2024-05-02T16:12:49.858Z

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Coach Marcel Thallinger ist der Architekt des Eggenfeldener Höhenflugs
Coach Marcel Thallinger ist der Architekt des Eggenfeldener Höhenflugs – Foto: Alfred Brumbauer

»Der SSV ist ein schlafender Riese«

Eggenfeldens bemerkenswerte Entwicklung: Die Rottaler rocken die Bezirksliga West

Der SSV Eggenfelden führt nach 20 Spieltagen die Tabelle der Bezirksliga West an und ist mittlerweile mehr als ein ernsthafter Aufstiegsanwärter. Kurz vor dem Start der Frühjahrsvorbereitung hatten wir die Gelegenheit, mit Coach Marcel Thallinger (34) und Manager Johannes Stinglhammer (35) ein Interview zu führen, das in zwei Teilen zu lesen sein wird.

Marcel, wie oft hast du dir in den letzten Wochen die Tabelle der Bezirksliga West angesehen?
Marcel Thallinger: (lacht) Jeden Tag. Im Ernst, natürlich habe ich mir die Tabelle ein paar Mal angesehen, aber eher um zu schauen, wie die Abstände sind und gegen welche Gegner die einzelnen Teams noch ran müssen. Mit dem Tabellenstand an sich beschäftige ich mich nicht so stark. Mir sind wichtig, dass unsere Leistungen und Inhalte passen. Was ist gut, in welchen Bereichen können wir uns noch verbessern. Das sind die Sachen, mit denen ich mich in der Winterpause beschäftigt haben.


Joe, in den letzten zweieinhalb Jahren ging es beim SSV steil nach oben. Was ist das Eggenfeldener Erfolgsgeheimnis?
Johannes Stinglhammer: Wir haben den Verein umstrukturiert und durch die neue Vorstandschaft hat es einen positiven Flow gegeben. Nach dem Abstieg in die Kreisliga ist das fast sinkende Schiff unter Neu-Vorstand Xaver Gfirtner wieder ins Rollen gekommen. Ein absoluter Glücksfall war zudem die Verpflichtung von Coach Marcel Thallinger. Sportlich haben wir uns unter seiner Regie enorm entwickelt, vor allem auch, weil die Jungs die neuen Dinge hervorragend angenommen haben. Marcel und Co-Spielertrainer Valdrin Blakaj waren ein Segen für den Verein.

Stinglhammer: »Wir hatten über Jahre eine Mannschaft, die sehr schwer zu trainieren war.«

In den Jahren zuvor war es aber relativ unruhig, es gab einige Trainerwechsel und auch sportlichen Leistungen waren alles andere als erfreulich. Welche Fehler wurden in dieser Zeit gemacht?
Stinglhammer: Letztendlich war es damals ein stetiges Betteln gegen den Abstieg. Irgendwann hat es dann uns dann erwischt. Im Nachhinein war es aber auch eine Art Selbstreinigungsprozess, denn meist hat was Schlechtes auch was Gutes. Ich war zur damaligen Zeit ein Einzelkämpfer, wollte aber die Burschen nicht hängen lassen und habe es deshalb durchgezogen, obwohl ein anderer in dieser Zeit wahrscheinlich schon dreimal aufgehört hätte. Ich habe aber immer gewusst, welches Potenzial im Verein steckt. Der SSV ist ein schlafender Riese, man braucht nur die tollen infrastrukturellen Möglichkeiten ansehen. In den letzten Jahren hat sich dann viel zum Guten gewandelt. Die vielen Trainerwechseln hatten natürlich auch einen Grund. Wir hatten über Jahre eine Mannschaft, die sehr schwer zu trainieren war. Ich musste einige Entscheidungen treffen, die mir heute noch weh tun. Ich denke da nur an die Trennung von SSV-Urgestein Jürgen Straßer. Ich mache mir heute noch ab und zu Gedanken, ob bestimmte Dinge nicht zu verhindern gewesen wären. Aber das ist Vergangenheit.



Der Saisonstart war nicht gut. Aus drei Spielen konntet ihr nur einen Zähler einspielen und habt auch zudem neun Gegentreffer eingefangen. Mit welchen Korrekturen hast du deine Jungs wieder in die Spur gebracht?
Thallinger: Wir haben eine sehr gute Vorbereitung gespielt. Trotzdem war mir klar, dass es mit unserer jungen Truppe auch Rückschläge geben wird. Wir mussten die Liga erst kennenlernen, da wir ja vor der Saison erst umgegliedert wurden und zuvor zwei Jahre in der Kreisliga waren. Mental war das nach den ersten Negativergebnissen nicht ganz so einfach und wir mussten viel Kopfarbeit machen. Wir haben uns in den ersten Spielen ein paar einfache Fehler erlaubt, die gnadenlos bestraft wurden. Natürlich haben wir auch taktisch ein paar kleine Dinge angepasst und uns auch auf die Spielweise der Gegner besser eingestellt. Grundlegend haben wir aber unseren Fußball nicht großartig verändert, sondern nur leichte Korrekturen vorgenommen.


Thallinger: »Wir versuchen immer, dominant aufzutreten.«



Ein echter Faustpfand ist die SSV-Offensivpower, in der laufenden Runde habt ihr schon 52 Treffer erzielt. Ist das Angriffsspiel auch der Schwerpunkt deiner Trainingsarbeit?
Thallinger: Ich lege schon viel Wert auf ein gutes Positionsspiel und wir versuchen immer, dominant aufzutreten. Allerdings wollen wir uns auch in allen anderen Spielphasen wie im Umschaltspiel oder in der Arbeit gegen den Ball stetig verbessern. Unser Fokus liegt aber schon darin, uns möglichst viele Chancen herauszuspielen und daraus Tore zu erzielen. Das war in der Vorsaison ein Manko von uns. In der Endphase, in der es bei uns um nichts mehr gegangen ist, haben wir aber daran sehr viel gearbeitet und das hat sich ausgezahlt.

Gerüchten zufolge soll euer Platzwart regelmäßig auf dem Trainingsplatz von dir vorgegebener Felder linieren und auch mit einem Tablet sollst du ab und an gerne während des Spiels arbeiten. Welchen Sinn haben diese Maßnahmen?
Thallinger: Jeder Trainer hat gewisse Methoden. Für mich ist das Tablet eine große Erleichterung, weil ich einfach alles an der Hand habe. Ich kann meinen Spielern bestimmte Video-Szenen vorspielen und kann ihnen auch etwas auf der Taktiktafel aufzeigen. Ich habe alle für mich relevanten Sachen dort abgespeichert und brauche keine Ordner mit herumschleppen. Aber es gibt auch noch Bundesligatrainer, die sich etwas im Notizblock notieren. Daher soll das jeder machen, wie er es für richtig hält. Das mit den Zonen ist für die Spieler eine Erleichterung, denn sie müssen sich auch in einzelnen Spielphasen räumlich orientieren.


Auffallend sind die guten Transfers, die ihr zuletzt tätigen konntet. Welchen Anteil haben beispielsweise Torjäger Daniel Ungur und der Ex-Burghauser Daniel Muteba am derzeitigen Höhenflug?
Stinglhammer: Ich möchte gar nicht groß auf einzelne Spieler eingehen, sondern die ganze Mannschaft loben. Es wäre nicht gerecht, die guten Leistungen auf ein paar Akteure zu reduzieren, denn das gesamte Team hat Anteil an den positiven Ergebnissen. Daniel Ungur und Daniel Muteba sind natürlich zwei exzellente Fußballer und eine absolute Bereicherung für uns. Daniel Ungur wollte sich vor einem Jahr kurz vor Ende der Winter-Wechselperiode sportlich verändern und ist auf uns zugekommen. Wir haben natürlich nicht lange überlegen müssen und vorne drin ist er ein Bombenspieler. Bei Daniel Muteba war es so, dass sein Bruder Santos schon länger im Verein ist und mit Valdrin Blakaj und Martin Driesel zwei sehr gute Freunde von ihm in unserer Mannschaft spielen. So kam der Kontakt zustande und für uns war es natürlich eine tolle Geschichte, dass wir den Transfer realisieren konnten.


Das Interview führte Thomas Seidl.

Im zweiten Teil sprechen die Eggenfeldener Macher unter anderem über das Thema Landesliga.

Aufrufe: 06.2.2020, 10:05 Uhr
Thomas SeidlAutor