2024-05-08T14:46:11.570Z

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Der Bahlinger Toptorjäger Lennart Bauer (links.)  im Zweikampf mit Matthias Maier vom VfR Merzhausen. | Foto: Daniel Thoma
Der Bahlinger Toptorjäger Lennart Bauer (links.) im Zweikampf mit Matthias Maier vom VfR Merzhausen. | Foto: Daniel Thoma

Viele Tore, unerwartete Resultate, extrem ausgeglichen

Ein Rückblick auf die abgelaufene Halbrunde der Bezirksliga.

Für Fußball-Wettspieler wäre die Bezirksliga Freiburg in dieser Saison entweder ein Fluch gewesen – weil sich so mancher sichere Tipp als Rohrkrepierer entpuppte – oder eine Goldgrube angesichts hoher Quoten, wenn der Außenseiter das Rennen machte. Das geringe Leistungsgefälle in der Liga benennen denn auch die meisten Trainer als die größte Überraschung der abgelaufenen Halbrunde.

Bahlinger SC II: Nochmals verjüngt

René Labusch, der gemeinsam mit Torben Stuckart den aktuellen Tabellenführer Bahlinger SC II trainiert, führt die Indizien für die Ausgeglichenheit der Liga an: „Unser Schnitt als Spitzenreiter liegt bei unter zwei Punkten pro Spiel – das gab es in den Vorjahren nie, sonst haben sich immer zwei, drei Mannschaften vorne abgesetzt. Wir haben 31 Punkte, Wasser-Kollmarsreute als Tabellenletzter hat 15 Punkte – im Prinzip verteilen sich also 15 Mannschaften über eine Distanz von 15 Punkten. So eng ging es noch nie zu.“ Das Bahlinger U23-Team waren vor Saisonbeginn allerseits zum Meisterschaftsfavoriten erklärt worden; Labusch hat eine etwas differenziertere Meinung dazu: „Es ist schön, dass wir wieder vorne mitspielen, nachdem unsere Mannschaft nochmals verjüngt worden ist. Auch die Verstärkungen, die wir aus dem Oberliga-Kader bekommen, sind vermehrt Spieler, die in dieser Saison aus der A-Jugend herauskamen. Unserer Mannschaft tut das gut, weil sich die Spieler noch aus der gemeinsamen A-Jugendzeit kennen.“ Selbstredend wollen die Kaiserstühler weiter um die Aufstiegsplätze mitspielen. „Da haben wir noch einiges vor der Brust“, warnt Labusch. „Am besten sind wir bisher damit gefahren, uns nicht die Tabelle anzuschauen, sondern uns ausschließlich auf den nächsten Gegner zu konzentrieren.“ Was Labusch ebenfalls auffiel, war der Toredrang der Mannschaften: „Ergebnisse wie 1:0 oder 0:0 gab es kaum, die Liga war stärker von den Offensivqualitäten geprägt. Das Publikum bekommt also viel geboten, und es wäre schön, wenn die Zuschauer uns die Treue hielten und noch mehr Zuschauer zu den Spielen kämen.“ Der Trainer betont die Qualität der Aufsteiger Biengen, Gottenheim und Glottertal: „Sie sind eine Bereicherung der Liga, das zeigen die Ergebnisse, die wir gegen diese Mannschaften geholt haben.“ Die Bahlinger spielten jeweils remis gegen Gottenheim (4:4) und Biengen (1:1) und unterlagen in Glottertal mit 0:2.

SV Biengen: Starker Aufsteiger

Speziell der SV Biengen hat als Tabellenzweiter – mit der Möglichkeit, sich nachträglich noch zum „Herbstmeister“ zu küren – großen Eindruck hinterlassen. „Wir haben die Erwartungen übertroffen“, sagt Trainer Jan Lindemann. „Mit vier Siegen aus fünf Spielen sind wir super gestartet. Sensationell war der 2:1-Auftaktsieg in Merzhausen, wo wir bei hochsommerlichen Temperaturen erst in Rückstand geraten waren. Mitte der Vorrunde hatten auch wir eine kurze Schwächephase, als wir viele Urlauber und Verletzte hatten.“ Letzten Endes betrachtet er trotz des kürzlichen Bezirkspokal-Aus das Jahr 2018 als ausgesprochen erfolgreich für den SV Biengen: „Und das ist bemerkenswert, weil wir mit einem Schnitt von 23 Jahren eine recht junge Mannschaft haben. In der Torjägerliste steht von unseren Spielern keiner weit vorne, das spricht für eine geschlossene Elf.“ Die Last verteile sich auf viele Schultern – allerdings ist das Prunkstück des SVB eher die Defensivabteilung (mit dem Liga-Bestwert von 18 Gegentreffern) als die Offensive. „Jeder erwartet, dass wir im nächsten Jahr unseren Lauf aufrechterhalten“, führt Lindemann aus. „Aber das wird schwer. Ich traue auch den unteren Mannschaften zu, dass sie noch Punkte sammeln. Daher sollten wir rasch die nötigen Siege zum Klassenerhalt holen – viele sind‘s nicht mehr, wir haben gut vorgearbeitet.“ Wie bitte? Der Tabellenzweite ringt um den Ligaverbleib? „Vor zwei Jahren sind wir sang- und klanglos aus der Bezirksliga abgestiegen“, erinnert Lindemann. „Daher wäre der Klassenerhalt durchaus ein Erfolg.“

Von Remiskönigen und unerwarteten Verfolgern

In der Vorsaison spielte Nordweil/Wagenstadt eine starke Halbrunde, und der FC Bad Krozingen und der VfR Merzhausen zeigten ebenfalls das Potenzial von Spitzenteams. Dass diese Vereine derzeit die Plätze drei bis fünf belegen, überrascht insofern nicht. „Es gibt keine Übermannschaft, die vorneweg marschiert – von den Mannschaften, die auf den ersten sieben Plätzen stehen, war jede schon einmal ganz vorne“, erklärt Axel Damjanov, der Spielertrainer der Spfr. Oberried. „Selbst nach über der Hälfte der Runde zeichnet sich kein Favorit ab. Das macht es extrem spannend, und das gefällt mir.“ Mit der Entwicklung und Spielweise seiner Mannschaft ist Damjanov vollauf zufrieden. „Nur das eine oder andere Ergebnis hat nicht gepasst. Wir wollen uns verbessern und gegen Gegner, gegen die wir in der Hinrunde nur unentschieden gespielt haben, Siege holen.“ In der Tat sind die Dreisamtäler die Remis-Könige der Liga, achtmal mussten sie die Punkte teilen, obwohl sie dominant aufgetreten waren. „Das hört man als Trainer nicht so gerne“, gibt Damjanov zu.

Vor den Oberriedern hat sich die SG Prechtal/Oberprechtal auf Rang sechs platziert, nur fünf Zähler hinter dem Spitzenreiter. „Das war nicht vorauszusehen“, sagt Trainer Robert Schäfer, relativiert aber auch: „Wir sind deshalb so nahe dran, weil sich kein Spitzenteam etabliert hat. Andernfalls ständen wir mit unserer Punkteausbeute deutlich hinter der Spitze.“ Tatsächlich: Mit 26 Zählern hätte ein Verein in den vergangenen sechs Spielzeiten im Schnitt zwölf Punkte weniger als der Tabellenführer gehabt. „Aber wir sind zufrieden mit dem Erreichten“, so Schäfer. „Gibt wenig Grund zum Meckern.“

FC Heitersheim: Im schwierigen Fahrwasser

Vom zehnten Platz an beginnt die akut bedrohliche Zone. Wobei zwei bis drei Siege schnell in andere Sphären führen. Dies ist die Hoffnung von Eugen Beck, der in der Vorsaison das Traineramt beim FC Heitersheim übernahm und seinerzeit gerade so den Klassenerhalt schaffte. Auch in dieser Runde kämpfen die Malteserstädter um den Ligaverbleib. Beck analysiert: „In jedem Spiel hatten wir einen Aussetzer von sieben Minuten und haben Gegentore bekommen, und die eigenen Chancen haben wir nicht verwertet. Wir haben Probleme, wenn die Leistungsträger fehlen. Aber wenn wir komplett sind, reicht es für die Liga. Das haben die zwei Spiele vor der Winterpause gezeigt, die wir beide gewonnen haben. Der frühe Saisonstart, mit vielen Spielerausfällen wegen Urlaub oder Verletzungen, hat uns aus dem Tritt gebracht. Wir haben zwar das erste Spiel in Bad Krozingen noch gewonnen, aber dann haben wir gegen Gottenheim grottenschlecht gespielt, in Prechtal dann einen Elfmeter verschossen – und so sind wir in ein ganz schwieriges Fahrwasser gekommen.“

So früh gestartet wie nie zuvor

Der von Beck erwähnte Rundenbeginn zum 4. August hat kaum jemanden kaltgelassen. So früh wie noch nie war die Bezirksliga in die neue Saison gestartet. „Ich habe allen Respekt vor den Planern, das ist gewiss eine schwierige Aufgabe“, sagt René Labusch. „Aber etwas gewöhnungsbedürftig war es schon. Die A-Jugend spielte ja fast bis zum Juni. Das heißt: Wenn die Vorbereitung beginnt, hat ein Jugendspieler im Prinzip keine Pause. Es wäre vielleicht zu überlegen, eher den Saisonstart zu verschieben und in den Dezember hineinzuspielen. Es liegt ja derzeit nicht überall Schnee…“

Robert Schäfer schlägt in die gleiche Kerbe: „Ich halte es nicht für richtig, wenn für einen Fußball-Amateur gleichzeitig zum Urlaubsanfang die Saison beginnt. Seit Jahren wird gefordert, länger in den Winter hinein zu spielen.“ Damjanov denkt an seine Freunde Dennis Klossek und Julian Sutter, die den SV Gottenheim trainieren: „Die hat es besonders extrem erwischt, da Gottenheim erst noch die Aufstiegsrunde gespielt hat. Es war sicher vernünftig, dass ihr erstes Bezirksliga-Spiel verlegt wurde. Ich bin jedenfalls ein Fan von längeren Sommerpausen.“ Allerdings ist ihm bewusst, dass das Wetter nicht immer mitspielt: „In der Vorsaison sind ja deswegen drei unserer Spiele ausgefallen.“

Die Gründe für den frühen Start hatte Staffelleiter Arno Kiechle im (hervorragend gestalteten) Saisonheft des VfR Merzhausen erläutert: Im kommenden Jahr beginnen die Pfingstferien am 8. Juni und betreffen drei Wochenenden – da in dieser Zeit die meisten Vereine urlaubsbedingt selten vollständige Mannschaften aufbieten können, wurde das Saisonfinale „bewusst noch vor die Pfingstferien gelegt, um eine Wettbewerbsverzerrung zu vermeiden“. Da zudem die Winterpause bis zum 10. März ausgedehnt wurde (die Fastnacht wird 2019 erst am 5. März gefeiert), erkläre sich der frühe Saisonstart. Dies sind gute Gründe; freilich erklären sie nicht, weshalb bereits vor Dezember die Winterpause beginnt. Die Witterung dürfte kaum als Erklärung herangezogen werden, wurde doch gerade in der dafür besonders anfälligen Bezirksliga Schwarzwald (die am 17. August den Spielbetrieb aufnahm) noch am ersten Dezember-Wochenende ein kompletter Spieltag nachgeholt.

Aufrufe: 09.12.2018, 11:00 Uhr
Jürg Schmidt (BZ)Autor