2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Jahn-Trainer Achim Beierlorzer will seine Mannschaft gegen Fürth zum nächsten Sieg dirigieren.  Fotos: Nickl/Eibner
Jahn-Trainer Achim Beierlorzer will seine Mannschaft gegen Fürth zum nächsten Sieg dirigieren. Fotos: Nickl/Eibner

Jahn: Ein Derby mit besonderer Brisanz

Beim Duell gegen Greuther Fürth trifft nicht nur der Regensburger Trainer Achim Beierlorzer auf seinen Ex-Klub.

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Nach dem Schlusspfiff lagen sich die Spieler des SSV Jahn Regensburg jubelnd in den Armen und feierten mit den rund 700 mitgereisten Fans das erste große Etappenziel. Mit einem 2:1-Sieg bei der U23 der SpVgg Greuther hatten sich die Oberpfälzer am 16. Mai 2016 die Meisterkrone aufgesetzt in der Regionalliga Bayern. Ein erstes Highlight, dem noch weit bedeutendere folgten.

Eineinhalb Jahre später haben es die Regensburger mit ganz anderen Kalibern zu tun. Da warten nicht mehr die kleinen Fürther oder der kleine SV Schalding-Heining. Der phänomenale Durchmarsch beschert dem Jahn nun Leckerbissen um Leckerbissen in der 2. Fußball-Bundesliga. Am 13. Spieltag kommt es in der Continental-Arena zum nächsten Kracher. Nun kommen die großen Fürther. Ein Derby mit besonderer Brisanz. Der Chefcoach der Regensburger macht keinen Hehl daraus, dass die Partie für ihn ein großes Highlight ist. „Das ist ein besonderes Spiel für mich. Ich habe elf Jahre in Fürth auf dem Buckel“, sagt Achim Beierlorzer.

Von 1989 bis 19996 spielte der Regensburger Trainer bei der SpVgg Fürth. „Fußballerisch war das meine schönste Zeit“, blickt Beierlorzer zurück. Die Zeit dort habe ihn persönlich geprägt. „Ich habe noch ganz viele Bekannte in Fürth und Umgebung.“ 2010 kehrte Beierlorzer zum Kleeblatt zurück und coachte die U17. „Diese vier Jahre waren der Beginn vom ambitionierten Trainerwesen von mir“, sagt Beierlorzer. Er sei Fürth immer noch dankbar, dass der Klub es ermöglichte, dass er parallel zu seinem Lehrerberuf den Fußballlehrer machen konnte. Und da avancierte der Oberstudienrat für Mathematik und Sport zum echten Musterschüler. Beim 60. Fußball-Lehrer-Lehrgang (2013/2014) an der Hennes-Weisweiler-Akademie war Beierlorzer mit der Note 1,0 der Klassenprimus.

Für das Duell gegen seine „alte Liebe“ musste der Franke „ein paar Karten mehr ordern“. Für seine Frau Stephanie, die drei Kinder und noch ein paar weitere Familienmitglieder und Freunde. „Ich bin ja der Jüngste von neun Geschwistern. Insofern machen sich da schon einige auf den Weg nach Regensburg am Wochenende“, freut sich Beierlorzer. Auch sein Bruder Bertram, ein ehemaliger Bundesliga-Profi (223 Spiele für 1. FC Nürnberg, Bayern München, VfB Stuttgart), wird sich das Derby nicht entgehen lassen.

Hoffen auf George-Rückkehr
Bei den Regensburgern ist der Trainer aber nicht der Einzige mit Fürther Vergangenheit. Auch Jann George, Sebastian Freis, Kevin Hoffmann und Bastian Lerch treffen auf ihren Ex-Klub. Ob George aber rechtzeitig fit wird, steht noch in den Sternen. Der Offensivmann hatte sich bei der 0:1-Pleite in Aue einen Zehenbruch zugezogen und war gegen Kaiserslautern zum Zuschauen verdammt. „Bei Jann könnte es eine Punktlandung werden“, sagt Beierlorzer. Der Jahn-Trainer weiß: „Jann ist höchst motiviert, gegen seinen alten Verein spielen zu können.“ Von 2013 bis 2015 spielte George in Fürth, kam in dieser Zeit aber nur auf einen einzigen Joker-Einsatz in der 2. Liga. In Regensburg ist er mit drei Treffern gemeinsam mit Marvin Knoll bis dato bester Torschütze. Gegen Kaiserslautern haben es seine Kollegen noch gerichtet. Der 3:1-Sieg war Balsam auf die Regensburger Seele. Zuvor hatte es drei Pleiten in Folge gehagelt. Doch Euphorie brach beim Aufsteiger keine aus. Es sei erstmal Ballast abgefallen bei den Spielern, erklärt Beierlorzer. Der Sieg sei ein Schritt in die richtige Richtung gewesen.

„Freifahrtsscheine“ in Sachen Stammplätze verteilt der Trainer keine – auch nicht an Sebastian Stolze, den Matchwinner gegen Lautern. Da Joshua Mees wegen einer Außenbandzerrung im Knie ausfällt, darf sich der 22-Jährige aber durchaus Hoffnungen machen auf einen erneuten Einsatz von Beginn an. Damit der Jahn guten Gewissens in die Länderspielpause gehen kann, gilt es, auch im nächsten Kellerduell Punkte zu sammeln. „Es ist ein ganz besonderes Spiel für uns. Wir treffen auf einen Gegner, der unter seinen Erwartungen liegt und das möglichst schnell wieder revidieren möchte“, sagt Beierlorzer. „Die wollen einen Sieg nachlegen, uns geht es genau so.“

Der Tabellen-Siebzehnte aus Fürth fordert den -fünfzehnten: In der Favoritenrolle sehen sich die Regensburger aber nicht. „Wir dürfen nicht verkennen, dass Fürth eine absolute Top-Mannschaft ist, die wollten oben angreifen“, erklärt Beierlorzer. Derzeit haben die Franken aber ganz andere Sorgen. Nach einem miserablen Saisonstart hatten sich die Fürther Ende August von Trainer Janos Radoki getrennt. Doch auch unter Damir Buric hat Fürth noch nicht Fahrt aufgenommen.

Am vergangenen Wochenende verschafften sich die Fürther aber etwas Luft und errangen ein eminent wichtiges 2:1 gegen den SV Sandhausen. „Das weckt die Lust, noch mehr Spiele zu gewinnen“, sagt Coach Buric. Der Respekt vor dem Aufsteiger ist beim Ligavorletzten aber groß. „Sie sind in der Lage, durch ihr Umschaltspiel schnell in die gegnerische Hälfte und mit wenigen Kontakten früh zum Abschluss zu kommen“, warnte Buric.

Oberpfälzer im Frankenland
Mit dem Regensburger Benedikt Kirsch und dem Chamer Korbinian Burger hoffen zwei Oberpfälzer, dass sie für den Auftritt in der Domstadt in den Fürther Kader rutschen. Zuletzt kamen die beiden aber lediglich in der U23 zum Einsatz. Ob Daniel Steininger, der in der Saison 2014/2015 für den Jahn stürmte, mitmischen kann, ist ebenfalls ungewiss. Der 22-Jährige hat muskuläre Probleme. Den Jahn-Fans wird es herzlich egal sein, wer bei der SpVgg letztlich aufläuft. Nach Schlusspfiff wollen sie endlich mal wieder einen Sieg gegen die großen Fürther bejubeln. Der letzte in einem Ligaspiel datiert vom 31. Januar 1971.

Aufrufe: 03.11.2017, 16:00 Uhr
von Felix Kronawitter, MZAutor