2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Dušan Jevtić versucht sein Glück nach dem gescheiterten Wechsel in Pullach. Buchholz
Dušan Jevtić versucht sein Glück nach dem gescheiterten Wechsel in Pullach. Buchholz

Ex-Garchinger Dušan Jevtić im Interview: „Ohne Vorbereitung in die Startelf“

Pullach-Neuzugang über seinen Wechsel in die Bayernliga

Pullachs neuer Mittelfeldspieler Dušan Jevtić redet im Interview über seinen gescheiterten Wechsel, eine überzeugende Nachricht von Frank Schmöller und seine neu gesteckten Lebensziele.

Dušan Jevtić hat in seiner Karriere einiges erlebt. Nachdem er die Jugendmannschaften des TSV 1860 durchlief, spielte der heute 26-Jährige beim MSV Duisburg. Dort lief er zwar in der 2. Bundesliga auf, schaffte den Durchbruch aber nicht. Nach drei Auslandsstationen und zwei Regionalliga-Intermezzi ist er nun in Pullach gelandet. Dabei hatte der ehemalige bosnische U21-Nationalspieler Jevtić ein ganz anderes Ziel.

Dušan, du warst nach deiner Zeit in Garching erneut vereinslos, obwohl du Angebote hattest. Jetzt spielst du beim Bayernliga-Topteam SV Pullach. Wie kam es dazu?

Eigentlich hatte ich geplant, zu einem Verein im Balkan zu wechseln. Eigentlich.

Aber?

Ich habe sechs Wochen in Belgrad gewartet, um herauszufinden, dass ich betrogen wurde. Doch es ging nicht um die Verantwortlichen des Vereins, sondern um den Berater, der sich als unseriös herausstellte. Am Ende stand ich ohne Verein da.

Wie ist dann der Kontakt zum SV Pullach entstanden?

Der Kontakt war immer da. Ob Alexander Benede, Christoph Dinkelbach oder Daniel Leugner, ich kenne viele Jungs. Mit Dinkelbach habe ich sogar bei Sechzig noch in der U19 zusammengespielt. Ich habe ein bisschen mit Daniel Leugner geschrieben. Eines Tages bekam ich eine Nachricht von Frank Schmöller (Trainer SV Pullach, Anm.d.Red.). Und dann ging alles relativ zügig, innerhalb von zwei Wochen war ich Bestandteil der Mannschaft.

Bei Pullach hat man also gleich auf dich gebaut...

Frank Schmöller hat mir sofort vertraut. Ich habe keine Vorbereitung mitgemacht und kein Testspiel absolviert, habe mich nur privat fit gehalten, und stand in der Startelf. Dabei war ich meiner Meinung nach erst bei 40 Prozent. Aber er hat mich gleich reingeschmissen und es ist ja auch gut gelaufen.

Du hast schon in der zweiten Bundesliga gespielt und hattest eigentlich andere Pläne. Wie hat der Verein dich in die fünfte Liga gelotst?

Die Bayernliga war bis dato kein Thema für mich, da es beim VfR Garching Ende der letzten Saison gut lief und ich nicht daran gedacht habe. Es gab einige Anfragen aus der Bayernliga und eben auch aus der Regionalliga. Wenn dir aber ein erfahrener Ex-Bundesligaspieler wie Frank Schmöller eine Nachricht schreibt, hörst du dir das natürlich an. Er hat mich dann mit der Nachricht tatsächlich an Land gezogen. Aber das Beste war, dass ich keinen Druck bekommen habe und Zeit hatte, es mir durch den Kopf gehen zu lassen. Der Verein hat mir zehn Tage Zeit gegeben, mich zu entscheiden. Und das, obwohl die Saison bereits lief. In der Zeit hätte der Verein auch einen anderen Neuzugang holen können. Frank Schmöller hat sein Wort gehalten. Außerdem ist der SVP ein geiler Verein mit einer super Mannschaft.

Dein Debüt für den SVP konntest du bei deinem Ex-Verein 1860 geben, wo ihr gegen die zweite Mannschaft der Löwen gespielt habt. War das etwas besonderes, nach drei Monaten ohne Einsatz ausgerechnet dort wieder auf dem Platz zu stehen?

Sechzig ist meine Heimat, dort habe ich jahrelang in der Jugend Fußball gespielt und mich vor der Zeit in Garching fit gehalten. Ich habe tatsächlich kurz danach zu meinem Bruder gemeint, dass es schon ein komisches Gefühl war. Die zweite Mannschaft spielt ja auf dem Trainingsplatz, auf dem ich so oft trainiert habe. Aber als das Spiel angepfiffen wurde, wollte ich nur noch gewinnen.

Du hast es schon erwähnt, der SVP ist ein super Team. Doch der Verein darf bekanntlich nicht in die Regionalliga aufsteigen. Wie gehst du damit um?

Gerade ist mir das nicht so wichtig, da ich mich beruflich umorientiere. Ich möchte gemeinsam mit meinem Bruder selbstständig werden. Wir haben vor, im Bereich Fahrzeugüberführung und Logistik zu arbeiten.

Ihr seid auch in dieser Saison eines der Top-Teams in der Bayernliga Süd. Was denkst du, ist mit der Mannschaft in dieser Spielzeit möglich?

Das ist ganz schwer zu sagen, da ich die Liga sehr schlecht kenne. Aber unsere bisherigen Gegner waren wirklich gut. Die zweite Mannschaft der Löwen hat vor allem durch die Athletik überzeugt, da das Team mehr trainiert als andere. Die DJK Vilzing war ein spielerisch starker Gegner, obwohl sie im Tabellenkeller steht. Ich würde sagen, dass sich die Teams bisher nicht so sehr von denen in der Regionalliga unterscheiden. Über die Qualität in der Pullacher Mannschaft brauchen wir nicht reden, die Leistungen der letzten Jahre sagen ja alles aus. Der Verein will jedenfalls oben mitspielen. Das Team ist sehr eingespielt, ich bin eigentlich der einzige „Neue“.

Dein Vertrag geht jetzt erst mal ein Jahr. Was sind deine Ziele mit dem SVP? Würdest du auch länger bleiben?

In erster Linie will ich durch viele Spiele wieder reinkommen, denn durch Training alleine geht das nicht. Ich will mit der Mannschaft Spaß haben. Ich bin, was den SV Pullach angeht, wirklich sehr, sehr positiv überrascht. Ich könnte mir vorstellen, länger zu bleiben, wenn es sich ergeben sollte. Der Verein hält ja auch jedes Jahr sein gutes Team, das wird auch seinen Grund haben.

Was ist nach den Geschehnissen der letzten Monate dein persönliches Ziel?

Beruflich gesehen würde ich gerne Fuß fassen und mir ein Standbein aufbauen. Sicher dastehen ist genauso ein Ziel wie der Trainerschein. Was den Fußball angeht, ist es immer schwer zu sagen. Wenn sich in einem halben Jahr ein Drittligist oder ein oder ein starker Regionalligist meldet, könnte sich wieder alles ändern. Das kann ich also nicht wirklich beantworten.

Zum Abschluss etwas ganz anderes: Dein Jugendverein SpVgg 1906 Haidhausen feiert am Freitag die Kreisliga-Saisoneröffnung. Bekommst noch etwas von deiner alten Wirkungsstätte mit?

Jetzt, wo ich mehr Zeit habe, schon. Basti Bracher, der Trainer der Haidhausener, ist ein alter Freund und Teamkollege, mit dem ich jahrelang zusammen gespielt habe. Da kriege ich natürlich auch etwas mit. Und wer weiß, vielleicht werde ich ja irgendwann mal zu 1906 zurückkehren.

Aufrufe: 021.8.2018, 16:12 Uhr
Antonio Riether / Fussball Vorort RedaktionAutor