2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Das Maß aller Dinge im Offensiv-Fußball: Sebastiano Nappo, Orhan Akkurt und Lukas Riglewski sind die Erfolgsgaranten des SV Heimstetten. In 24 Spielen hat das Trio bereits 50 Tore erzielt. Foto: Sven Leifer
Das Maß aller Dinge im Offensiv-Fußball: Sebastiano Nappo, Orhan Akkurt und Lukas Riglewski sind die Erfolgsgaranten des SV Heimstetten. In 24 Spielen hat das Trio bereits 50 Tore erzielt. Foto: Sven Leifer

Trio Infernal - die Heimstettener Top-Torjäger im Interview

"Lennart Hasenbeck hat einen totalen Dachschaden"

Beim SV Heimstetten stehen die Zeichen auf Wiederaufstieg. Verantwortlich dafür ist eine Mannschaft, die für eine gute Mischung aus jungen, talentierten und erfahrenen Spieler steht. Die drei Top-Torjäger des Bayernligisten haben insgesamt schon 50 Treffer markiert und bilden die Grundlage für den besten Angriff der Liga.

Orhan Akkurt zeigt auf seine Nase. „Der Riecher ist es. Wenn du den nicht hast, brauchst du Technik und Genialität.“ Der SV Heimstetten hat alles. Mit Orhan Akkurt hat der Bayernligist einen Torjäger, wie ihn kein Trainer schnitzen kann. Je älter Akkurt wird, desto mehr Tore schießt er. In den letzten vier Jahren Bayernliga traf Akkurt 97 Mal.

Mit Lukas Riglewski und Sebastiano Nappo wirbeln im Mittelfeld zwei Talente, die mit 24 und 22 Jahren ihre Karriere noch vor sich haben. „Das sind Waffen, die hat kein anderer Verein“, sagt Akkurt. Höchste Zeit nachzufragen, warum das Torjäger-Trio erst in dieser Spielzeit um den Aufstieg mitspielt, obwohl sie bereits seit drei Jahren für Heimstetten auflaufen.

Herr Akkurt, Sie treffen seit Jahren immer wieder zweistellig. Warum liegen Sie in der internen Torschützenliste derzeit nur auf Platz drei?

Akkurt: Lukas und Sebastiano feuern aus dem Mittelfeld. Die Liga hat es langsam kapiert, dass ich vorne gefährlich bin und stellen mich zu. Deshalb scheppert es jetzt immer, sobald einer der beiden an den Ball kommt.

Ihr spielt bereits seit drei Jahren für Heimstetten. Warum ist das Trio Infernal erst in dieser Saison explodiert?

Riglewski: Wir haben auch in der letzten Saison dreistellig…

Nappo (lacht): Sind wir Barcelona, Lukas?

Riglewski: Sorry. Wir haben als Trio immer zweistellig getroffen. In der vergangenen Saison hatten wir vorne zwei Tore geschossen, dafür aber hinten drei kassiert. Jetzt haben wir als Stürmer mehr Sicherheit. Wir stehen hinten wie Beton. Für mich ist aber der entscheidende Faktor, dass Sebastiano wieder auf der Zehn spielt. Das ist seine Position. Er ist der Dreh- und Angelpunkt, der uns letztes Jahr hinter den Spitzen gefehlt hat.

Warum spielen Sie erst jetzt wieder auf Ihrer Lieblingsposition?

Nappo: Ich bin kein Flügelspieler. Aber ich kann nicht zum Trainer gehen und Ansprüche stellen, wo ich spielen möchte. Das ist immer seine Entscheidung.

Akkurt: Acht, Sechs oder Zehn. Sebastiano kann alles spielen, aber er braucht das Feld vor sich. Wer ihn nach außen stellt, schneidet ihm das halbe Feld ab. In der Mitte ist er eine Waffe.

Riglewski: Wie viel bekommst du von Sebastiano für diesen Satz?

Akkurt: 20 Euro. Mindestens!

Welchen Anteil hat das Trainerteam am Erfolg?

Nappo: Heimstetten hatte immer schon individuelle Klasse. Jetzt haben wir sehr gute Einzelspieler und einen Plan. Wir gehen mit einer Spielidee aufs Feld. Wenn wir sie umsetzen, kommen wir zum Torerfolg. Dass wir vorne bereits Bälle erobern, haben die Trainer mit uns erarbeitet.

Riglewski: Wir standen mit diesen Trainern schon auf dem Platz. Sie wissen, wie wir ticken. Hinzu kommt, dass wir so viel Input bekommen, wie nie zuvor. Lennart Hasenbeck hat zum Beispiel einen totalen Dachschaden. Im positiven Sinn. Er hat die Video-Analyse eingeführt.

Akkurt: Für mich ist es das beste Jahr, seit ich Fußball spiele. Endlich sehe ich meine Fehler, wenn Lennart mit dem Laserpointer vor seiner Power-Point-Präsentation steht. Das habe ich nicht mal als Profi bei Wacker Burghausen erlebt. Das Trainerteam war der Hauptgrund, dass wir geblieben sind.

Sebastiano, Sie haben 2015 den Regionalliga-Abstieg miterlebt. Haben Sie noch etwas gut zu machen?

Nappo: Das nicht. Aber mein Wunsch ist es, wieder aufzusteigen.

Akkurt: Das war jetzt die typische Antwort eines Bundesliga-Profis. Viel zu neutral. Natürlich hast du etwas gut zu machen, Junge! Du musst mit uns aufsteigen.

Ihr seid alle nach kurzen Stationen bei anderen Vereinen wieder zum SV Heimstetten zurückgekehrt. Was gibt Euch dieser Verein?

Riglewski: Heimstetten war mein erster Verein im Herrenfußball. Wenn es mit den Trainern passt, gibt es für mich keinen anderen Klub.

Akkurt: Ich habe sogar meine Kinder hier angemeldet. Und das liegt vor allem an Michi Matejka. Er ist Manager und schimpft ohne Ende. Aber er ist vor allem ein Freund, der für seine Spieler alles gibt.

Nappo: Mein Ziel war immer die Regionalliga. Ich bin deshalb vor zwei Jahren zum VfR Garching gewechselt. Dort habe ich mich aber nie wohl gefühlt. Am Ende war mir die Liga egal. Der Verein und das Umfeld müssen passen.

Spielt Ihr als Torjäger-Trio in der kommenden Saison für Heimstetten in der Regionalliga?

Akkurt: Ich muss hierbleiben. Sonst reden meine Kinder kein Wort mehr mit mir. Sebastiano, für dich antworte ich ebenfalls. Wenn ein Verein aus der dritten Liga anklopft, sind wir dir nicht böse. Aber wenn du zu einem Regionalligisten wechselst, bekommst du von mir eine vor den Latz. Wir werden auch eine Liga höher für Furore sorgen.

Garching und Unterföhring haben Euch in den vergangenen Jahren überholt. Warum hat Heimstetten nach dem Abstieg bist jetzt nie den Wiederaufstieg gepackt?

Riglewski: Die Bayernliga ist keine Witz-Liga, in der man Mannschaften vom Platz schießt. Direkt nach dem Abstieg sind wir überragend gestartet. Die Euphorie war da. Dann kam ein Bruch. Wenn es nicht läuft, ist es brutal schwer, sich aus dem Loch selbst herauszuziehen. Auf den entscheidenden Positionen in der Abwehr oder im Mittelfeld hat es zudem an Qualität gefehlt.

Akkurt: Peter Beierkuhnlein ist so ein Beispiel. Er kam aus Pullach. Kein Spieler verlässt den aktuellen Bayernliga-Meister freiwillig. Aber Peter ist ambitioniert. Er will wieder Meister werden und nach oben. Das spürst du in jeder Minute, in der er auf dem Platz steht.

Könnte Eure derzeitige Mannschaft in der Regionalliga bestehen?

Nappo: Wenn wir mit dieser Truppe statt Unterföhring in der Liga spielen würden, wären wir nicht abgestiegen. Wir würden im Mittelfeld stehen.

War es immer Euer Ziel, wieder an Unterföhring vorbeizuziehen?

Riglewski: Das ist ein ganz sensibles Thema. Wir sind nicht eifersüchtig. Aber es ist ein beschissenes Gefühl, wenn wir zum Auswärtsspiel fahren und wissen, dass Unterföhring auf unserem Platz steht und gegen 1860 oder Bayern II spielt.

Nappo: Wir sind noch nicht aufgestiegen. Aber es gibt kein anderes Ziel. Wir wollen hoch.

Akkurt: Wer als Fußballer nicht aufstiegen will, verschwendet seine Zeit. Diese Zufriedenheit mit Platz fünf oder sechs verstehe ich nicht. Da kann ich auch an den See gehen und mir eine Wurst grillen.

Am Donnerstag folgt der zweite Teil des Interviews mit dem SVH-Trio

Aufrufe: 07.3.2018, 12:54 Uhr
Christoph SeidlAutor