2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Gleich ist er drin: Markus Ziereis (zweiter von rechts) hat den Ball zum 2:0 auf die Reise geschickt.  Foto: Nickl
Gleich ist er drin: Markus Ziereis (zweiter von rechts) hat den Ball zum 2:0 auf die Reise geschickt. Foto: Nickl

SSV Jahn - FC Amberg: Das Video von TVA

Jahn-Torjäger Markus Ziereis entscheidet das Regionalliga-Derby zwischen Regensburg und Amberg nahezu im Alleingang.

Markus Ziereis hat einen guten Riecher. Nicht nur im Strafraum. Da stand er am Freitagabend beim 4:3 (2:0)-Sieg gegen den FC Amberg in der Continental-Arena dreimal goldrichtig. Er hatte sich darüber hinaus auch die beste Partie für seinen ersten Dreierpack in dieser Saison ausgesucht. Beobachtet wurde er bei seiner Torgala von nicht weniger als 12689 Zuschauern, die zum Oberpfalz-Derby gekommen waren: neuer Besucherrekord der Regionalliga Bayern.


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Ein knappes Dutzend der Besucher hatte Ziereis selbst organisiert. Er ist schließlich gebürtiger Oberpfälzer, die Familie ist bei seinen Spielen dementsprechend stark vertreten und dürfte sich über den Galaabend des Stürmers gegen Amberg besonders gefreut haben. Ziereis selbst gab sich ganz bescheiden. ,,Mit der Ausbeute heute bin ich zufrieden, klar. Spielerisch ist aber immer noch Luft nach oben."

Sein Trainer Christian Brand arbeite intensiv mit ihm daran, verriet er, sich im Kombinationsspiel mit den Kollegen noch zu verbessern. In punkto Torabschluss wird der Coach mit seinem Schützling zuletzt aber hoch zufrieden gewesen sein. Sechs Mal hat Ziereis in dieser Saison bereits eingenetzt und ist damit ein heißer Anwärter darauf, Torschützenkönig der Regionalliga zu werden.

Ziereis scheint ein goldenes Beispiel dafür, dass ein Wechsel in eine tiefere Liga persönlich nicht unbedingt ein Abstieg sein muss. Vergangene Saison stand der 22-Jährige noch im Kader des Drittligisten Chemnitzer FC, spielte dort aber eher eine Nebenrolle. Nun kickt er zwar eins drunter in der Regionalliga, ist dafür beim Jahn aber die klare Nummer eins im Sturm. ,,Für mich zählt alleine, dass ich spiele. Deswegen war es auf jeden Fall die richtige Entscheidung", sagt er.

"Ein Riesen-Riesen-Kompliment"

Ambergs Trainer Timo Rost hätte sich in dem turbulenten Spiel sicher auch einen Stürmer der Marke Ziereis in seinem Team gewünscht. Dann hätte seine Mannschaft vielleicht sogar noch einen Punkt aus Regensburg entführen können. Doch auch so war der Ex-Profi mit seinen Jungs hochzufrieden. Die gerieten zwar schnell mit zwei Toren in Rückstand, kämpften sich anschließend aber ins Spiel hinein. ,,Ich muss meiner Mannschaft ein Riesen-Riesen-Kompliment machen", sagte Rost, ,,so zurückzukommen ist alles andere als selbstverständlich." Menschlich verständlich, aber dennoch etwas ärgerlich sei gewesen, dass seine Spieler zu Beginn von der großen Kulisse beeindruckt schienen. Rost hat sein Team im Vorfeld zwar ganz bewusst stark zu reden versucht, die volle Regensburger Arena war für seine Schützlinge, die vergangenes Jahr noch in der Bayernliga kickten, dann wohl doch gewöhnungsbedürftig.

Uwe Hesse und Ziereis nutzten das bereits in der ersten Viertelstunde zu zwei Treffern. Die Amberger brauchten etwas, um sich davon zu erholen. In der zweiten Halbzeit konnten sie das Spiel dann offener gestalten und kamen durch einen Kopfball von Silas Göpfert sogar zum Anschlusstreffer. Die Freude währte aber nicht lange, da Ziereis bereits eine Minute später den alten Zwei-Tore-Abstand wieder herstellte. Als der Goalgetter dann sogar zum dritten Mal traf (72.), war das Schicksal der Amberger eigentlich besiegelt. Aufgrund der späten Tore von Michael Plänitz (85.) und Christian Knorr (90. + 3) wehte aber doch noch ein Hauch von Spannung durch die Arena. Wenn das Spiel fünf Minuten länger gedauert hätte, meinte FC-Coach Rost, wäre vielleicht sogar noch der Ausgleich gefallen.

Ein Unentschieden wäre letztlich allerdings sehr schmeichelhaft für den FC gewesen. Die Amberger kämpften zwar leidenschaftlich und gefielen im Mittelfeld auch mit gutem Kombinationen, in der entscheidenden Zone, im Strafraum, waren die Regensburger aber meist einen Tick schneller und zielstrebiger. Vor allem die Flügelflitzer der Gastgeber, Hesse und George, stellten die Amberger immer wieder vor große Probleme.

Trotz des sechsten Siegs im sechsten Spiel herrschte beim Jahn nach der Partie nicht eitel Sonnenschein. ,,Es war keine Begeisterung in der Kabine", berichtete Trainer Brand. Die drei Gegentreffer hätten die Stimmung merklich gedämpft. Innenverteidiger Thomas Kurz sprach sogar von einer ,,persönlichen Niederlage. Es waren drei Gegentore zu viel. Wenn wir ein Spitzenteam sein wollen, darf das nicht passieren". Allerdings, räumte er ein, habe dadurch der Unterhaltungsfaktor für die Besucher gestimmt: ,,Heute waren es sieben Tore, im Eröffnungsspiel waren es fünf Tore. Für die Fans ist das natürlich super."

"Das war schon ein Highlight"

Außenverteidiger Oliver Hein rätselte ebenfalls darüber, warum es am Ende schon in mehreren Spielen in dieser Saison noch spannend wurde: ,,Wenn wir unseren Gegner an der Angel haben, lassen wir ihn noch zappeln." Von den Rahmenbedingungen des Derbys war indes auch er beeindruckt: ,,Rekordkulisse. Obwohl die Zuschauer ja einiges dafür zahlen. Jeder Zuschauer ist auf seine Kosten gekommen. Das war schon ein Highlight, das man nicht jedes Wochenende erlebt." Oder kurz und knapp, wie es Jahn-Coach Brand sagte: ,,Super-Stimmung auf dem Platz, Super-Stimmung auf den Rängen, alles prima."

Aufrufe: 017.8.2015, 07:00 Uhr
Von Jürgen Scharf und Thomas Gottschling, MZAutor