2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Beim Jahn lässt man sich nicht aus der Ruhe bringen.    Foto: Staudinger
Beim Jahn lässt man sich nicht aus der Ruhe bringen. Foto: Staudinger

Beim Jahn verfällt keiner in Panik

Die Regensburger sind in den Tabellenkeller abgerutscht. Trainer und Spieler beschwören nun den Zusammenhalt.

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Die Mannschaft des SSV Jahn steht nicht im Verdacht, ein zerstrittener Haufen zu sein. Die Erfolge der vergangenen zwei Jahre sollen, so hört man es immer wieder, nur möglich gewesen sein, weil das Team wie Pech und Schwefel zusammenhält. Und so verwundert es kaum, dass sich am Sonntagnachmittag, nach der Pleite gegen Union Berlin, viele der Spieler und auch der Coach an diese Stärke des Klubs erinnerten: zusammenhalten, durchhalten, nicht beirren lassen – das müsse auch in der Zukunft das oberste Gebot sein.

Nacheinander kamen die Spieler in der Mixed Zone der Regensburger Fußball-Arena nach dem Abpfiff zu den auf sie wartenden Reportern. Keiner der Angesprochenen verweigerte die Auskunft, keiner wollte sich in seinen eigenen Frust zurückziehen. Der langgezogene Seufzer, mit dem die meisten ihren Kommentar zum Spiel begannen, sprach allerdings Bände. „Ach, jeder, der das Spiel gesehen hat, weiß, dass da mehr drin war“, sagte Stürmer Sargis Adamyan. „Ich bin halt total sauer, da musst du was mitnehmen“, meinte Marvin Knoll. „Wir stehen jede Woche da und sagen: Wir hätten, können, wenn...! Aber wir stehen mit null Punkten da“, wetterte Kapitän Marco Grüttner.

In einer rasanten Partie hatten die Regensburger zuvor gegen Union Berlin grundsätzlich in der Tat gut mitgehalten. Am Ende stand aber ein 0:2 auf der Anzeigetafel. Insbesondere die Null auf der Seite des Jahn war hinterher ein großes Gesprächsthema. Hatte doch Andy Geipl in der 20. Minute bei einem Elfmeter eine ganz große Chance gehabt, einen Treffer zu erzielen. Er scheiterte jedoch am Berliner Keeper – und war hinterher für viele Fans der Sündenbock. Schließlich hatte er in dieser Saison schon im Pokal gegen Darmstadt einen Strafstoß vergeben. Trainer Achim Beierlorzer nahm den Aufstiegshelden aber sogleich demonstrativ in Schutz. Geipl habe sich gut gefühlt und es probiert, es habe dieses Mal eben nicht geklappt – fertig! „Da kriegt kein Spieler von mir einen Vorwurf“, meinte der Coach.

Beierlorzer nutzte seinen Auftritt auf der Pressekonferenz nach der Partie ohnehin, um Grundsätzliches klarzustellen. Wie, als ob er jegliche Unruhe rund um seine Mannschaft gleich im Keim ersticken wollte, gab er bekannt, was sich durch die Niederlage gegen Berlin beim Jahn ändern werde – nämlich nichts. „Wir werden mit der Mannschaft genauso weiterarbeiten, es gibt keine Alternative dazu“, erklärte Beierlorzer. Seine Botschaft war unmissverständlich: Jetzt, da die Konkurrenten im Tabellenkeller etwas näherrücken, in Panik zu verfallen und die große Flatter zu bekommen, sei der grundlegend falsche Weg. Beierlorzer zeigte sich ganz im Gegenteil optimistisch: „Wir werden unseren Weg gehen.“

Vor zwei Spieltagen stand der Jahn für einen Aufsteiger in der Tabelle noch glänzend da. Mit dem Sieg gegen Braunschweig, dem dritten Erfolg in dieser Saison, hatten sich die Regensburger sogar ein kleines Polster auf die Abstiegsplätze erarbeiten können. Danach gab es aber zwei Niederlagen. Nun ist wieder alles ganz eng beisammen. Fürth und Kaiserslautern haben aufgeholt. Die letzten fünf Teams in der Tabelle liegen nach dem zehn Spieltag jetzt nur noch drei Punkte auseinander.

Der SSV Jahn ist – wie auch eigentlich ohnehin erwartet – somit endgültig mittendrin im Abstiegskampf. Dass das Regensburger Publikum allerdings durchaus anspruchsvoll ist, war am Sonntag zu merken. Dass ihrer Mannschaft in der Schlussphase gegen Berlin nur noch wenig einfiel, verhagelte einigen Zuschauern hörbar die Stimmung. Da scheint es fraglich, ob das Team noch lange von seinem Aufsteiger-Bonus zehren kann.

Dass es auf den Tribünen rumorte, bekamen natürlich auch die Spieler mit. „Aber wir lassen uns da nicht aus der Ruhe bringen“, sagte Knoll. „Da wird halt da getuschelt und da geredet. Das lassen wir aber gar nicht an uns rankommen“, meinte der Verteidiger. Und Grüttner erinnerte noch einmal daran, dass die Mannschaft sich nie in Träumereien verloren habe: „Wir wissen ja, dass wir bis zum Ende hinten drin stehen werden. Das weiß bei uns jeder, wir schauen auch nicht auf die Tabelle. Es ist völlig wurst wo wir stehen. Am Ende zählt, dass wir über dem Strich stehen und das ist unser Ziel.“

Aufrufe: 016.10.2017, 18:00 Uhr
Jürgen ScharfAutor