2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Sörensen (v.li.), Grüttner und Lais jubeln über den Regensburger Heimsieg gegen Sandhausen. F: Würthele
Sörensen (v.li.), Grüttner und Lais jubeln über den Regensburger Heimsieg gegen Sandhausen. F: Würthele

Jahn: Wie hoch hinaus geht's jetzt noch?

Die Regensburger proben den mentalen Spagat zwischen der Verfolgerrolle und der noch nicht völlig gebannten Abstiegsgefahr.

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Natürlich ist nicht alles Gold, was derzeit beim SSV Jahn glänzt. Lediglich 37 Prozent Ballbesitz für die Regensburger wies die Statistik am Sonntagnachmittag nach dem 2:1-Heimsieg gegen den SV Sandhausen aus, und auch die Zahlen der insgesamt gespielten (259:452) und angekommenen (143:315) Pässe sprachen eindeutig für die Gäste aus der Kurpfalz. Das – auf dem Papier – klare Übergewicht der Sandhäuser resultierte in dieser Begegnung der 2. Fußball-Bundesliga vornehmlich aus der Schlussphase, in der Jahn-Coach Achim Beierlorzer seine Schützlinge heftig gestikulierend, aber erfolglos in eine andere Richtung treiben wollte.

Nachdem Beierlorzer in der 74. Minute Asger Sörensen für Jann George eingewechselt und seine Vierer- zur Fünferabwehrkette aufgestockt hatte, erlahmten die Offensivbemühungen der Hausherren. Sie gaben das Heft des Handelns vollends aus der Hand, stemmten sich aber wenigstens erfolgreich gegen den Ausgleich.


Wenig Konstruktives

Es sei nun mal äußerst schwierig, in solchen Phasen die „Balance im Spiel“ zu wahren, merkte Beierlorzer hinterher an. Einverstanden war er mit dieser Kaninchen-vor-der-Schlange-Taktik seines Teams selbstverständlich nicht, aber Sandhausen brachte trotz der Dominanz bis zum Schlusspfiff wenig Konstruktives zustande. Außerdem ist Papier bekanntlich geduldig: Was scheren einen die nackten Zahlen in den Spalten Ballbesitz und Pässe, wenn zum Schluss drei Punkte auf der Habenseite das Jahn-Gemüt wärmen? Balance ist ein gutes Stichwort: Für den SSV Jahn geht es aktuell darum, als Tabellenvierter ein Gleichgewicht zwischen gestiegenen Erwartungen und schwindender, aber latent noch vorhandener Abstiegsgefahr zu finden.

39 Punkte haben die Regensburger nach 26 Spieltagen gesammelt. Die Marke darf als ominös gelten, seit der Jahn in der Saison 2003/04 das Kunststück vollbrachte, mit exakt 39 Zählern als 16. abzusteigen. Freilich hinkt der Vergleich, denn damals wurden gleich vier Direktabsteiger aus der zweiten Liga in die beiden Regionalligen Nord und Süd runtergereicht.


„Die 40 vollmachen“

„Wir müssen gucken, dass wir die 40 vollmachen. Ich glaub’, die brauchst du in dieser Saison mindestens, wenn man sieht, wie viele Punkte die Teams unten schon haben“, sagte am Sonntag mit dem Blick auf die aktuelle Tabelle Markus Karl. Er spielt nicht für den SSV Jahn, sondern für Sandhausen, aber treffender hätte es kein Regensburger ausdrücken können.

Zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres war der Jahn mit 40 Punkten ebenfalls Vierter, seinerzeit in der dritten Liga. Am Ende stand der Aufstieg in der Relegation, und angesichts von derzeit zwei Punkten Rückstand auf den Tabellendritten Kiel sind gewisse Parallelen nicht mehr von der Hand zu weisen. Wie hoch hinaus geht es also noch? Eine Prognose wagt keiner, öffentlich ist das Thema beim Jahn weiterhin ausdrücklich kein Thema. Doch die Verfolgerrolle haben die Regensburger nun wohl oder übel inne. Ginge es gegen den VfL Wolfsburg, würde sich quasi ein Kreis schließen. Denn gegen die Wolfsburger „Zweite“ gelang ja vor zwei Jahren in der Relegation der Aufstieg aus der Regionalliga.

Einen Spannungsabfall im Team im Fall des vorzeitig gesicherten Klassenerhalts schließt Beierlorzer jedenfalls kategorisch aus. Unvorstellbar sei das – „bei dieser Mannschaft und bei diesen sensationellen Fans!“


Nun gegen Union

Union Berlin hat unterdessen im Gegensatz zum SSV Jahn am Wochenende die Chance verpasst, auf Tuchfühlung mit der Aufstiegszone der zweiten Liga zu bleiben. Die „Eisernen“ kamen in ihrem 400. Zweitligaspiel gegen Erzgebirge Aue über ein 0:0 nicht hinaus. Am kommenden Samstag (13 Uhr) sind die Regensburger zu Gast beim Tabellenachten in der Alten Försterei. Die Berliner sind zwar seit fünf Spielen ungeschlagen, liegen allerdings aktuell bereits sechs Zähler hinter dem Dritten Holstein Kiel.

Aufrufe: 013.3.2018, 14:30 Uhr
Heinz GläserAutor