2024-05-10T08:19:16.237Z

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– Foto: Christian Riedel

Plattner: "Es trifft immer die Falschen, die Profis spielen weiter.“

Was sagen die Verantwortlichen der Vereine? Trainer und Vorsitzende erklären, wie sie mit der Corona-Fußball-Pause umgehen.

Der erneute Lockdown im Freizeitbereich trifft den Amateursport in der Region wie ein Keulenschlag. Wir haben bei den Vereinen nachgefragt, wie es vorerst weitergeht.

Landkreis –
Brigitte Weinzierl, Präsidentin des SV Lohhof:

„Die Entscheidung der Politik, den Breitensport komplett herunterzufahren, hat mich persönlich sehr überrascht. Bis zuletzt hat es ja in Bayern geheißen, dass man diesen Bereich möglichst aufrecht erhalten will. Für den Sport sind die Beschränkungen eine Katastrophe, und ich muss ehrlich sagen: Ich kann die Entscheidung nicht in allen Teilen verstehen. Wir haben doch in den vergangenen Wochen mit großem Aufwand zahllose Hygienekonzepte erarbeitet - allein in unserem Verein waren es 26 verschiedene. Ich finde es sehr schade, dass man da keinen Weg gefunden hat, um zumindest irgendeine Art von Sportangebot weiter anzubieten. Das wäre ja gerade jetzt wichtig, wo der Winter kommt, das Wetter schlecht wird und man sich draußen nicht mehr so viel bewegen kann. Dabei brauchen die Leute die körperliche Betätigung – und viele schaffen das einfach nicht alleine. Darüber hinaus denke ich auch an so Dinge wie die Schwimmausbildung. Die ist jetzt fast ein komplettes Jahr ausgesetzt worden, und entsprechend wird die Zahl der Nichtschwimmer steigen. Finanziell trifft den SV Lohhof die schwierige Situation zum Glück nicht so sehr, weil wir nur wenige Sportanlagen selbst betreiben. Aber für unsere Mitglieder ist die Entscheidung natürlich ein schwerer Schlag. Die einzigen, die bei uns weiter trainieren und spielen dürfen, sind die Zweitliga-Volleyballerinnen, da sie als Profi-Sport eingestuft werden.“

Magnus Harlander, Präsident des SV Heimstetten: "Ich halte die Entscheidung für richtig und habe mich schon gewundert, dass sie nicht früher gefallen ist. Wir sind mit den aktuellen Corona-Zahlen in einer Situation, in der man darauf achten sollte, alles zu vermeiden, was nicht absolut essenziell ist – und dazu gehört nunmal auch der Sport. Mehrere Abteilungen haben sich schon bei mir gemeldet und gefragt, wie sie mit Training oder Spielen am Wochenende umgehen sollen, schließlich treten die Beschränkungen ja erst am Montag in Kraft. Unsere Regionalliga-Fußballer hätten beispielsweise am Samstag noch ein Spiel in Garching. Doch ich habe ihnen und allen anderen die Empfehlung gegeben, da lieber zurückhaltend zu sein und sofort Schluss zu machen. Das war ja auch unsere Devise in der Vorstandschaft seit Ausbruch der Pandemie: lieber vorsichtig sein als irgendwas übers Knie zu brechen. Natürlich sehe auch ich die Gefahr, dass wir einige Mitglieder, vor allem im Nachwuchsbereich, verlieren könnten, wenn wochenlang nicht trainiert werden darf. Nach dem ersten Lockdown war das bei uns nicht so sehr der Fall, aber zuletzt hatten wir schon mehr Austritte als normalerweise. Auch deshalb werden wir die Mitglieder über unseren Newsletter anschreiben und an sie appellieren, den Verein in dieser schwierigen Situation zu unterstützen. Denn wir brauchen ja auch eine gewisse Substanz, wenn wir den Sportbetrieb nach der Krise wieder hochfahren wollen.“

Steven Toy, Spielertrainer des Fußball-Landesligisten Kirchheimer SC: „Grundsätzlich geht die Gesundheit aller Mitbürger vor, und es war abzusehen, dass Richtung Winter die Zahlen wieder steigen. „Ich denke, in den extremen Zeiten ist der Amateursport trotz seiner gesellschaftlichen Bedeutung nicht das Wichtigste. Wir haben glücklicherweise alle geplanten Punkts^lmepiele absolviert, daher ist eine Winterpause für uns jetzt unkritisch. Natürlich hätten wir gerne noch die eine oder andere Partie im Ligapokal gespielt.“

Plattner: „Für die Mannschaft und für mich ist das eine große Enttäuschung."



Anton Plattner, Trainer des Bezirksligisten SV Dornach: „Für die Mannschaft und für mich ist das eine große Enttäuschung. Zum einen, weil wir gerade in Fahrt gekommen wären und zum anderen, weil jetzt wahrscheinlich der Ligapokal der Corona-Pandemie zum Opfer fällt. Mal sehen, wie es weiter geht, Training ist bis auf Weiteres nicht gestattet. Es trifft immer die Falschen, die Profis spielen weiter.“

Emanuel Eisenreich, Vorsitzender des FC Ismaning: „Ich sehe den ganzen Lockdown neutral und hoffe, dass sich die Entscheider besser als ich auskennen in der Thematik. Wir hätten gerne mit der ersten Mannschaft noch unsere zwei Ligaspiele und eine Partie im Toto-Pokal gespielt. Bei der Jugend hoffe ich unterdessen, dass wir weiter kaum Spieler verlieren wie beim ersten Lockdown im Frühjahr. Die Hallensaison wird dieses Jahr ausfallen, was auch super schade ist. Wir im Verein hatten uns schon auf die neue Sportstätte mit der Sporthalle des Gymnasiums gefreut.“

Uwe Cygan, Vorsitzender des VfR Garching: „Der Sinn und Zweck eines Sportvereins ist es, dass die Mitglieder Sporttreiben können. Und wenn das nicht geht, ist es natürlich blöd. Gerade unsere Hallensportarten durften vor kurzem erst wieder beginnen und für die ist der Lockdown natürlich eine Katastrophe. Unser Verein hat immer zum Jahresende rund 2400 Mitglieder, dann starten wir nach Austritten wieder mit rund 2000 und im Laufe des Jahres treten die Leute wieder ein. Dieses Jahr ist zu befürchten, dass die Austritte bleiben, aber die Neueintritte ausbleiben. Und wie sollen wir bei den Fußballern einen neuen Trikotsponsor finden, wenn der nicht präsentiert werden kann. Das nächste Problem ist unsere heuer ausgefallene Jahreshauptversammlung, bei der wir die nächsten Neuwahlen vorbereiten wollten. Diese Versammlung mit der Wahl eines neuen Vorstandes soll im März stattfinden. Virtuell können wir eine solche Versammlung gar nicht abhalten.“

Rainer Gerhard, Vorsitzender des Tennisclub Ismaning, bringt einen weiteres Aspekt ins Spiel: „Derzeit wird noch geprüft, ob Tennis ein Individualsport ist und auch in den kommenden Wochen unter bestimmten Auflagen betrieben werden kann.“

Aufrufe: 029.10.2020, 17:53 Uhr
Münchner Merkur (Nord) / Patrik Nico Guido StäblerAutor