2024-05-08T14:46:11.570Z

Ligabericht
Am vergangenen Sonntag standen Achim Beierlorzer (rechts) für den Jahn und Maik Walpurgis für den FC Ingolstadt noch beide an der Seitenlinie. Walpurgis ist nach drei Spieltagen nun bereits seinen Job wieder los. Foto: Eibner
Am vergangenen Sonntag standen Achim Beierlorzer (rechts) für den Jahn und Maik Walpurgis für den FC Ingolstadt noch beide an der Seitenlinie. Walpurgis ist nach drei Spieltagen nun bereits seinen Job wieder los. Foto: Eibner

Jahn-Coach hat gemischte Gefühle

Achim Beierlorzer freut sich aufs Spiel gegen Kiel – die Schnelllebigkeit des Geschäfts macht ihn jedoch nachdenklich.

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Lange und ausführlich hat Achim Beierlorzer bereits über das nächste Spiel seines SSV Jahn gesprochen. Am Samstag geht es gegen Holstein Kiel. Zuletzt gab es zwei Siege, dementsprechend Rückenwind haben die Regensburger. Nun wird Beierlorzer noch gefragt, wie er die Entlassung von Maik Walpurgis erlebt hat. Für einen kurzen Moment geht sein Blick zur Seite. Der 49-Jährige wird ganz ernst. Er will nicht verhehlen, dass er mit seinem Trainerkollegen mitfühlt. Am vergangenen Sonntag trat Walpurgis mit dem FC Ingolstadt noch gegen den Jahn an – nach dem dritten Spieltag war für ihn aber bereits Schluss. Am Dienstag wurde er entlassen. „Man wird schon nachdenklich“, sagt Beierlorzer: „Es ist schon sehr schnelllebig unser Geschäft.“

Der SSV Jahn hat sich zuletzt freigeschwommen. Der Erfolg im Pokal gegen Darmstadt war bereits wie eine Erlösung. Nun klappte es auch in der Liga mit dem ersten Sieg. Ein Sieg, der im Gegenzug Ingolstadt noch weiter in die Krise stürzte und die Amtszeit von Walpurgis zu Ende gehen ließ. Eine solche Nachricht ist für jeden Trainer eine bittere Erinnerung daran, wie schnell es im Fußball geht. „Aber das ist nicht nur in dieser Saison so, das war auch in der letzten Saison so und das wird so bleiben“, sagt Beierlorzer. Es werde immer wieder Vereine geben, meint er, „die die Geduld verlieren, die nicht Kontinuität walten lassen und einfach den Mechanismen des Geschäfts Tribut zollen“. Er weist darauf hin, dass sich bei Thomas Letsch und Erzgebirge Aue noch schneller die Wege wieder trennten als bei Walpurgis und Ingolstadt, „und da war ich noch nachdenklicher, weil ich ihn auch sehr gut kenne“.

Marvin Knoll ist wieder fit

Wirklich viel Zeit, um über das rasende Trainer-Karussell nachzudenken, bleibt Beierlorzer nicht. In erster Linie muss er seine Mannschaft auf das nächste Spiel gegen Kiel, das am Samstag um 13 Uhr in der Continental-Arena angepfiffen wird, vorbereiten. Seine Überlegungen, mit welcher Startelf er ins Rennen geht, seien noch nicht abgeschlossen, sagt er. Nach zwei Siegen einfach alles ungeprüft weiterlaufen zu lassen, sei der falsche Weg, findet er: „Man kann nicht einfach pauschal sagen: Jetzt haben wir zweimal gewonnen, jetzt lassen wir die Mannschaft einfach so. Es ist schon diffiziler.“ Er werde sich ganz genau überlegen, welche Mannschaft am besten zu Kiel passt. Eine Veränderung wird es im Vergleich zum Spiel in Ingolstadt aber wohl zumindest auf einer Position geben. Marvin Knoll ist wieder fit und dürfte in die Innenverteidigung zurückkehren.

Gegen die Gäste aus dem hohen Norden erwartet Beierlorzer „ein Spiel auf Augenhöhe“. Der Mitaufsteiger sei zweifellos „eine harte Nuss“. Umso mehr gehe es für sein Team darum, mit „einer großen Mentalität“ aufzutreten. Er geht davon aus, dass die Kieler ihrerseits sehr gut auf seine Mannschaft eingestellt sein werden. Möglicherweise werde Holstein versuchen, den Jahn aus der Abwehr zu locken, um ihn dann auszukontern. Ängstlich dürfe sein Team deswegen aber nicht agieren: „Wir wollen wieder unseren Fußball spielen.“ Nach den jüngsten Erfolgserlebnissen sei Selbstvertrauen da, in Übermut dürfe dieses aber nicht münden: „Wir sind auf dem absolut richtigen Weg, dürfen aber natürlich keinen Schritt zurück machen.“

Einer seiner Spieler dürfte durch einen ganz persönlichen Erfolg zusätzlich Selbstvertrauen getankt haben. Nach dreieinhalb Jahren Pause wurde Stürmer Sargis Adamyan wieder in die armenische Nationalmannschaft berufen – für die Länderspiele in der WM-Qualifikation gegen Rumänien (1. September) und Dänemark (4. September). „„Es ist ganz, ganz wichtig, Erfahrungen zu sammeln“, sagt Beierlorzer, der sich für Adamyan sehr freut. Die Nominierung sei der verdiente Lohn für die „sensationelle Entwicklung“, die der Stürmer zuletzt beim Jahn gemacht habe


Andere Erwartungen beim Jahn


Dass er auch noch Trainer von Adamyan gewesen wäre, wenn der Jahn in Ingolstadt verloren hätte, stellt Beierlorzer übrigens außer Frage. Dabei war die Ausgangslage in der Tabelle zwischen Ingolstadt und dem Jahn vergleichbar. Beide hatten die ersten beiden Saisonspiele verloren. Nach der dritten Pleite musste Walpurgis gehen.

„Es wäre definitiv, da gehe ich schwer davon aus, umgekehrt nicht so gewesen, wenn wir verloren hätten“, sagt Beierlorzer. Die Erwartungshaltung bei beiden Vereinen sei schließlich überhaupt nicht zu vergleichen. Ingolstadt komme aus der Bundesliga, der Jahn aus der 3. Liga: „Da sind die Voraussetzungen komplett anders als bei uns.“ Letztlich gehe es immer um Anspruch und Wirklichkeit. „Und wir wissen das intern einzuordnen.“

Aufrufe: 025.8.2017, 17:30 Uhr
Jürgen ScharfAutor