2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
Akram "Aki" Abdel-Haq ist zurück auf der Weidener Fußballbühne.
Akram "Aki" Abdel-Haq ist zurück auf der Weidener Fußballbühne.

Akram Abdel-Haq: Anadoluspor ist eine Herzensangelegenheit

"Aki" ist zurück an alter Wirkungsstätte +++ "Fange quasi wieder bei Null an" +++ Abstieg aus der Kreisliga wäre kein Beinbruch

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Als sich Mitte der vergangenen Woche Chousein Chousein entschloss, beim Fußball-Kreisligisten SV Anadoluspor seine Trainertätigkeit zu beenden (ihm folgten auch Bruder Oumit und der sportliche Leiter Fatih Karabiber - FuPa berichtete), stand der erste Vorsitzende Hayrettin Akkaya vor einem Scherbenhaufen. Ja, kurzzeitig gab es bei den Verantwortlichen des seit 2000 bestehenden Weidener Vereins sogar die Überlegung, den Spielbetrieb zur Winterpause einzustellen. Man war schnell zum Handeln gezwungen und nichts lag nun näher, jemanden zu kontaktieren, der in der prekären Situation sofort helfen kann. "Als mich der Präsident anrief und mir schilderte, dass die aktuelle Lage im Verein mehr als besorgniserregend ist, hab ich ihm wohl klar gemacht, dass ich beruflich stark eingespannt bin. Doch war es für mich eigentlich selbstverständlich, zu helfen, denn Anadoluspor war und ist für mich immer noch eine Herzensangelegenheit", berichtet der 38jährige Vollblutfußballer, der daraufhin am Samstag sein erstes Training leitete und am Sonntag in Kemnath bereits an der Außenlinie stand.

Akram Abdel-Haq kennt das Umfeld, die Abläufe, einfach alle Besonderheiten beim "Mulit-Kulti-Verein", den er schon in den Spielzeiten 2014/15 und 2015/16 trainiert hat. Nach einer eineinhalbjährigen Pause mit einem kurzen Intermezzo in Tännesberg braucht es keine Eingewöhnungs- oder Kennenlernphase, er kann und möchte gleich voll einsteigen. "Irgendwie ist es wie damals, ich fange praktisch bei Null an. Mein vorrangiges Ziel ist es, den jungen Spielern meine Erfahrungen aus dem Profibereich weiterzugeben und einen Plan zu entwerfen, um wieder eine Ordnung zu schaffen, die nach meiner Meinung nicht mehr vorhanden ist. Ich habe unserem Vorsitzenden auch klar gemacht, dass ich trotz unserer Tabellensituation keinen Druck auf die Mannschaft ausüben möchte. In Kemnath habe ich gesehen, welches Potenzial in der Truppe steckt. Ich denke, die bisherigen Probleme waren im Schwerpunkt eine Kopfsache", sagt "Aki", für den auch die nur spärliche Trainingsbeteiligung nichts Neues ist. "Das war vor zwei Jahren nicht anders. Wir haben nun mal Spieler, die in unter der Woche in München und Nürnberg arbeiten und studieren, oder Gastronomen, die eben nicht immer trainieren können. Das Problem haben viele Mannschaften in den unteren Klassen", fügt er hinzu und meint, dass man dies nicht als einer der Hauptgründe für den bisher nur mässigen sportlichen Erfolg anführen könne. Beruflich bedingt, steht er zumindest momentan nur am Samstag und Sonntag zur Verfügung, denn seine Arbeit beginnt während der Woche um 14 Uhr und endet erst um 22 Uhr. "Da haben wir uns aber schnell arrangiert. Das Dienstagtraining leitet mein Co-Trainer Hasan Güdük zusammen mit dem Spielführer Firat Tuna, am Wochenende übernehme dann ich das Training und die Vorbereitung aufs Spiel. "

Auch in den in der Vorrunde so "gebeutelten" personellen Bereich hat sich der "alte Neue" gleich eingebracht: "Wir haben ja mehrere Langzeitverletzte, zudem haben uns ja auch einige Spieler verlassen. Mit Emre Uludag von der SpVgg SV Weiden verzeichnen wir nun bereits einen Neuzugang, Torhüter Mert Selvi wird auch nicht nach Schwarzenfeld wechseln und auch ich selbst würde bereit sein, wieder aktiv ins Geschehen einzugreifen", meint der ehemalige Publikumsliebling am Weidener Wasserwerk. Bis zur Winterpause wolle man nun die noch anstehenden Partien so gut wie möglich absolvieren. "Dann werden wir uns zusammensetzen und neu sortieren. Auch wenn uns viele in der Liga schon abgeschrieben haben, wollen wir im Frühjahr noch einmal alles versuchen, um die Kreisliga zu halten. Wir hoffen, dass uns dann die lange verletzten Akteure, wie zum Beispiel die Gebrüder Bozkurt, wieder zur Verfügung stehen. Aber wie gesagt, ein Abstieg würde die Welt nicht untergehen lassen."

Nach wie vor wird deutlich, dass Fußball einfach zum Leben des sympatischen nur 1,72 Meter großen Ex-Profis gehört, der schon unter einem Peter Neururer und Dragan Stepanovic gearbeitet hat. "Mit Haut und Haaren" will er sich wieder "seinem" SV Anadoluspor widmen und das sinkende Schiff wieder für die "rauhe See" Kreisliga flott machen. Sollte ihm das allerdings nicht mehr gelingen, wird er auch selbstkritisch sein. "Ich bin der Meinung, dass ein Trainer bei einem fehlenden sportlichen Erfolg nicht nur auf andere mit dem Finger zeigen sollte, um die Verantwortung wegzuschieben. Zu einem guten Coach gehört auch die Eigenschaft, sich selbst zu hinterfragen", meint "Aki" zum Abschluß des lebhaften und auch sehr angenehmen Gesprächs mit FuPa.

Aufrufe: 010.11.2017, 10:02 Uhr
Werner SchaupertAutor