2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
– Foto: Phillip Schulze

"Auch wir haben natürlich finanzielle Einbußen"

Die Amateurfußball-Saison wurde wegen des Coronavirus abrupt abgebrochen. Wie geht man beim SV Langenstein mit der Situation um?

Das Coronavirus bremst vorerst den Spielbetrieb in Sachsen-Anhalt bis mindestens zum 19. April aus. Wir wollten von den Vereinen wissen, wie sie mit dieser für alle ungewohnten Situation umgehen und wie die Verantwortlichen dazu stehen. Die Perspektive vom SV Langenstein:

Name: Patrick Koch

Verein: SV Langenstein von 1932 e.V.

Funktion in der Mannschaft und/oder im Verein: Abteilungsleiter Fußball

Ist die Absage bis zum 19. April aus Deiner Sicht richtig?

Koch: Ja, auf jeden Fall. Der Zeitraum muss aber definitiv verlängert werden. Wir alle müssen unseren Teil dazu beitragen, dass die Ansteckungskurve abflacht. Wir alle lieben den Fußball, aber die Gesundheit steht über allem. Wir hatten auch als einer der ersten Vereine in Sachsen-Anhalt den Trainingsbetrieb komplett eingestellt. Die Verbände im Amateurbereich sollten sich jedenfalls nicht immer ewig Zeit lassen und auch vor drastischen Maßnahmen nicht zurückschrecken. Auch wenn wir alle derzeit den Fußball jedes Wochenende vermissen, was haben wir im Amateurbereich großartig zu verlieren? Richtig! Nicht viel…Ich persönlich gehe nicht davon aus, dass wir vor Juni wieder ein Fußballspiel auf den Sportplätzen im Land sehen werden. Alles andere wäre auch verantwortungslos seitens der Verbände.

Blick über den Tellerrand:

Für den Profifußball bin ich gespannt, was für finanzielle Auswirkungen auf die Vereine zukommen wird. Es kann aber auch eine Chance sein, dass eine Art Selbstreinigungsprozess stattfindet, damit endlich diese wahnwitzigen Ablösesummen ein Ende haben. So richtig glaube ich da aber nicht dran. Denn am Ende werden sich die reichen Bundesligisten solidarisieren und die DFL wird dafür sorgen, dass Ihr „Premiumprodukt“ Bundesliga keinen größeren Schaden nehmen wird. Für die Drittligisten wird es natürlich noch schwerer. Es sind ja nur sehr wenige Vereine, die über positives Eigenkapital verfügen. Hier bin ich echt gespannt, was der DFB sich da einfallen lassen wird. Aber wahrscheinlich wird man vom DFB keine finanzielle Unterstützung erwarten können. Wir alle können nur hoffen, dass die Schere zwischen den finanzstärkeren und –schwächeren nicht noch größer wird. Hier müssen die zuständigen Verbände im Sinne aller handeln! Der große Verlierer werden wieder die ganzen „kleinen“ Clubs sein. Das kaum noch vorhandene Vertrauen der Basis an die „großen Verbände“ wird noch mehr schwinden. Lassen wir uns einfach mal überraschen, vielleicht täusche ich mich ja auch.

Was kann man machen, um in einer solchen Situation das Vereinsleben aufrecht zu erhalten?

Koch: Aufgrund der aktuellen Verordnung kann man derzeit ja nicht viel machen. Im Vorstand, unter den Trainern und Spielern, wird sich über anstehende Maßnahmen oder Ideen ausschließlich über WhattsApp oder andere Social-Media-Kanäle unterhalten. Ein bisschen Sportplatzpflege, natürlich im Rahmen der gültigen Verordnung, muss auch noch gemacht werden. Das war es dann aber auch mit dem derzeitigen Vereinsleben.

Wie sieht es mit den konkreten Konsequenzen für Deinen Verein aus? Ist schon klar, dass es womöglich nun Probleme, etwa in der Finanzierung, geben könnte?

Koch: Auch wir haben natürlich finanzielle Einbußen. Wie hoch diese am Ende sein werden, lässt sich derzeitig nicht genau sagen. Uns fehlen z.B. die Einnahmen des Pokalheimspiels, Osterfeuer aber auch die Einnahmen aus unserer Kegelbahn. Für die Pächterin unserer Vereinsgaststätte, ist die derzeitige Situation existenzgefährdend. Aber Sie gibt nicht auf und bietet zurzeit einen Lieferdienst und Abholung von Mittagsangeboten an. Dies wird auch sehr gut angenommen. Es soll wohl Spieler im Verein geben, die dort fast jeden Tag ihr Mittagessen bestellen. Und das find ich super. So funktioniert Solidarität. Ab heute soll es dann ja auch einen finanziellen Zuschuss für Selbstständige geben, damit der Verlust etwas abgefedert werden kann. Hoffen wir mal, dass das alles reibungslos funktioniert und wir in absehbarer Zeit wieder ein Bier in unserer Sportgaststätte genießen können. Des Weiteren hoffen wir natürlich, dass alle unsere Sponsoren ohne größere Probleme durch die derzeitige Ausnahmesituation kommen.

Erwartest Du für den Fall, dass die Saison nicht regulär beendet werden kann, größere Diskussionen um den Auf- und Abstieg?

Koch: Es wird immer Diskussionen geben, weil es keine zufriedenstellende Lösung für alle geben kann. Für mich kommt nur eine Annullierung der Saison in Betracht. Keine Aufsteiger, keine Absteiger. Die Saison 2019/2020 hat dann nie stattgefunden. Im Amateurbereich ist das für mich die einfachste Lösung. Alle anderen derzeitigen Überlegungen machen für mich wenig Sinn.

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Aufrufe: 030.3.2020, 15:14 Uhr
Robert KeglerAutor