2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht

Jahn: Mees und sein erstes Super-Gefühl

Der Stürmer ist mit dem Tor gegen Ingolstadt voll in Regensburg angekommen +++ Irgendwann will er das auch in der Bundesliga

Lang und weit flog der Ball durch die Luft im Ingolstädter Sportpark. Asger Sörensen, Innenverteidiger des SSV Jahn Regensburg, hatte ihn nach vorne geschlagen. Kurz vor dem Strafraum der Ingolstädter senkte er sich herab, tickte einmal auf – und dann tauchte Joshua Mees auf. Wie aus dem Nichts gekommen, düste er plötzlich an seinen überraschten Gegenspielern vorbei, schnappte sich den Ball und schlenzte ihn zum 1:0 der Regensburger ins Tor. Danach schien er vor Freude fast zu platzen. Über das ganze Gesicht strahlend setzte er zu seinem Jubellauf an. Mees wusste: Jetzt bin ich endgültig angekommen.

Drei Tage danach sitzt Mees im Biergarten der Wirtschaft am Trainingsgelände des Fußball-Zweitligisten und erzählt von sich und seiner bisherigen Karriere. Als er auf sein Tor gegen Ingolstadt angesprochen wird, kehrt das Strahlen sofort in sein Gesicht zurück. „Ja, das war schon Weltklasse“, meint er, um dann aufzuzählen: „Es war das 1:0, ein wichtiges Tor, und noch dazu im Derby.“ Kurzum: „Es war ein Super-Gefühl.“

Den Kindheitstraum erfüllt

Vor 21 Jahren wurde Mees im Saarland geboren. Beim FV Lebach begann er mit dem Fußballspielen. Und das lag ihm so gut, dass er bereits mit zwölf Jahren zum größten Verein der Region, dem 1. FC Saarbrücken, wechselte. Hat er damals schon daran gedacht, Profi zu werden? „Diesen Traum haben in dem Alter viele – und ich hatte ihn auch“, sagt er. Er hat ihn sich sogar erfüllt. Bereits in der Jugend ging es für Mees eine weitere Stufe hinauf. Die TSG Hoffenheim war auf den schnellen Angreifer aufmerksam geworden. Mees wechselte zum Nachwuchs des Bundesligisten, lebte dort bei einer Gastfamilie und machte sein Abitur, vor allem aber verfolgte er weiter den Traum vom Fußball-Profi. Kommt Mees mal ins Laufen, ist er kaum mehr aufzuhalten. Mit dem Ball am Fuß düst er dann an seinen Gegenspielern vorbei. Tempo-Dribbling sei wohl seine größte Stärke, sagt er über sich selbst. Im Zweikampf müsse er sich dagegen noch verbessern, merkt er selbstkritisch an – „und auch im körperlichen Bereich geht noch was. Da könnte ich noch ein, zwei Kilo draufpacken“. Robuster werden, ohne an Tempo zu verlieren, das ist der Spagat, den Mees in den kommenden Monaten bewältigen muss. Das Schöne für ihn ist, dass er nun endlich auf einer großen Bühne zeigen kann, was er kann. In Hoffenheim hatte er den Sprung ins Bundesliga-Team bislang nicht geschafft. Er kickte in der zweiten Mannschaft in der Regionalliga. Nun wurde er für eine Saison an den SSV Jahn ausgeliehen. Spielpraxis im Profi-Fußball sollte Mees sammeln – und das tut er jetzt.

„Habe ein, zwei Spiele gebraucht“
Am Ende ging es ganz fix. Erst eine Woche vor dem Ligastart wechselte Mees zum Jahn, beim Auftakt in Bielefeld stand er gleich in der Startelf. Er habe eigentlich gar nicht damit gerechnet, sofort im Team zu stehen, erzählt Mees, „ich habe auch ein, zwei Spiele gebraucht, um mich ans Niveau der Liga zu gewöhnen“.Genauso wie es beim Jahn im Allgemeinen nach den zwei Niederlagen zum Start aufwärts ging, steigerte sich auch Mees. Spätestens mit seinem Tor gegen Ingolstadt scheint er sich nun endgültig einen Stammplatz gesichert zu haben.

Sportlich läuft es, und auch sonst gefällt es ihm gut in der Oberpfalz. Eine Wohnung hat er bereits gefunden, seine Freundin Sarah, mit der er seit zwei Jahren zusammen ist, kommt regelmäßig zu Besuch. Ihr gefalle Regensburg auch, erzählt Mees: „Schöne Stadt, hat sie gesagt“ – und setzt dann mit einem Lachen hinzu: „Aber das sagt über Regensburg wohl jeder.“ Mees’ Zwischenbilanz in Regensburg fällt gut aus. Sein Ehrgeiz treibt ihn aber weiter an. Sein großes Ziel sei es, irgendwann auch in der Bundesliga zu spielen, erzählt er, „bestenfalls bei Hoffenheim. Ob sich das realisieren lässt, wird man sehen“. In der Tat dürfte es nicht leicht werden, sich bei dem frischgebackenen Europapokal-Teilnehmer durchzusetzen. Und vielleicht bleibt er ja sogar länger als nur die eine Saison in Regensburg: „Grundsätzlich könnte ich mir das auch vorstellen“, sagt er: „Die Rahmenbedingungen hier passen und es wird einfach guter Fußball gespielt.“

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Aufrufe: 024.8.2017, 11:00 Uhr
Jürgen Scharf, MZAutor