2024-05-10T08:19:16.237Z

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Das neue Sturm-Duo des SV Heimstetten: Mohamad Awata (links) und Sebastiano Nappo (rechts)
Das neue Sturm-Duo des SV Heimstetten: Mohamad Awata (links) und Sebastiano Nappo (rechts) – Foto: Sven Leifer

Nappo und Awata im Interview: Warum klappt der Sprung zu den Profis nicht?

Die SV Heimstetten-Stürmer im Interview (Teil 1)

Sebastiano Nappo und Mohamad Awata verließen den SV Heimstetten um Fußball-Profis zu werden. Nun sind die beiden zurück beim SVH. Warum klappte der Sprung zu den Profis bisher noch nicht?
  • Sebastiano Nappo und Mohamad Awata wechselten beide vor der Saison zum SV Heimstetten zurück.
  • Beide hatten ursprünglich das Ziel Profi-Fußballer zu werden.
  • Im Interview sprechen die beiden Mittelfeldspieler über Ihre Rückkehr, Ihre Vergangenheit und Ihre Zukunft.

Heimstetten - Sebastiano Nappo saß schon einmal in der Wirtschaft des SV Heimstetten und sollte über seine Träume sprechen. Nappo war 22 Jahre alt. In der Bayernliga traf er in 36 Spielen 28 Mal. Als Mittelfeldspieler. Doch als es im Interview um seine sportliche Zukunft ging, antwortete er wie ein U19-Talent aus dem Nachwuchsleistungszentrum: „Mein Ziel ist es, so hoch wie möglich zu spielen.“ Stürmerkollege Orhan Akkurt musste einspringen: „Sebastiano hat das Zeug zum Profi. Wenn er keine Chance bekommt, wer dann?“ Nappo erhielt die Chance. Zwei Jahre spielte er in der Reserve des FC Augsburg. Er nutzte Heimstetten als Sprungbrett.
Sebastiano Nappo und Mohamad Awata wollten den SV Heimstetten als Sprungbrett nutzen

Genau wie Stürmer Mohamad Awata. Der Syrer erlebte den Krieg, bekam nach seiner Flucht beim TSV 1860 eine Chance. Er wechselte stets dorthin, wo er die Möglichkeit sah, Fußballprofi zu werden. Dieses Versprechen gab er sich und seinem Vater vor der Flucht. Awata ging nach Jordanien. Dort gab es Probleme mit dem Gehalt. Über Heimstetten packte er den Sprung nach Schweinfurt. Dort herrschen Profibedingungen. Doch durchsetzen konnte sich der Stürmer nicht. Awata und Nappo: Beide gingen fort, um Profi zu werden. Jetzt sind sie zurück beim SV Heimstetten und müssen sich die Frage stellen: Wie lange darf ein Fußballspieler eigentlich träumen?

Nappo: „Mein Ziel war es, einen Verein zu finden, bei dem ich weiterhin vom Fußball leben kann“

Sebastiano, Sie kommen aus dem Profi-Nachwuchs des FC Augsburg zurück. Warum beklagt sich Ihr Trainer über Ihre mangelnde Fitness?

Nappo: (lacht) Da hat er nicht ganz Unrecht. Seit der Corona-Pause habe ich mit keiner Mannschaft mehr trainiert. Ich habe im Sommer Christoph Schmitt angerufen, ob ich mittrainieren darf. Ich wollte topfit werden. Mein Ziel war es, einen Verein zu finden, bei dem ich weiterhin vom Fußball leben kann. Das hat leider nicht geklappt.

Warum stürmen Sie dann wieder für Heimstetten?

Nappo: Ich habe zwei Monate auf ein Angebot gewartet. Ich habe lange gehofft. Aber es kam nichts. Es ist cool, wenn du jeden Tag aufstehen kannst und weißt: Um zur Arbeit zu kommen, musst du zum Fußballplatz fahren. Es gibt kein schöneres Gefühl. Als fest stand, dass die Zeit vorbei ist, war es natürlich schwer für mich. Im Rückblick ist es kein Beinbruch. Ich hatte zwei tolle Jahre.

Awata: „In Schweinfurt kam ich nicht an Adam Jabiri vorbei“

Mo, Sie wollten in Schweinfurt den Sprung in die 3. Liga packen. Für einen Stammplatz hat es nicht gereicht. Warum?

Awata: Jeder Trainer weiß, dass ich immer 100 Prozent gebe. Wenn meine Leistung im Training nicht stimmt, kann ich verstehen, dass ich auf der Bank sitze. Aber ich zerreiße mich. In Schweinfurt kam ich nicht an Adam Jabiri vorbei. Er ist eine Legende. Für mich war es unglaublich schwer. Aber ich schaue nicht zurück. Nur nach vorne.

Sebastiano, warum ging es in Augsburg nicht mehr weiter?

Nappo: Im ersten Jahr lief es super. Ich habe fast jedes Spiel gemacht. Das zweite Jahr hat auch gut begonnen. Dann hatten wir eine schlechte Phase. Der Trainer hat sich entschieden, auf einigen Positionen umzustellen. Danach lief es wieder. Ich war ab diesem Zeitpunkt aber außen vor und habe keine Chance mehr bekommen. So ist der Fußball.

Nappo: „Um den Sprung zu packen, brauchst du eine Ausnahmesituation“

Sie kannten Profi-Trainer Manuel Baum noch aus der Schule. Haben Sie sich davon mehr erhofft?

Nappo: Er war mein Lehrer. Klar ist es gut, wenn dich ein Trainer bereits kennt. Aber um den Sprung zu packen, braucht man eine Ausnahme-Saison. Ich durfte drei Mal bei den Profis mittrainieren. Der Unterschied zur Regionalliga ist enorm. Das Tempo ist brutal schnell. Die Profis wissen im Kopf schon, was zu tun ist, bevor sie den Ball bekommen.

Awata: „Der Verein entscheidet sich dann immer für den Spieler mit dem größeren Namen“

Mo, warum sind Sie wieder in Heimstetten?

Awata: Ich hatte zwei Probetrainings. Aber als Regionalligaspieler bekommst du keine Chance, wenn der Verein einen Stürmer holen kann, der zumindest auf dem Papier aus der 2. Bundesliga kommt. Der Verein entscheidet sich dann immer für den Spieler mit dem größeren Namen.

Morgen geht es weiter mit Teil zwei des Doppelinterviews mit Sebastiano Nappo und Mohamad Awata.

(Christoph Seidl)

Aufrufe: 07.10.2020, 13:16 Uhr
Münchner Merkur (Nord) / Christoph SeidlAutor