2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht

Harte Urteile für drei Spieler des SV Nord

Die Spruchkammer des Kreises Düsseldorf verhängt mehrmonatige Sperren für Stefan Schaumburg, Jan Wester und Bahadir Can. Auslöser sind die roten Karten, die das Trio bei einem Hallenturnier in Dorsten kassierte.

Gewalt und Aggressionen auf den Fußballplätzen nehmen zu - körperlich und verbal. Eine Erkenntnis, die nicht neu ist, doch seit dem Tod des 41-jährigen Linienrichters in Holland, den Jugendspieler nach einer Partie attackierten und der an den Folgen der Tritte verstarb, rückt die Problematik verstärkt in den Fokus. Denn am vergangenen Sonntag kam es beispielsweise in der B-Jugend-Partie des AC Italia Hilden gegen den Postsportverein Düsseldorf zur körperlichen Auseinandersetzung zweier Spieler.

Der Fußballverband Niederrhein versucht, mit härteren Strafen dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten. So verurteilte erst in der vergangenen Woche die Spruchkammer des Fußballkreises Kempen-Krefeld einen Spieler zu einer lebenslangen Sperre – er hatte den Schiedsrichter bei der Hallen-Stadtmeisterschaft tätlich angegriffen.

Im Fußballkreis Düsseldorf ist das Problem der vermehrten Übergriffe auf Unparteiische schon länger bekannt. Entsprechend drastisch sind inzwischen die Strafen, die die Spruchkammer verhängt. "Wir müssen die Schiedsrichter schützen", wiederholt Obmann Bernd Biermann immer wieder. Vor der Saison informierte der Kreis die Vereine über die neue Vorgehensweise, um sie auf die verschärfte Situation vorzubereiten. "Die Dramatik hat zugenommen. Selbst erfahrene Schiedsrichter sind nach massiven Beleidigungen nicht mehr bereit, weiter zu pfeifen", betont Peter Hofmann. Dazu zählt der Familienvater ebenso wie jemand, der eine Firma leitet, berichtet der Vorsitzende der Spruchkammer im Kreis Düsseldorf.

Jetzt mussten drei Spieler aus der Landesliga-Mannschaft SV Nord die Erfahrung machen, dass es bei verbalen oder körperlichen Angriffen kein Pardon mehr gibt. Auslöser war ihr Auftritt bei einem Hallenturnier des BV Holsterhausen. Der 5. Mitternachtscup am 29. Dezember sollte den Kickern zwischen Weihnachten und Neujahr etwas Abwechslung bringen. Doch der sportliche Spaß vor rund 500 Zuschauern endete im Viertelfinale, als Stefan Schaumburg, Jan Wester und Bahadir Can wegen massiver Schiedsrichterbeleidigung mit der roten Karte vom Feld mussten.

Auch das weitere Verhalten der drei Norder beim Turnier habe laut Hofmann zur Beurteilung beigetragen. So lud die Spruchkammer unter anderem den ausrichtenden Verein BV Holsterhausen zur Verhandlung und bat um Stellungnahme zu den Vorfällen. Für Peter Hofmann ist der Verhaltenskodex klar. Er betont: "Alle Vereine haben vor der Saison mitgeteilt bekommen, was wir nicht mehr auf den Plätzen dulden." So kann es zusätzlich während der Sperre ein Platzverbot für den Spielbetrieb des eigenen Klubs geben oder im schlimmsten Fall ein grundsätzliches Betretungsverbot für die Sportanlage des Vereins in dieser Zeit.

Die Auswirkungen bekamen jetzt auch die drei Fußballer des SV Nord zu spüren. Während Stefan Schaumburg mit einer zweimonatigen Sperre noch recht glimpflich davonkam, traf Jan Wester (vier Monate) und Bahadir Can (fünf Monate) die ganze Härte der Sportgerichtsbarkeit. Alle drei Akteure sind aber nicht nur für den Spielbetrieb gesperrt, sondern dürfen in dieser Zeit alle Sportanlagen nicht betreten, auf denen eine Partie des SV Nord stattfindet. Das ist gerade für Stefan Schaumburg besonders schmerzhaft, denn das Norder Eigengewächs, das als Schüler noch für den VfB 03 kickte, ist damit nicht nur als Spieler für das Landesliga-Derby am 10. März gegen den Ortsrivalen VfB 03 gesperrt, sondern darf die Begegnung auf der Anlage an der Hoffeldstraße auch nicht als Zuschauer verfolgen.

Wolfgang Becker kritisiert das Urteil. Der Geschäftsführer des SV Nord findet: "Das steht in keiner Relation zu früheren Strafen. Diese Platzsperren sind maßlos übertrieben. Sicher müssen sich die Spieler benehmen, aber das ist viel zu hart. In dieser Höhe ist die Strafe nicht gerechtfertigt. Der Kreis Düsseldorf geht da rigoros vor."

Ob der SV Nord in Berufung geht, steht noch nicht fest. "Es gibt ja mehrere Leute im Vorstand, die das entscheiden müssen", sagt Becker. Vereinsinterne Konsequenzen für die drei Spieler soll das Urteil aber nicht nach sich ziehen. "Die sind ja schon genug gestraft. Wenn man nicht spielt, zehrt das auch am Portemonnaie", betont der Geschäftsführer.

Aufrufe: 021.2.2013, 22:58 Uhr
Rheinische Post / Birgit SickerAutor