2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Außer Rand und Band: Die Spieler des Jahn jubeln mit Jonas Nietfeld (zweiter von links) nach dessen Tor im Pokalspiel gegen Darmstadt. Foto: Nickl
Außer Rand und Band: Die Spieler des Jahn jubeln mit Jonas Nietfeld (zweiter von links) nach dessen Tor im Pokalspiel gegen Darmstadt. Foto: Nickl

Jahn: Alles wird anders – nur wie?

Im Pokal gewannen die Regensburger gegen Darmstadt. Nun geht es in der Liga zur Sache – und wieder von null los.

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Torsten Frings war nicht gut drauf, als er nach dem Pokalspiel in Regensburg zur Pressekonferenz erschien. Genauer gesagt war er sogar richtig sauer, weil ihm die Leistung seiner Mannschaft davor überhaupt nicht gefallen hatte. „Wir haben von der ersten bis zur letzten Minute wirklich ein ganz schlechtes Spiel gemacht, da hat nichts gepasst“, zog der Trainer des SV Darmstadt nach der 1:3-Niederlage beim SSV Jahn Bilanz. Nun haben seine Schützlinge aber eine zweite Chance, gegen Regensburg zu zeigen, was sie drauf haben. Am Sonntag um 13.30 treffen die beiden Teams in der 2.Liga in Darmstadt aufeinander.

Dreieinhalb Monate sind seit der Partie in der ersten Runde des DFB-Pokals vergangen. Und seitdem ist bei beiden Klubs viel passiert, eigentlich sogar sehr viel. Bei den Darmstädtern lief es im Sommer nämlich noch voll nach Plan. Die Pokalschlappe beim Aufsteiger in Regensburg tat zwar weh, in der Liga war der SV zu Saisonbeginn aber voll dabei. Nach sechs Spielen hatten die Hessen bereits 13 Punkte gesammelt und standen auf einem Aufstiegsplatz – wie auch erwartet. Die Darmstädter waren zwar gerade aus der Bundesliga abgestiegen, schickten aber auch eine Spielklasse drunter eine mit vielen Stars gespickte Mannschaft ins Rennen. Bei Namen wie Hamit Altintop oder Kevin Großkreutz schien es selbstverständlich, dass der SV um den Aufstieg mitspielt.

Von dem ist er mittlerweile aber meilenweit entfernt. Seit dem siebten Spieltag konnte der SV keine Partie mehr gewinnen und rutschte in der Tabelle komplett ab. Jetzt hat er nur noch einen Punkt Vorsprung auf den Abstiegsrelegationsplatz.


Historisch hoher Sieg

Und beim SSV Jahn? Da lief es eigentlich genau andersrum. Nach zwei Niederlagen zum Saisonstart war der Sieg gegen Darmstadt der erste Erfolg in dieser Spielzeit überhaupt. Und auch danach brauchten die Regensburger noch einige Zeit, um in der Liga richtig ins Rollen zu kommen. Gerade jetzt, wo sie auf einen Gegner in einer tiefen Krise treffen, rollen sie aber gewaltig. Zehn Punkte sammelten die Regensburger aus den letzten vier Partien. Das tolle 4:0 gegen Duisburg am vergangenen Samstag war sogar der höchste Sieg des Jahn in der 2. Liga seit 40 (!) Jahren.

Bei der Mutmaßung, dass es aufgrund dieser Vorzeichen am Sonntag automatisch auf einen Sieg seiner Mannschaft hinausläuft, muss Jahn-Coach Achim Beierlorzer allerdings lachen. Und er erklärt auch warum. Erstens: Die Ergebnisse, die Darmstadt zuletzt eingefahren hat, würden für ihn und seine Mannschaft keine Rolle spielen – „das kann uns nicht interessieren.“ Zweitens: Auch der Sieg im Pokal im August tue nichts zur Sache – „man kann die Situation nicht mehr vergleichen. Das wird jetzt ein komplett anderes Spiel“. Drittens: Darmstadt habe immer noch eine „hervorragend besetzte Mannschaft“. Und viertens wisse beim Jahn jeder, dass der eigene aktuelle Lauf „eine Momentaufnahme ist. Euphorie bringt uns in keinster Weise weiter“.

Eines vergisst Beierlorzer am Ende seiner Analyse der Ausgangslage aber auch nicht. Die drei Punkte, die am Sonntag in Darmstadt „auf dem Tisch liegen, die wollen wir uns schon nehmen“. Und die Erfolgsserie, die sein Team zuletzt hingelegt hat, sei dafür natürlich auch kein Nachteil. Er spüre, dass bei seinen Spielern jetzt mehr Selbstbewusstsein vorhanden sei: „Und auf dieser Welle müssen wir weiter schweben, das müssen wir ausnützen.“

Bei seinen personellen Planungen kann es grundsätzlich auch Beierlorzer einfach unverändert weiterlaufen lassen. Vier Partien in Folge hat er zuletzt dieselbe Startelf auf den Platz geschickt. Diese Formation habe „prinzipiell gezeigt, dass sie eingespielt ist“, sagt er. Da von dieser Erfolgself alle Spieler einsatzbereit sind, dürfte es kaum Änderungen geben.


„Diese Geschichte genießen“

Der Coach weist zwar immer und immer wieder darauf hin, dass seiner Mannschaft am Sonntag abermals eine schwere Aufgabe bevorstehe. Den permanenten Stimmungskiller gebe er aber nicht, erzählt er. Am vergangenen Samstag, nach der Gala gegen Duisburg, habe er seinen Jungs direkt nach dem Abpfiff gesagt, „diese Geschichte heute einfach mal zu genießen“. Und auch jetzt sieht er neben dem Druck, in der 2. Liga bestehen zu wollen, auch einige andere Dinge, die einfach nur schön sind. Am Sonntag in Darmstadt im traditionsreichen Stadion am Böllenfalltor gegen Stars wie Altintop oder Großkreutz antreten zu können – „das ist schon auch etwas, auf das man sich freuen kann“.

Aufrufe: 01.12.2017, 20:00 Uhr
Jürgen ScharfAutor