Mit der Beurlaubung von Schmidt hat beim Jahn nun die Suche nach einem neuen Trainer begonnen. Etwaige Gespräche Kandidaten seien bislang noch nicht geführt worden, wie Keller am Montagmittag bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz erklärte. Aus Respekt und Loyalität zum bisherigen Chefcoach habe sich bisher noch nicht einmal mit einem potenziellen Nachfolger beschäftigt.. Das wird sich in den nächsten Tagen nun ändern. „Unser Ziel ist, bis Anfang nächster Woche einen neuen Trainer präsentierten zu können, der dann beim Spiel gegen Arminia Bielefeld auf der Trainerbank sitzen wird“, erklärte Keller. Die Suche nach dem neuen Mann werden man unter dem Gesichtspunkt „Kompetenz vor Name“ vorantreiben. „Ein großer Name lenkt zwar vielleicht etwas ab, ist aber auch ganz schnell wieder verpufft. Wir brauchen gjemand, der uns langfristig weiterhilft“, so der Sportchef in Anspielung auf die letztlich erfolglose Verpflichtung des früheren polnischen Nationaltrainer Franz Smuda in der Saison des Zweitliga-Abstiegs.
Bis der Richtige gefunden ist, muss es beim Drittligisten aber auch weitergehen. Interimistisch wird nun erst einmal U-23-Trainer Ilija Dzepina die sportliche Federführung bei den Profis übernehmen. Unterstützt wird er dabei von seinem Assistenten Mersad Selimbegovic sowie dem bisherigen Trainerstab mit Nachwuchskoordinator Marcus Jahn, der gerade dabei ist, die Prüfungen zum Fußballlehrer zu absolvieren, Harry Gfreiter und Torwartrainer Oliver Karl.
Als die kurze Ära von Alexander Schmidt begann, herrschte Aufbruchsstimmung beim Jahn. Hier ein Klub, der eine junge Mannschaft mit Perspektive aufbauen wollte, da ein neuer Trainer, dem Sportchef Christian Keller alle Attribute bescheinigte, die man sich beim Jahn dafür vorgestellt hat: Ambitionen, Bodenständigkeit, Glaubwürdigkeit sowie ein Händchen für die Förderung von Talenten. Nur zu gerne transportierte der Verein die Vorzüge des Fußballlehrers in die Öffentlichkeit, auch weil Keller überwiegend Zugänge präsentierte, die mit Ausnahme von Keeper Stephan Loboué sehr jung waren und aus unteren Ligen kamen. Alle sollten sie mithelfen, dass der Jahn einen einstelligen Tabellenplatz in dieser Saison belegt. Seine Vorstellung von Fußball und die von Schmidt würden sich „zu hundert Prozent“ decken, sagte der Sportchef. Nur haben sich die Erwartungen nicht eingestellt.
Die Fiktion währte eigentlich nur 90 Minuten lang. Im ersten Saisonspiel gegen den MSV Duisburg gab es einen verdienten 3:1-Erfolg. Auf den nächsten Dreier musste der Jahn fünf Runden warten, ehe es einen 2:1-Zittersieg gegen den VfB Stuttgart II gab. Danach blieben die Rot-Weißen sechs Spieltage ohne Erfolg (ein Unentschieden, sechs Niederlagen). In den letzten vier Spielen gab es nur vier von möglichen zwölf Punkten. Den bisherigen Saisonverlauf betrachtet, offenbarten sich hinten und vorne Probleme. Das Aus im BFV-Pokal auf Landesebene bei der SpVgg Weiden mittendrin, lud die Stimmung der Fans gegen den Trainer noch zusätzlich negativ auf. Die Vorwürfe mehrten sich, das Spiel des Jahn wirke unter seiner Regie konzeptlos, fast schon chaotisch und offenbare in allen Mannschaftsteilen Probleme.
Dazu wurde dem Coach angekreidet, er überfrachte das Team unterm Spiel mit zu vielen Anweisungen und Kommandos, wogegen sich Schmidt aber wehrte: „So viele Informationen, wie mancher vielleicht glaubt, sind das gar nicht. Wenn mir etwas auffällt, dann muss ich das dem Spieler auch mitteilen.“ Letztlich fragten sich Medien, Fans und Experten, für welchen Fußball steht der Regensburger Drittligist unter Schmidt? Für Ballbesitz und Spielkontrolle wie es sein Vorgänger Thomas Stratos praktizierte? Oder Konterfußball mit schnellem Umschaltspiel? Klare Antworten darauf hat die Mannschaft bislang kaum geben können. Tatsache ist, dass so mancher Positions- und Systemwechsel verpuffte.