2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
F: HX
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"Kader ist qualitativ und quantitativ viel besser"

Interview: Haydar Özdemir, Trainer des A-Ligisten TIG Brakel, verrät, warum es so gut läuft und auch, weswegen er einem möglichen Aufstieg langfristig in der Konstellation nicht viel abgewinnen kann

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TIG Brakel, Vizemeister der letztjährigen A-Liga-Saison, galt im Sommer automatisch als einer der Topfavoriten auf den Titel in diesem Jahr. Doch nach Problemen in der Vorbereitung rechneten nicht alle mit dem Start, den TIG Brakel nun hinlegte.Nach sieben Spielen steht die Elf von Trainer Haydar Özdemir an der Spitze mit 16 Punkten (5 Siege, 1 Unentschieden, 1 Niederlage) und 23:8-Toren.

Herr Özdemir, Sie haben selbst die Vorbereitung zum Saisonstart als durchwachsen bezeichnet. Haben Sie damit gerechnet, dass Ihr Team nach sieben Spielen von der Spitze grüßt?
Haydar Özdemir: Für möglich gehalten habe ich es schon, doch zwingend erwartet natürlich nicht. Als Vizemeister und mit der letztjährigen Rückrunde im Rücken wusste ich natürlich über welche Qualität und Erfahrungen das Team verfügt. Wir sind sehr gut in die Vorbereitung gestartet, doch besaßen dann zur Zeit meines Urlaubes ein Tief, in dem nur das Pokalspiel über die Runden gebracht wurde und die Einheiten überhaupt nicht richtig stattfanden. In den ersten Wochen der neuen Serie haben wir es aber geschafft, die dadurch entstandenen Defizite aufzuholen.


Was sind die entscheidenden Faktoren für den momentanen Erfolg?
Özdemir: Wir haben 90 Prozent der Mannschaft nach der erfolgreichen letzten Saison zusammengehalten und uns durch sechs Zugänge punktuell und gezielt verstärkt. Wir haben zum Ende der Saison aufgearbeitet, wo noch Handlungsbedarf besteht und in den Bereichen konkrete Spieler angesprochen, so dass der Kader in diesem Jahr breit aufgestellt ist und auf Ausfälle taktisch und variabel reagiert werden kann. Die Saisonanfangsphase ist das beste Beispiel, denn so langsam füllt sich unser Kader erst wieder auf und trotzdem wurden fünf der ersten sieben Spiele gewonnen.


Also kommt TIG nun erst so richtig in Fahrt?
Özdemir: Auf jeden Fall fehlten in den ersten Partien Spieler, wie beispielsweise unser letztjähriger Toptorschütze Kadir Gündogan und Stammspieler wie Fatih Göktas, Berkan Karaduman und Güran Ersu, die nun allesamt zurückkehren und uns garantiert nicht verschlechtern. Samet Cigla (Prellung) und Murat Uzun (Mittelfußbruch) sind aber leider länger verletzt. Trotzdem lief es trotz der zahlreichen Ausfälle schon sehr gut und das ist eben der große Unterschied zum letzten Jahr. Der Kader ist qualitativ und quantitativ viel besser aufgestellt.

Sie gehen also zuversichtlich in die nächsten Spiele. Gilt der Aufstieg damit als das große Saisonziel?
Özdemir: Um das Ziel Aufstieg in die Bezirksliga in den Mund zu nehmen, darf man nicht nur die momentane Mannschaft bewerten und so sehe ich ein großes Problem im Verein: Das Gesamtbild für einen langfristigen Verbleib in der Bezirksliga ist bei uns nicht gegeben. Klar, der Titel ist in dieser Serie mit der Mannschaft möglich, aber ich weiß nicht, ob sich TIG Brakel bei den momentanen Umständen damit einen Gefallen tut. Der wichtigste Baustein eines langfristig soliden Bezirksligavereines ist eine starke Jugend. Die fehlt bei uns schon einmal. Nach ein bis zwei Jahren kurzfristigen Erfolges ebbt die Euphorie in der ersten Mannschaft ab, die Spieler werden älter, wollen den Aufwand nicht mehr betreiben und schon steigt der Verein bei der harten Konkurrenz wieder ab. Das führt zu einem personellen Aderlass und es geht zurück ins A-Liga-Mittelfeld oder noch tiefer. Beispiele für diesen Werdegang befinden sich doch vor unserer Haustür. Das zweite Hauptproblem TIG Brakels sehe ich beim Sportgelände in Istrup. Ein Verein, der sich Brakel nennt, darf nicht auf Asche in Istrup spielen und so hoffe ich, dass in der nächsten Zeit in der Hinsicht eine Lösung gefunden wird. Auch wenn die Meisterschaft natürlich ein toller und besonderer Erfolg für uns wäre, sähe ich diese langfristig mit Skepsis.


Zurück zum Tagesgeschäft: Was muss sich momentan auf dem Platz trotz des Starts verbessern und womit sind Sie zufrieden?
Özdemir: Unsere Undiszipliniertheiten auf dem Feld müssen komplett aufhören. Wir kassieren immer noch zu viele Karten. Die daraus resultierenden Sperren haben uns in der letzten Serie bereits das Genick gebrochen, da in den Topspielen zum Ende immer wichtige Akteure aufgrund von Gelb- oder Rotsperren ausfielen. Die Einstellung des Teams gefällt mir hingegen richtig gut. Wir glauben auch nach Rückschlägen an uns und die Qualität diese zu berichtigen. Das Team behält die Ruhe und setzt das um, was gefordert ist. Als Beispiel für beide Punkte ist unsere einzige Niederlage anzuführen. Nach 30 Minuten geraten wir in Vinsebeck unnötig in Unterzahl und liegen zur Pause mit 0:2 zurück. Nach dem Seitenwechsel beugen wir uns aber auf, kommen heran und erzielen fast den Ausgleich. Aufgrund der Unterzahl hat es aber nicht ganz gereicht.


Welche Teams spielen in diesem Jahr um den Titel?
Özdemir: Da kommen für mich fünf Vereine in Frage: TSC Steinheim wird dieses Jahr zusammen mit Stahle dauerhaft oben bleiben. Uns sehe ich ebenfalls als Kandidaten in der Spitze. Leicht dahinter, aber auch auf jeden Fall mit guten Chancen, bewerte ich Kollerbeck und auch Hembsen, obwohl der TuS nicht gut startete. Brenkhausens Ausfälle und Abgänge in der Offensive halte ich für zu entscheidend, um den SV über das ganze Jahr als Titelanwärter zu sehen.

Aufrufe: 015.9.2017, 09:12 Uhr
Lars LangeAutor