2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Alles hört auf sein Kommando: Sebastian Nachreiner ist beim Jahn längst zur Führungsfigur gereift.
Alles hört auf sein Kommando: Sebastian Nachreiner ist beim Jahn längst zur Führungsfigur gereift. – Foto: Günter Staudinger

»Kam öfters vor, dass kein warmes Wasser da war«

Sebastian Nachreiner (31) steht Rede und Antwort - Teil 2: Reichlich Kurioses beim Jahn, die Karriere nach der Karriere und Verbundenheit mit der Heimat

Ein Jahrzehnt beim SSV Jahn: Sebastian Nachreiner hat im ersten Teil des großen FuPa-Interviews über seinen ungewöhnlichen Weg in den Profifußball gesprochen, die heftigen Rückschläge, die er meistern musste und die Entwicklung des Regensburger Traditionsvereins. Im zweiten Teil erinnert er sich an reichlich kuriose Anekdoten, über Karrierepläne nach der Karriere und seine Verbundenheit zur Heimat.
FuPa: Sebastian, beim Jahn geht es seit einigen Jahren in die richtige Richtung. Mit das Verdienst von Manager Christian Keller, der den Verein auf solide Beine gestellt hat. Es gab aber auch wilde Zeiten, die gar nicht so lange her sind. Überliefert ist zum Beispiel, dass ihr mal ins Regensburger Westbad zum Duschen ausweichen musstet, weil am Trainingsgelände kein Warmwasser mehr vorhanden war.
Sebastian Nachreiner (31): Stimmt schon, es war sicher nicht immer einfach beim Jahn. Kam durchaus öfters vor, dass kein warmes Wasser da war. (grinst) Es kam - das war aber vor meiner Zeit, Oli (Hein, Anm.d.Red) kann davon berichten - auch schon mal vor, dass einfach der Strom abgestellt wurde, weil schlicht die Rechnungen nicht bezahlt worden sind.

Gibt`s noch so Geschichten aus der Rubrik Kurioses?
Oh ja, das gibt`s einige. (schmunzelt). Ich erinnere mich noch gut an eine Begebenheit, als wir zu meiner Anfangszeit immer mit Kleinbussen vom Jahnstadion, wo unsere Kabinen waren, zum Training fuhren. Hintergrund war der, dass wir im Grunde genommen keinen fixen Trainingsplatz hatten und immer die Anlagen der umliegenden Vereine benutzt haben. Und so sind wir eben immer kreuz und quer durch Regensburg getingelt. Einmal waren wir am Weinweg, wollten nach dem Training zurückfahren und zack: plötzlich flog die Schiebetür in der ersten Kurve raus. Wir haben sie dann aufgesammelt, in den Kofferraum geschmissen und sind ohne Schiebetür nach Hause gefahren. (lacht) So Sachen hat`s immer wieder mal gegeben. (grinst) Aber diese Zeiten sind überwunden. Aber auch wieder schön, weil man über solche Geschichten immer schmunzeln kann.

Vorbild Papa Anton? »Ich wäre definitiv nicht traurig, wenn`s mir mal ähnlich ergehen würde.«

Regensburg boomt, wirtschaftlich wie sportlich. Muss die zweite Liga das Ende der Fahnenstage sein oder ist da noch mehr möglich?
Für den Moment können wir sehr zufrieden sein, dass wir meiner Meinung nach in der zweiten Liga eine sehr ordentliche Rolle spielen. Es wäre ein großer Erfolg, wenn wir auch dieses Jahr wieder den Klassenerhalt schaffen - und das wird noch schwer genug werden. Wir müssen da auch realistisch bleiben und dürfen nicht vergessen, wo wir herkommen. Jedes Jahr in der zweiten Liga ist ein Erfolg. Was in Zukunft ist, das weiß kein Mensch. Wir sind gut beraten, auf unserem vernünftigen Weg so weiter zu machen.

Wie dein Vater Anton, der einst für den TSV 1860 gespielt hat, derzeit Vorsitzender des DFB-Kontrollausschusses und Präsident am Landgericht Deggendorf ist, hast du auch Jura studiert. Wie ist da der Stand, bist du schon fertig?
Mit meinem Studium bin ich fertig, das erste Examen habe ich in der Tasche. Das zweite Examen muss ich noch machen, aber dafür muss ich erst zwei Jahre ins Referendariat. Das wird dann das Projekt für nach der Profikarriere sein.

Eiferst du deinem Papa nach?
Ich sag`s mal so, mein Papa hat keinen schlechten Karriereweg beschritten. Ich wäre definitiv nicht traurig, wenn`s mir mal ähnlich ergehen würde. (schmunzelt) Wo dann die Reise genau hingehen wird, das weiß ich noch nicht.Aber ich werde schon etwas finden, das mich dann reizt.

Gibt`s da auch mal Diskussionen mit dem Papa nach dem Motto: Was habt ihr da im DFB-Kontrollausschuss denn da wieder entschieden?
Er erhebt ja für das DFB-Sportgericht nur die Anklage, über die Länge der Sperre entscheiden dann andere. Aber natürlich diskutieren wir auch oft darüber, warum und weshalb eine Entscheidung genauso getroffen wurde und was er für richtig hält. Wie bei allen anderen fußballaffinen Familien auch. (lacht)
Sebastian Nachreiner (li.) im Kampf um das Leder mit Hamburgs Martin Harnik.
Sebastian Nachreiner (li.) im Kampf um das Leder mit Hamburgs Martin Harnik. – Foto: Günter Staudinger


Kurz vor Weihnachten hast du ein neues Arbeitspapier bis zum Juni 2022 unterschrieben. Heißt das Karriereende beim Jahn oder kannst du dir vorstellen, nochmal was anderes in Angriff zu nehmen?
Kann ich mir auf jeden Fall vorstellen, meine Karriere beim Jahn dann auch zu beenden. Man soll zwar nie etwas ausschließen, man weiß ja nie was passiert. Aber mit dem Gedanken, meine Laufbahn in Regensburg zu beenden, kann ich mich sehr gut anfreunden. Ich habe bisher hier eine sehr gute Zeit erlebt und hoffe, dass noch ein paar tolle Momente dazukommen.

Gibt`s Pläne, dem Fußball nach der aktiven Laufbahn treu zu bleiben? Sei es eventuell als Trainer oder vielleicht als Funktionär beim SSV Jahn.
Im Moment muss ich dazu klar sagen, dass ich dahingehend wenig Ambitionen habe. Weder als Trainer noch als Funktionär habe ich in nächster Zeit etwas geplant. Da fehlt mir schlicht und einfach die Zeit die entsprechenden Scheine zu machen, weil ich gerade nebenbei an meiner Doktorarbeit schreibe und ich mir deshalb noch keine Gedanken gemacht habe. Wenn ich mal selber nicht mehr gegen den Ball treten kann, vielleicht habe ich dann mehr Lust darauf. Das wird sich dann mit der Zeit herausstellen. Ich lasse es auf mich zukommen, was mir Spaß macht und mich reizt.

Abschließende Frage: Hast du als gebürtiger Gottfriedinger den niederbayerischen Fußball noch im Blick?
Klar verfolge ich das noch, mal mehr mal weniger. (schmunzelt) Ich bin ja auch regelmäßig daheim in Gottfrieding und schaue schon, dass ich das eine oder andere Heimspiel mitnehmen kann. Wann immer es möglich ist, verbinde ich einen Besuch bei meinen Eltern mit einem Heimspiel des FC.

Das Interview führte Mathias Willmerdinger.




Aufrufe: 018.1.2020, 08:00 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor