2024-04-25T14:35:39.956Z

Pokal
Wer fängt ihn ein? Jonas Nietfeld (zweiter von links) ist nach seinem Tor zum 2:1 kaum zu halten. Foto: Nickl
Wer fängt ihn ein? Jonas Nietfeld (zweiter von links) ist nach seinem Tor zum 2:1 kaum zu halten. Foto: Nickl

Späte Jubeltänze in der Jahn-Arena

Die Regensburger geraten gegen Darmstadt in Rückstand, bleiben aber am Drücker – und setzen sich dann völlig verdient durch.

Sebastian Nachreiner schaute zu Boden und hielt kurz inne. Dann hob er den Kopf mit einem Lächeln wieder an und sprach von „diesem Gefühl“, und wie wichtig es gewesen sei, dieses wieder zu erfahren. Es war das Gefühl des Gewinnens, das der Verteidiger des SSV Jahn Regensburg ansprach. Und dieses hatte er sich gemeinsam mit seinen Teamkollegen zuvor absolut verdient. Nach einer tollen Leistung der Oberpfälzer in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen den SV Darmstadt 98 stand am Ende ein 3:1 in strahlenden Ziffern auf der großen Anzeigetafel.

8919 Zuschauer waren am Samstagabend in die Continental-Arena gekommen, um zu beobachten, wie sich der Jahn nach dem brotlosen Start in der zweiten Bundesliga nun im Pokal verkaufen würde. In der Meisterschaft hatte es in den ersten zwei Partien zwei Niederlagen gegeben. Im Cup-Wettbewerb wartete mit Darmstadt nun ein Ligakonkurrent mit prominenten Namen in seinen Reihen. So liefen beim SV unter anderem Weltmeister Kevin Großkreutz und Ex-Bayern-Star Hamit Altintop auf. Ihre Klasse konnten die Stars der Gäste in der Partie aber nur bedingt zeigen. Trainer Torsten Frings, selbst ein ehemaliger Nationalmannschaftsstar, war nach dem Spiel jedenfalls völlig bedient: „Heute war es einfach ein total schlechtes Spiel von uns. Der Sieg vom Jahn war tausendprozentig verdient.“

Vrenezi erstmals im Kader

Regensburgs Trainer Achim Beierlorzer hatte seine Startelf im Vergleich zur Ligapartie gegen den 1. FC Nürnberg nicht verändert. Auf der Ersatzbank gab es allerdings ein neues Gesicht. Erstmals in dieser Saison stand Albion Vrenezi im Kader der Regensburger. Dieser hatte bislang noch keine Spielgenehmigung für den Jahn, weil er auch beim SV Sandhausen einen Vertrag unterschrieben hatte. Im Laufe dieser Woche kam es nun zu einer Einigung zwischen beiden Vereinen und er konnte sich endlich das Jahn-Trikot überziehen. Von der Bank aus konnte er verfolgen, wie Andy Geipl nach zehn Minuten die große Chance zur Führung für den Jahn hatte. Marco Grüttner war nach einem Eckball im Strafraum umgefallen. Schiedsrichter Martin Petersen entschied auf Elfmeter. Geipl trat an – und jagte den Ball weit übers Tor.

Zehn Minuten später schienen sich die Regensburger zwar von diesem Rückschlag gut erholt zu haben, es gab aber schon den nächsten. Abwehrchef Marvin Knoll musste wegen einer schmerzhaften Prellung ausgewechselt werden. Doch auch davon ließ sich der Jahn nicht unterkriegen. Ganz im Gegenteil schienen die Oberpfälzer richtig Lust aufs Fußballspielen zu haben, während die Gäste zunächst vor allem auf Sicherheit bedacht waren. „Wir haben heute richtig gut gespielt“, meinte Knoll nach der Partie. Er bekannte offen, dass er in den Katakomben des Stadions nach der Partie vermutlich „irgendwas kaputt getreten hätte“, wenn es wieder nicht zu einem Sieg gereicht hätte.

Darmstadt trifft auf Anhieb

Die Spielfreude des Jahn führte in der ersten Halbzeit zu weiteren guten Chancen. Sargis Adamyan und Jann George scheiterten aber jeweils am überragend reagierenden SV-Keeper Daniel Heuer Fernandes. Drei tolle Chancen gehabt, keine genutzt – das sollte sich zunächst bitter rächen. Die Darmstädter machten es nämlich ganz anders. Sie hatten fünf Minuten vor der Pause ihre erste große Möglichkeit und nutzten diese eiskalt aus. Zuvor ging im Mittelfeld der Gäste plötzlich die Post ab. Ein, zwei Pässe genügten, um Tobias Kempe auf dem linken Flügel auf die Reise zu schicken. Er bediente Artur Sobiech mit einer präzisen Vorlage, die dieser zum 0:1 ins Tor stocherte. Sollte es wirklich mit diesem nicht wirklich gerechten Ergebnis in die Pause gehen? Nein, denn der Jahn hatte direkt vor dem Halbzeitpfiff seine vierte Riesenchance. Dieses Mal nutzte er sie auch. Sargis Adamyan war nach einem schönen Dribbling im Strafraum nur mit einem Foul zu stoppen. Wieder gab es Elfmeter. Nun trat Marc Lais an und verwandelte sicher zum Ausgleich.

Spruchband: „Hände weg vom SSV“

Beierlorzer lobte nach der Partie insbesondere, dass die Mannschaft trotz der vergebenen Chancen an sich geglaubt und immer weiter Torchancen herausgespielt habe. Die Fans hatten dadurch einen tollen ersten Durchgang verfolgen können. Überhaupt herrschte in der Arena eine schöne Pokal-Atmosphäre. Zu der Investoren-Debatte, die es derzeit beim Jahn Regensburg gibt, hatten sich dabei auch die Darmstädter Fans zu Wort gemeldet, die ein Spruchband mit der Zeile „Hände weg vom SSV“ angebracht hatten.

Nach der Pause blieb der Jahn am Drücker. Joshua Mees und Jann George scheiterten mit ihren Schüssen nur knapp. Und auch als Alexander Nandziks bei einem Freistoß voll draufhielt, prallte der Ball vom Pfosten nicht ins Tor, sondern ins Aus. Als bereits 85 Minuten gespielt waren, stellten sich viele der Zuschauer gedanklich darauf ein, erst später, nach einer Verlängerung, das Stadion verlassen zu können. Zum Glück für die Regensburger war kurz zuvor jedoch Jonas Nietfeld eingewechselt worden – und der entschied das Spiel für den Jahn. In einem Getümmel im Strafraum behielt er die Übersicht und traf zum 2:1– der verdiente Lohn für den großen Einsatz, den der Jahn auch in der zweiten Halbzeit gezeigt hatte. In der Nachspielzeit gelang Marco Grüttner bei einem schnellen Konter gegen die aufgerückten Darmstädter sogar noch der dritte Treffer für den Jahn. Die Regensburger Fans feierten ihre Lieblinge, die verdient in die zweite Runde des Pokals einzogen. Knoll verriet später übrigens, dass er seinem Team auch nach seiner Auswechslung noch helfen konnte – als Motivator auf der Ersatzbank. Er habe seinem Sitznachbarn Nietfeld prophezeit, dass er heute eingewechselt und ein Tor erzielen wird.

„Einfach total erleichtert“

Jahn-Trainer Beierlorzer bekannte, dass er „einfach total erleichtert ist“, dass sich die Mannschaft nach den beiden Niederlagen zum Start in der Liga nun über einen Erfolg freuen könne. Einen Anlass für ausschweifenden Jubel würde es aber nicht geben. Die Spieler dürften sich freuen, eine große Party sei jetzt aber sicherlich nicht drin, da in ein paar Tagen bereits das nächste Spiel in Ingolstadt ansteht. Dies wird sicher auch Asger Sörensen irgendwann jemand mitgeteilt haben. Der Neuzugang des SSV Jahn hatte als Innenverteidiger wieder bärenstark gespielt. Als er nach der Partie gefragt wurde, ob der Erfolg jetzt zumindest ein bisschen gefeiert wird, musste er mit einem Lächeln eingestehen, dass er darauf keine Antwort geben könne – es sei schließlich sein erster Sieg in einem Pflichtspiel mit dem Jahn: „Deswegen weiß ich noch nicht, wie das hier läuft.“

Die Auslosung der 2. Runde des DFB-Pokals erfolgt am 20. August. Gezogen werden die Teams im Rahmen der „Sportschau“ um 18 Uhr. U21-Europameister-Trainer Stefan Kuntz fungiert als Ziehungsleiter.

Aufrufe: 014.8.2017, 13:00 Uhr
Von Jürgen Scharf, MZAutor