2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Da ist er drin! Michael Kolomaznik (Mitte) setzt sich gegen Thomas Paulus (links) durch und trifft am 2. April 2004 zum 1:0 für den SSV Jahn gegen den 1. FC Nürnberg. Foto: MZ-Archiv/Büttner
Da ist er drin! Michael Kolomaznik (Mitte) setzt sich gegen Thomas Paulus (links) durch und trifft am 2. April 2004 zum 1:0 für den SSV Jahn gegen den 1. FC Nürnberg. Foto: MZ-Archiv/Büttner

Erinnerungen an eine legendäre Partie

SSV Jahn gegen 1. FC Nürnberg – vor 13 Jahren gab es das in der 2. Liga zum letzten Mal. Thomas Paulus war mittendrin dabei.

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Mehr als 13 Jahre sind vergangen seit diesem denkwürdigen 2. April 2004. Heute kann Thomas Paulus sogar ein bisschen schmunzeln, wenn er über das Spiel in Regensburg spricht. An allzu viel könne er sich im Detail gar nicht mehr erinnern, „nur dass der Kolomaznik mich beim ersten Tor richtig schwindlig gespielt hat, das weiß ich noch sehr gut“, erzählt er mit einem Lachen.

Dieses Tor war das 1:0 im bislang letzten Zweitligaduell zwischen dem SSV Jahn und dem 1.FC Nürnberg, das die Regensburger am Ende sensationell mit 2:1 gewannen. Am kommenden Sonntag gibt es nun die Neuauflage. Für Paulus ist die Partie Jahn gegen Club eine ganz besondere. Er hat schließlich für beide Vereine gespielt. In den vergangenen zwei Spielzeiten stand er in Regensburg unter Vertrag. In diesem Sommer beendete er seine Fußballer-Karriere und übernahm beim Jahn die Leitung der Fußballschule für Kinder. Deswegen muss er auch nicht groß überlegen, zu wem er am Sonntag hält: „Natürlich drücke ich jetzt dem Jahn die Daumen.“


Club nur kurz ausgebremst

2004 war er noch ganz frisch im Profifußball-Geschäft. 21 Jahre jung absolvierte er seine erste Saison beim 1. FC Nürnberg. In dieser lief es für ihn prächtig. Er habe damals eine tolle Zeit erlebt, erzählt er. In vielen Spielen stand er in der Startelf, am Ende feierte er mit dem Club den Aufstieg in die Bundesliga. Auf dem Weg zur Meisterschaft wurden die Nürnberger in Regensburg nur kurz ausgebremst. Durch die Niederlage beim Jahn verlor der Club zwar die Tabellenführung, holte sie sich aber bereits am kommenden Spieltag wieder zurück.

Für seine Mannschaft habe er die Niederlage auch nicht als besonders schmerzhaft in Erinnerung, sagt Paulus. Für die Regensburger war der Sieg über den „großen“ Club dagegen etwas ganz Besonderes. Michael Kolomaznik hatte vor 11000 Zuschauern im ausverkauften Stadion an der Prüfeninger Straße bereits in der 3. Minute für den Jahn getroffen. „Da hat er mich ziemlich alt aussehen lassen“, erzählt Paulus davon, wie ihn der trickreiche Tscheche vor seinem Torschuss austanzte. Zwar erzielte Andy Wolf später den Ausgleich, Markus Knackmuß traf sechs Minuten vor Schluss aber zum viel umjubelten Siegtor für den Jahn.

Die Atmosphäre im Stadion sei toll gewesen, erzählt Paulus. Nürnberg war in dieser Saison eigentlich bei jedem Spiel der große Favorit, dementsprechend heiß waren auch die Regensburger auf einen Erfolg. Der 2:1-Sieg gegen den mit Stars wie Marek Mintal angetretenen Club war dann eine kleine Sensation. Durch den Erfolg hatten die Regensburger nach diesem 27. Spieltag satte 36 Punkte auf dem Konto. Der Klassenerhalt schien mehr oder minder fix. Da es in den noch ausstehenden sieben Spielen aber keinen einzigen weiteren Sieg gab, stiegen die Regensburger dennoch ab. In dieser Saison sind die Vorzeichen für das Duell am Sonntag ähnlich. Der 1. FC Nürnberg ist wieder der große Favorit. Nicht zuletzt, weil er beim Saisonstart überzeugte und klar mit 3:0 gegen Kaiserslautern gewann. Ob der 1. FC Nürnberg jetzt ein Aufstiegskandidat ist, will Paulus nach nur einem Spiel nicht beurteilen. Grundsätzlich habe der „Club aber eigentlich immer Ambitionen, aufzusteigen“, sagt er: „Ob er es schafft, wird man sehen. Die Saison ist wirklich noch lang.“

„Das wird sehr, sehr schwer“
Das Spiel am Sonntag ist auch für die vielen Fans, die der 1. FC Nürnberg und der SSV Jahn in der Region haben, ein Festtag. Josef Spandl aus Schwandorf etwa ist eingefleischter Clubberer und Vorsitzender des FCN-Fanclubs Nabtal. Er wird mit seinen Vereinskollegen geschlossen nach Regensburg fahren. „So eine kurze Anreise hatten wir noch zu keinem Zweitligaspiel“, sagt er. Doch nicht nur deswegen habe er sich über den Aufstieg des Jahn gefreut. „Wir haben ja auch im Fanclub Mitglieder, die dem Jahn sowieso ganz fest die Daumen drücken“,erzählt er.

Nur dem Jahn die Daumen drückt dagegen Peter Fähnrich vom Regensburger Fanclub Jahnspezln. Seit Kindesbeinen an schwärmt er für den SSV. Am Sonntag ist er im Stadion und wird das Spiel gemeinsam mit seinen Fanklubkollegen anschauen. Ob für den Jahn etwas rausspringt, müsse man abwarten, sagt er: „Das wird sehr, sehr schwer. Ich hoffe aber, dass wir zumindest einen Punkt holen, dann wäre ich schon sehr zufrieden.“ Dass aber auch ein Sieg gegen Nürnberg nicht alles ist, weiß Fähnrich noch ganz genau. 2004 war er als Zuschauer im Stadion: „Damals haben alle gedacht, dass der Klassenerhalt damit geschafft ist. Dann kam es leider anders.“

Aufrufe: 01.8.2017, 17:06 Uhr
Jürgen Scharf, MZAutor