die Hessenliga den nächsten Schritt in seiner Laufbahn gehen. Zumal er damit die Mindestanforderung erfülle, um es in die afghanische Nationalmannschaft schaffen zu können: „Das wäre ein interessantes Ziel für mich.“ Zwei Hessenliga-Fußballer, Zubayr Amiri und Khaibar Amani vom SC Hessen Dreieich, gehören dem Auswahlteam des südasiatischen Landes bereits an.

Warum entschied sich Hakimi für den SV Rot-Weiß? Zurück von einem sechsmonatigen Auslandssemester in Thailand, hatte er eigentlich vor, noch bis zum Sommer in Ober-Roden zu bleiben. Als Martin bei ihm anrief, bot sich ihm die Chance, sich den Wunsch Hessenliga zu erfüllen. In einem Gespräch habe ihm der Trainer sein Konzept, seine Vorstellung von Fußball und die (auf eine nachhaltige Entwicklung des Clubs angelegte) Vereinsphilosophie erklärt. Und was er mit ihm, Hakimi, vorhabe. „Das hat mir ein gutes Gefühl gegeben“, sagt der Dietzenbacher, der in Dieburg aufgewachsen ist. Zumal ihm auch einige RW-Fußballer, die er schon länger kenne, in seiner Entscheidung bestärkt hätten. Julian Ludwig etwa spielte wie er in der Jugend von Hassia Dieburg. „Den Julian kenne ich noch aus Schulzeiten“, sagt Hakimi.

Für Fußball habe er sich schon als kleiner Junge interessiert. Weshalb ihn sein Vater beim SC Hassia angemeldet habe. Damit hat Mohammed Hakimi ein Alleinstellungsmerkmal in seiner Familie: Weder seine Eltern, die vor 30 Jahren als Flüchtlinge aus Afghanistan kamen, noch sein Bruder oder seine vier Schwestern spielen Fußball.

Nach dem Umzug nach Dietzenbach wechselte er zur TGM SV Jügesheim, wo er seine zweite A-Jugend-Saison verbrachte. Im nahe gelegenen Ober-Roden spielte er in seinen ersten fünfeinhalb Aktivenjahren: erst eine Spielzeit lang bei der TG, dann bei der Germania.

Bei allem sportlichen Ehrgeiz – sein berufliches Fortkommen ist ihm noch wichtiger. Im März beginnt er Praktika bei einem Eschborner Wirtschaftsprüfungs-Unternehmen und an der Frankfurter Börse. Parallel dazu schreibt er seine Bachelorarbeit. Sein Credo: „Fußball soll Spaß machen und mit dem Beruf vereinbar sein.“

Der Student der Wirtschaftswissenschaften hat sechs Monate an der Siam University in Bangkok hinter sich. Ein Freund und Studienkollege kam auf die Idee eines Auslandssemesters. Es sollte ein Ziel mit bezahlbaren Lebenshaltungskosten sein. Und es sollte in Asien liegen. Die Wahl fiel auf die thailändische Hauptstadt, wo er nicht nur lernte, sondern auch Fußball spielte. Mit der Universitäts-Mannschaft trainierte er und nahm an Turnieren gegen andere Uniteams teil. „Das hatte ein geringeres Niveau als in der Hessen- oder Verbandsliga“, berichtet Hakimi: „Aber es war gut zum Fithalten – gerade wegen der dort hohen Temperaturen.“ Auch die enorme Luftfeuchtigkeit in Thailand forderte ihn. Zeit zum Reisen blieb ihm auch. Hakimi besuchte Vietnam und Malaysia.

Und jetzt also – fußballerisch – der nächste Ortswechsel: Walldorf statt Ober-Roden, SV statt Germania, Rot-Weiß statt Schwarz-Blau. Mit RW-Mittelstürmer Nils Herdt, den er bei Bedarf auch ersetzen kann, harmoniert Hakimi prächtig. „Wir ergänzen uns recht gut“, sagt er. Bei gemeinsamen Einsätzen in den Testspielen und im Kreispokal schoss Herdt sieben Tore, Hakimi traf drei Mal. Nur ein Treffer für seinen neuen Verein fehlt dem Neuzugang also noch – dann hätte Mohammed Hakimi sozusagen den sportlichen Schaden, den er als Germania-Stürmer den Rot-Weißen zugefügt hat, wieder ausgeglichen.

Aufrufe: 025.2.2020, 14:22 Uhr
Dirk WinterAutor