2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Sollen den SV Heimstetten zum Klassenerhalt schießen: Mohamad Awata (li.) und Sebastiano Nappo.
Sollen den SV Heimstetten zum Klassenerhalt schießen: Mohamad Awata (li.) und Sebastiano Nappo. – Foto: Michalek

Nappo und Awata: Vorbild Ibrahimovic - „Noch zu früh, den Profi-Traum aufzugeben“

Teil 2 des Interviews mit den Heimstetten-Rückkehrern

Sebastiano Nappo und Mohamad Awata verließen den SV Heimstetten um Fußball-Profis zu werden. Nun sind sie zurück beim SVH. Träumen die beiden noch von der Profi-Karriere?
  • Sebastiano Nappo und Mohamad Awata wechselten beide vor der Saison zum SV Heimstetten zurück.
  • Beide hatten ursprünglich das Ziel Profi-Fußballer zu werden.
  • Im Interview sprechen die beiden Mittelfeldspieler über Ihre Rückkehr, Ihre Vergangenheit und Ihre Zukunft.

Heimstetten - In Teil eins des Interviews haben Mohamad Awata und Sebastiano Nappo bereits über Ihre Vergangenheit gesprochen und verraten, warum Ihnen noch nicht der Sprung zu den Profis gelungen ist. Doch Träumen die beiden SVH-Neuzugänge noch von der ganz großen Profi-Karriere?

Der SV Heimstetten war für Sie beide das Sprungbrett. Wie fühlt es sich an, nach dem Scheitern zurückzukehren?

Nappo: Dieser Verein ist meine Heimat. Ich bin 25 Jahre alt und spiele bereits meine fünfte Saison hier. Jeder weiß, wie wohl ich mich hier fühle.
Awata: Heimat ist das richtige Wort. Es gibt Spieler, denen ist es egal, für wen sie auflaufen. Aber ich will für diesen Verein kämpfen. Heimstetten hat mir schon einmal die Chance gegeben, den Leuten zu zeigen, dass ich Fußball spielen kann. Der Verein ist wie eine Familie für mich.

Nappo hat nur noch eine „leise Hoffnung“ auf eine Profi-Karriere

Haben Sie den Profi-Traum abgehakt?

Nappo: Es gibt genug Beispiele, bei denen es geklappt hat. Aber ich habe in Augsburg schnell gemerkt: Das wird nix. In der U23 spielen Talente, die schon einen Profivertrag haben. Von denen durften die meisten nicht mal mit den Profis trainieren. Ich bin keine 20 mehr. In meinem Alter sollte man realistisch sein.

Das war die professionelle Antwort. Wie lautet die emotionale?

Nappo: (lacht) Eine leise Hoffnung bleibt immer. Aber ich bin immer schon zweigleisig gefahren. Ich habe vor der Zeit in Augsburg eine Ausbildung zum Groß- und Einzelhandelskaufmann abgeschlossen. Mein Arbeitgeber hat mir damals gesagt: Nutze diese Chance. Wenn es mit dem Fußball nicht klappt, kannst du jederzeit zu uns zurückkommen.

Awata: „Für mich gibt es in meinem Leben nur Fußball“

Mo, wie lebt es sich besser: als Realist oder Träumer?

Awata: Nappo hat bessere Voraussetzungen als ich für eine Profikarriere. Er ist zwei Jahre jünger und hat das Zeug, in der 2. Liga zu spielen. Er ist frei im Kopf. Er hat keinen Krieg erlebt. Er muss seiner Familie kein Geld schicken. Und er ist erst 25 Jahre. Warum sollte er nicht mehr träumen dürfen?

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Awata: „Noch wäre es zu früh, den Profi-Traum aufzugeben“

Sie setzen immer noch all Ihre Hoffnungen in eine Profi-Karriere. Ist das noch realistisch?

Awata: Für mich gibt es in meinem Leben nur Fußball. Bei uns in Syrien gibt es ein Sprichwort: Du hältst das Holz in der Mitte. Es ist wie bei einer Waage. Wenn du eine Seite belastest, geht die andere Seite hoch. Studieren und gleichzeitig alles auf die Karte Fußball zu setzen, geht nicht. Ich sehe meine Zukunft im Fußball. Ich möchte meine Trainerscheine machen. Aber noch wäre es zu früh, den Profi-Traum aufzugeben.

Sie sind bereits 27 Jahre alt.

Awata: Na und? Zlatan Ibrahimovic ist 39 Jahre. Er trainiert wie eine Maschine und spielt immer noch in der Ersten Liga. Ich bin nicht mehr jung. Aber mit Zlatan als Vorbild bin ich als Fußballer erst auf der Hälfte meines Weges.

Bilden Awata, Nappo und Rigelewski das neue Trio Infernal?

Mit Nappo und Riglewski ist das Trio Infernal fast komplett. Wie viel Orhan Akkurt steckt in Awata?

Nappo: (lacht) Der Anfangsbuchstabe aus dem Nachnamen passt schon mal. Ob wir genauso einschlagen, wird man sehen. Orhan hat immer eingebombt. Aber Luki und ich haben zwei Spielzeiten gebraucht, um die 20-Tore-Marke zu knacken. So viele Spiele haben wir nicht mehr in dieser Saison. Das wird schwer für Mo.
Awata: Die Leistung eines Stürmers darf nicht nur über die Tor-Statistik bewertet werden. Der Stürmer ist auf dem Platz der erste Verteidiger. Er muss Wege für seine Mitspieler frei machen. Olivier Giroud hat bei der WM 2018 nicht ein einziges Mal aufs Tor geschossen. Trotzdem hat er immer gespielt. Frankreich ist mit ihm Weltmeister geworden. Glaubt ihr, sein Trainer ist dumm, wenn er ihn aufstellt? Nein! Er weiß, wie viel dieser Stürmer für die Mannschaft auf dem Platz arbeitet.

Trotzdem sollten Sie öfter treffen als in Schweinfurt. Von einem Stürmer erwartet sich jeder Trainer mehr als null Tore.

Awata: Ich muss zehn Tore schießen. Mindestens.
Nappo: (lacht) Wir wollen auch Tore von dir, Mo.

Hier geht es zu Teil eins des Interviews: Nappo und Awata im Interview: Warum klappt der Sprung zu den Profis nicht?

Aufrufe: 08.10.2020, 14:11 Uhr
Münchner Merkur (Nord) / Christoph SeidlAutor