2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: D. Keller

"Rassismus hat bei uns nichts verloren"

KOL GI/MR NORD: +++ Video des SSV Hatzbach geht viral +++

Am Donnerstag, heute vor genau einer Woche, ging das Video des SSV Hatzbach über Facebook und Instagram viral und wurde bisher über 200 mal geteilt sowie allein bei Instagram allein knapp 700 mal geliked. Grund für das knapp ein minütige Video waren rassistische Äußerungen gegenüber der Spieler des SSV Hatzbach, sodass der Verein schnell gehandelt und dieses Video zum „Wachrütteln“ ins Netz gestellt hat. Hier der Inhalt des Videos.

Sechs Spieler des SSV Hatzbach aus der 1. und 2. Herren-Mannschaft des SSV Hatzbach nennen sich abwechselnd beim Namen, schildern anschließend mit welchen rassistischen Äußerungen sie konfrontiert wurden und nennen dann ein Credo. Zum Abschluss positioniert sich das Team ganz klar gegen RASSISMUS.

Das Video findet ihr unter anderem auf der Facebook-Seite des Vereins. (Hier klicken)


FuPa Mittelhessen hat mit Daniel Keller (SSV Hatzbach), der stellvertretend für den gesamten Fußball-Verein des 600-Seelen-Dorfes Hatzbach steht, ein Interview über die Hintergründe, die Ziele und Reaktionen geführt.

Guten Tag Herr Keller, wie kam es zu dieser Video-Idee?

Daniel Keller: Guten Tag. Also wir hatten vor eineinhalb Wochen das Derby (gegen den SV Emsdorf, d. Red.) und da wurde einer unserer Spieler von einem „Fan“ mit rassistischen Worten beleidigt. Es waren eindeutig rassistische Äußerungen, die sich auf das Äußere bezogen haben. „Du Zigeuner, geh zurück in dein Land“. Zunächst haben wir die ganze Sache gar nicht mitbekommen, da es im Spiel passierte. Erst als es vorm Sportgericht in Hessen thematisiert und wir dann zu einer Stellungnahme aufgefordert wurden, haben wir es so richtig mitbekommen.

Dass der Vorfall beim Sportgericht landete, lag daran, dass der Schiedsrichter nach Spielende einen Sonderbericht erstellte. Erst am Montag hat der Verein durch den Sonderbericht von dem Vorfall erfahren. Uns ist wichtig zu betonen, dass sich unsere Aktion (das Video, welches über die Social-Media-Kanäle des Vereins verbreitet wurde, d. Red.) nicht auf diese eine Aktion bezieht, diese vielmehr der Stein des Anstoßes war.

Nach dem Termin im Sportgericht haben wir dann in unserer Whatsapp-Gruppe gefragt, in der sich knapp 50 Mitglieder aus der 1 und 2 Herrenmannschaft sowie die Vereinsvorstände befinden, ob auch andere Spieler mit rassistischen Äußerungen Erfahrungen haben. Nachdem sich nach kürzester Zeit 6 Spieler dazu gemeldet haben, wollten wir in Absprache mit den Spielern, den Mannschaften und dem Vorstand auf das Thema aufmerksam machen.

Inwiefern ist das Video auch eine Reaktion auf die aktuellen Ergebnisse der AfD bei den Landtagswahlen?

Keller: Wir haben uns nicht auf die Partei AfD konzentriert, sind Fußballer und wollen Fußball spielen. Aber natürlich ist die Verantwortung da, ein klares Zeichen gegen den sogenannten „Alltags-Rassismus“ zu zeigen. Das man damit nicht einverstanden ist und das man das nicht toleriert. Natürlich hat das eine mit dem anderen zu tun, dass in Deutschland aktuell diese Stimmung herrscht. Hervorzuheben ist das wir unsere Mitspieler nicht als Personen, die aus einem anderen Land kommen, ansehen, sondern sie ein Teil unseres Teams, unserer Mannschaft sind. Über die ethnischen Hintergründe machen wir uns keinerlei Gedanken.

Was ist Ihr Ziel, welches Sie mit der Aktion verfolgen?

Keller: Erst einmal ist klar zu stellen, was wir nicht wollen. Es geht nicht darum, den anderen Verein bloß zu stellen. Und es geht auch nicht darum zu sagen, wir sind der SSV Hatzbach und uns wird so etwas niemals passieren. Weil man eben nicht weiß, was in den Köpfen anderer abgeht. Uns schockiert vielmehr das teilnahmslose Danebenstehen, das Unkommentiert lassen. Und das ist auch unser Ziel, Aufmerksamkeit und einen „Hallo-Wach-Effekt“ zu erreichen. Jetzt probiert man die Aktion so groß zu machen wie es nur geht, um den ein oder anderen Nachahmer, der ähnliches erlebt hat, zu finden, und somit ein großes Echo zu erzeugen. Zudem wollen wir auch ein ganz klares Zeichen nach Außen senden, dass bei uns Rassismus nichts verloren hat. Uns ist wichtig, dass wir die Leute dazu kriegen, darüber nachzudenken, wie man sich verhält, dass man doch bitte was dagegen tut, ob im Stadtbus, oder egal wo man so ein Verhalten mitbekommt. Mund aufmachen und zeigen, dass so etwas nicht in Ordnung ist, nicht jetzt und niemals, das ist die Devise.

Sie spielen mit der 1. Herrenmannschaft in der Kreisoberliga. Ist das Thema Rassismus dort besonders schlimm oder ist es ligaunabhängig ein Thema?

Keller: Es ist klassenübergreifend, von Bezirksklasse bis hoch in die Bundesliga, ein Thema. Das zeigen ja zum Beispiel unsere Jungs, die die Erfahrungen in unterschiedlichen Ligen gemacht haben. Des Weiteren bin ich davon überzeugt, dass es überall Thema ist. In Deutschland und auch anderswo.

Aufrufe: 012.9.2019, 18:57 Uhr
Louis LambertAutor