2024-05-08T14:46:11.570Z

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Emotion pur: Paul Thomik und Orhan Akkurt (linkes Bild) fiebern der Regionalliga entgegen: „Grünwalder, wir kommen“, posteten sie auf Facebook. Sebastiano Nappo ist mit 26 Toren einer der Erfolgsgaranten für den Aufstieg. Fotos: Privat und Leifer
Emotion pur: Paul Thomik und Orhan Akkurt (linkes Bild) fiebern der Regionalliga entgegen: „Grünwalder, wir kommen“, posteten sie auf Facebook. Sebastiano Nappo ist mit 26 Toren einer der Erfolgsgaranten für den Aufstieg. Fotos: Privat und Leifer

SV Heimstetten: Acht Gründe für den Regionalliga-Aufstieg

Ein Aufstieg ist nicht planbar, aber...

In den letzten zwei Jahren wurde beim SVH intensiv auf eine Regionalliga-Rückkehr hingearbeitet. Von den Übungsleitern und Spielern bis hin zur Trikotwäsche stimmt alles beim Bayernligisten, der in dieser Saison auf seiner Anlage Regionalliga-Partien ertragen musste, allerdings ohne an ihnen teilzunehmen.

Die Durststrecke hat lange gedauert. Während Mannschaften wie der VfR Garching, der FC Pipinsried und am Ende selbst der Rivale aus Unterföhring den Aufstieg in Bayerns höchste Spielklasse gepackt haben, blieb dem SV Heimstetten in den vergangenen zwei Jahren nur die Suche nach den Fehlern. Mit Christoph Schmitt, Lennart Hasenbeck und Memis Ünver begann beim Gründungsmitglied der Regionalliga Bayern eine neue Zeitrechnung. Das Trainer-Trio stand noch vor wenigen Jahren mit einem Großteil der Mannschaft selbst auf dem Platz. Ein Risiko, das sich gelohnt hat. Am vergangenen Wochenende feierte Goalgetter Orhan Akkurt mit seinen 32 Jahren wie eines seiner Kinder, wenn der Ball im Tor landet. Kein anderes Erlebnis löst im Sport so viele Emotionen aus wie der Aufstieg. Dabei kam die Meisterfeier nach dem Spiel gegen den TSV Kottern nicht unerwartet. Acht Gründe, warum der SV Heimstetten den Aufstieg gepackt hat.

Das Trainer-Trio

Manager Michael Matejka wusste, dass er ein Risiko eingeht. Er überließ einem Trainerteam ohne Erfahrung die Verantwortung für eine Bayernliga-Mannschaft. „Wir haben einen neuen Wind gebraucht. Ich war überzeugt, dass es die Burschen drauf haben. Deshalb habe ich ihnen von Anfang an freie Hand gelassen“, begründet Matejka seine Entscheidung. Schmitt und Co. verfolgten von Beginn an einen Weg, der sich ausgezahlt hat. „Wir haben eine eigene Spielidee. Deshalb werden wir jede Trainingseinheit intensiv vorbereiten. Die Spieler werden den enormen Einsatz honorieren“, sagte Schmitt vor der Saison. Er sollte Recht behalten. „Das Team hat zeitweise schon genervt reagiert, wenn wir immer wieder Dinge kritisiert haben. Aber der Aufstieg ist jetzt der Lohn für den immensen Fleiß“, sagt Schmitt.

Der Keeper

Für Maximilian Riedmüller kam nach seinem Profi-Abenteuer beim FC Bayern und bei Holstein Kiel nur ein Verein im Amateurfußball in Frage: der SV Heimstetten. „Er ist ein herausragender Keeper. Er hält unhaltbare Bälle. Aus meiner Sicht ist Maxi Riedmüller der beste Torwart der Liga“, schwärmt Michael Matejka. Doch auch der Mann hinter Riedmüller hat seinen Teil zum Erfolg beigetragen. Kevin Pradl kam als Stammkeeper vom Ligarivalen BCF Wolfratshausen. „Vor ihm ziehe ich meinen Hut. Er hat voll mitgezogen, war zur Stelle, wenn man ihn gebraucht hat und hat den Maxi in jedem Training gepushed“, sagt Matejka.

Die Neuzugänge

Torjäger Orhan Akkurt kennt den Verein wie kein anderer. Er ist überzeugt, dass die Verstärkungen ein entscheidender Faktor für den Aufstieg waren: „Peter Beierkuhnlein ist so ein Beispiel. Er kam aus Pullach. Kein Spieler verlässt den aktuellen Bayernliga-Meister freiwillig. Aber Peter ist ambitioniert. Er will nach oben. Das spürst du in jeder Minute, in der er auf dem Platz steht.“

Den wichtigsten Neuzugang fand Trainer Christoph Schmitt in den eigenen Reihen: „Matthias Regal war unser Schlüsselspieler. Er hat zuvor keine Beachtung gefunden und in der zweiten Mannschaft gespielt. Bei uns hat er im Training zwanzig Minuten vorgespielt. Das hat gereicht. Regal war genau der Spielertyp, den ich auf der Sechser-Position gesucht habe: körperlich robust und unglaublich präsent.“

Die Video-Analyse

Einen Fernseher hatten sie in Heimstetten schon immer. „Ich hätten den schon früher auf den Platz stellen können. Kein Problem. Aber es hat keiner danach gefragt“, lacht Michael Matejka. Bis Lennart Hasenbeck kam. Er führte bei einer Amateurmannschaft die Video-Analyse ein. Innerhalb der Mannschaft hatte der neue Co-Trainer schnell einen Ruf weg. „Der hat einen totalen Dachschaden. Im positiven Sinn“, sagt Stürmer Lukas Riglewski.

Während andere Trainer aus dem Bauch heraus entscheiden, konnte Christoph Schmitt jeden Fehler belegen. „Die Video-Analyse war wichtig, um von Beginn an bei der Mannschaft Gehör zu finden. Wenn ein erfahrener Coach wie Frank Schmöller etwas sagt, glaube ich ihm als Spieler. Solch einen Trainer stelle ich nicht in Frage. Bei einem jungen Trainerteam ist es dagegen ein Riesenunterschied, ob der Trainer etwas an der Taktiktafel erklärt oder den Fehler schwarz auf weiß belegen kann.“

Das Trio Infernal

Zu Orhan Akkurt, Lukas Riglewski und Sebastiano Nappo ist alles gesagt. Die Antwort, wie wichtig diese Spieler für uns sind, sieht jeder beim Blick auf die Torjäger-Liste“, sagt Matejka.

Der Zwischenstand:
Akkurt: 31 Spiele, 19 Tore
Riglewski: 32 Spiele, 19 Tore
Nappo: 34 Spiele, 26 Tore

Die Konkurrenz

Der SV Pullach kämpft seit Jahren um die goldene Ananas in der Bayernliga. Das Team von Frank Schmöller kann die Zulassungsvoraussetzungen für die Regionalliga nicht erfüllen. „Dass Pullach nicht aufsteigen kann, macht die Situation nicht einfacher. Im Gegenteil: Der Mannschaft war immer bewusst, dass selbst der Vierte oder Fünfte noch ins Aufstiegsrennen eingreifen kann“, sagt Matejka.

Der FC Unterföhring

Der Stachel saß bei vielen Spielern tief. „Es ist ein beschissenes Gefühl, wenn wir zum Auswärtsspiel fahren und wissen, dass Unterföhring auf unserem Platz steht und in der Regionalliga gegen 1860 oder Bayern II spielt“, sagte Stürmer Lukas Riglewski über das Gastspielrecht des FC Unterföhring in Heimstetten. Für Trainer Christoph Schmitt waren die Auftritte des Rivalen im Sportpark dagegen nie ein Thema: „Die Jungs hatten den Aufstieg in den Jahren zuvor selbst in der Hand. Wer nicht aufsteigt, darf sich nicht beschweren, wenn eine andere Mannschaft im eigenen Stadion in der Regionalliga spielt.“

Der Rückhalt

Es sind oft Kleinigkeiten, die für den Erfolg ausschlaggebend sind. Zum Beispiel, dass die Wäsche der Spieler immer frisch gebügelt am Platz liegt. Hannelore Weiss ist die gute Seele des SV Heimstetten. „Ohne unsere Hanni würde es nicht gehen. Sie ist Gold wert. Wie so viele andere, die den Verein leben“, sagt Michael Matejka.

Dieser Artikel erschien auf der Amateursport-Seite. Diese ist jeden Mittwoch Teil des Münchner Merkur. Autoren sind Christoph Seidl (christoph.seidl@merkur.de) und Reinhard Hübner (komsport@t-online.de).

Aufrufe: 03.5.2018, 11:28 Uhr
Münchner Merkur (Nord) / Christoph SeidlAutor