2024-05-10T08:19:16.237Z

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Rückhalt: Bonndorfs Torhüter Kay Schlageter gewann das Duell mit Elfmeter-Schütze Alexander Winter vom SV Hölzlebruck. | Foto: Scheu
Rückhalt: Bonndorfs Torhüter Kay Schlageter gewann das Duell mit Elfmeter-Schütze Alexander Winter vom SV Hölzlebruck. | Foto: Scheu

Wenn nur das Wetter noch mieser ist als der Kick

Hölzlebrucks Kicker hadern mit vergebenem Sieg +++ FCL-Trainer Cosic fassungslos +++ Grafenhausener Duseltor +++ Eisenbacher Frust

Es war ein Wochenende mit Sauwetter, wie es im Schwarzwald Ende April durchaus die Norm ist, wenn der Weiße Sonntag ansteht. Am Feldberg fiel noch einmal Schnee, auf den Fußballplätzen sorgten am Samstag und Sonntag sturmgepeitschte Regen- und Hagelschauer für Verdruss. Noch mieser als das Wetter war am Montag die Laune etlicher Fußballtrainer aus dem Schwarzwald, die mit der Einstellung ihrer Kicker, Schiedsrichtern und überhaupt mit König Fußball haderten.

Björn Schlageter, Trainer des Bezirksligisten TuS Bonndorf, hatte vor dem Hochschwarzwaldderby im BZ-Gespräch eindringlich an seine Spieler appelliert, alles zu geben und ohne Wenn und Aber einen Sieg anzustreben. Und dann das: im Neustädter Jahnstadion spielte bei Wetter, das der TuS-Coach als „extrem übel“ in Erinnerung hat, nur der SV Hölzlebruck. „Wir waren einfach nicht gut, haben viel zu viele Fehler im Aufbauspiel gemacht und viel zu viele Bälle verloren“, so Schlageter, nur in der Startviertelstunde habe sein Team ordentlich gespielt, danach ging es bergab mit der Konzentration und dem Tordrang. Nur gut also, dass wenigstens TuS-Schlussmann Kay Schlageter das Sauwetter an sich abperlen ließ, wie ein Seebär vor Kap Horn. Unerschütterlich hechtete er zwischen den Pfosten hin und her, vereitelte etliche Chancen des HSV und parierte einen Strafstoß. Beim Hölzlebrucker Führungstreffer durch DoCabo (45.) war er machtlos.

In Durchgang zwei sorgte ein Fauxpas von TuS-Abwehrspieler Lars Baumgärtner, der den Ball Hölzlebrucks Torjäger Alexander „Ali“ Winter, der zuvor den Elfmeter versemmelt hatte, unbedrängt in den Lauf spielte, für Aufregung. „So eine Chance lässt sich der Ali nie entgehen“, so HSV-Trainer Tobias Urban – doch der Schiedsrichter entschied kurioserweise auf Abseitsstellung. Eine krasse Fehlentscheidung, für die sich der Referee nach Spielschluss bei Urban entschuldigte. Statt 2:0 hieß es in der Schlussphase dann plötzlich 1:1, „nach einem schmutzigen Ball“, so der HSV-Coach mit Blick auf die einziger und dabei noch ungewollte Bonndorfer Torchance. Lars Baumgärtner hatte in der 85. Minute aus 40 Metern abgezogen. „Ich vermute mal, dass er eine Flanke schlagen wollte“, so TuS-Coach Björn Schlageter. Doch der Ball wurde, abgelenkt durch eine Windbö, immer länger und schlug zum 1:1 im HSV-Kasten ein. Ein Treffer, der den Spielverlauf auf den Kopf stellte. „Einfach ärgerlich“, so Urban, „aber wir haben den Bonndorfern total den Spaß genommen“. Der glückliche Punktgewinn tröstete Björn Schlageter nicht über den schwachen Auftritt seiner Elf hinweg, die den Gegner stark gemacht habe: „Uns fehlt einfach die Beständigkeit.“

Zeljko Cosic, noch bis zum Saisonende Trainer des A-Kreisligisten FC Lenzkirch, ist am Tag nach einem fußballerischen Tiefschlag die personifizierte schlechte Laune. „Für so was gibt es keine Worte, ich bin immer noch perplex“. Die Leistung, die seine vor dem Spiel noch auf Rang eins notierten Fußballer bei der 1:2-Heimniederlage gegen Abstiegskandidat FC Löffingen II abgeliefert hätten, sei ihm unerklärlich. Unglaublich enttäuscht sei er, „und richtig sauer“. Das, was sich am Samstag im Atmosstadion abgespielt habe, sei kein Ausrutscher, sondern eine Bankrotterklärung. Dabei hätten sich die Helfer des FC Lenzkirch mächtig ins Zeug gelegt. „Die haben extra den Rasen gemäht, das waren Champions-League-Verhältnisse auf dem Platz.“ Doch auf dem satten Grün gelang den Lenzkirchern: nichts. „Ich konnte kaum glauben, was die Jungs da abgeliefert haben“, so Cosic, „zur Halbzeit hätte ich elf Mann auswechseln müssen“. Und so habe den mitten im Abstiegskampf stehenden Löffingern eine mittelmäßige Leistung genügt, um völlig verdient als Sieger vom Platz zu gehen.

Wer in Lenzkirch jetzt noch vom Titel rede, verkenne die Realität. „Der Zug nach oben ist abgefahren“, es gehe jetzt nur noch darum, eine gute Platzierung zu erzielen. Viele Kleinigkeiten ergäben eine Summe der Unzulänglichkeiten, so Cosic, wenn Spieler während der Frühjahrsrunde in Urlaub gingen, sich die Undisziplinierten häuften und die Einstellung einiger Spieler nicht stimme, „dann reicht das nur für ein Niveau, mit dem man keine Bezirksliga-Tauglichkeit erreicht“.

Nils Boll, Trainer des A-Kreisligisten SV Grafenhausen, will nichts schönreden. „Wir haben Dusel gehabt“, fasst er den glücklichen 2:1-Heimerfolg gegen den FC Pfohren zusammen, den Michael Eichhorn mit seinem Treffer in der Nachspielzeit perfekt machte. „Das Wetter war nix“, erinnert sich Boll an Graupelschauer und Kälte, „und wir waren nix“. So gut seine Mannschaft bei den zwei Siegen am Osterwochenende agiert habe, so schlecht habe sie am Weißen Sonntag gespielt. „Die Jungs wissen, dass das nix war“, so Boll. Entscheidend seien aber die drei Zähler und daraus resultierende schöne Aussichten: bei einem Spiel weniger sind die Grafenhausener auf Rang drei vorgerückt und stehen mit dem besten Torverhältnis der Kreisliga A nur drei Punkte hinter dem neuen Spitzenreiter SSC Donaueschingen, den sie am Karsamstag mit 5:2 vom Platz gefegt hatten.

Mario Heinrich, noch bis zum Saisonende Trainer des SV Eisenbach, hat schwer zu kauen an der herben 0:3-Heimniederlage seiner Elf gegen den FV Möhringen. Ein Frustessen in der Kantine liegt an diesem Montag hinter ihm, leicht Bekömmliches hat seine Laune kurz vor dem Gespräch mit der BZ ein bisschen verbessert. Schonungslos benennt Heinrich die Schwächen, keiner seiner Spieler habe Normalform erreicht. Die Hoffnung, vom Anpfiff weg offensiv zu spielen und klare Akzente zu setzen, zerschlug sich rasch. Nach 44 Minuten hieß es 0:2. Nach einer Ampelkarte (55.) in Unterzahl hieß es für den SVE am Ende 0:3. Der Blick geht jetzt auf dem Höchst nach unten, sein Team müsse bereit sein, den Kampf um den Klassenerhalt anzunehmen. „Das bleibt knapp“, so Heinrich, „bis zum Saisonende“.

Aufrufe: 029.4.2019, 18:30 Uhr
Johannes Bachmann (BZ)Autor