2024-05-02T16:12:49.858Z

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Etabliert – aber auch Mitfavorit? Der SSV Pölitz um Marcel Nöske (re.) peilt Rang eins bis sechs an. un
Etabliert – aber auch Mitfavorit? Der SSV Pölitz um Marcel Nöske (re.) peilt Rang eins bis sechs an. un

Verbandsliga Süd - Vier Teams, eine Unbekannte

Stormarner Mannschaften starten nach Strukturreform in neu formierte Fußball-Verbandsliga / Trainer halten sich mit Zielsetzungen zurück

Klasse gehalten – oder doch nicht? Der SSC Hagen Ahrensburg und der SSV Pölitz gehen zwar in der kommenden Spielzeit erneut in der Fußball-Verbandsliga auf Tore- und Punktejagd. Allerdings dann durch die Einführung der neuen Landesliga nur noch als Siebt- und nicht mehr als Sechstligist. Die Erwartungen sind entsprechend hoch: SSC-Coach Michael Schmal sieht sein Team besser aufgestellt als noch in der vergangenen Saison, wodurch zumindest ein Platz im oberen Drittel anvisiert werden dürfte. Wie beim SSV Pölitz, wo Trainer Jan-Christian Hack selbstbewusst Rang eins bis sechs als Ziel ausgibt. Hinzu kommen die beiden „Aufsteiger“ aus der Kreisliga WSV Tangstedt und VfL Oldesloe. Beide Teams wollen sich in der neuen Liga erst einmal zurecht finden und scheuen konkrete Zielvorgaben.

Kein Favoritendruck
Die Enttäuschung über die knapp verpasste Qualifikation für die Landesliga ist beim SSC Hagen Ahrensburg abgeschüttelt. Mit „frischer Motivation“ geht es für die Schlossstädter nach eigener Aussage in die neue Verbandsliga-Saison. „Es war trotzdem eine wichtige Spielzeit, denn für uns alle war es ein Lernprozess – mich eingeschlossen“, sagt Hagens Trainer Michael Schmal. In der vergangenen Saison hatte Schmal selbstbewusst 80 Punkte zum Ziel erklärt. Dieses Mal äußert er sich deutlich zurückhaltender. „Ob wir ganz oben mitspielen können, wird sich zeigen. Wichtiger ist mir, dass sich die Mannschaft noch mehr findet und dass wir konstant guten Fußball zeigen“, erklärt der Coach. Von der durch manche seiner Kollegen geäußerten Theorie, dass die verbliebenen Verbandsliga-Teams die Favoriten der neu zusammengestellten Liga seien, hält er wenig. „Es ist Quatsch, wenn man sagt, dass die aufgestiegenen Kreisligisten schlechter sind. Wenn ich höre, dass es nur ein, zwei Favoriten auf den Aufstieg gibt, dann finde ich das unpassend. Ich glaube, dass die Liga ausgeglichen sein wird in der Spitze und mehrere Teams oben stehen können“, sagt Schmal und nimmt Druck von seinem Team.

Vom Potenzial seiner Mannschaft – die mit einer großen Auswahl an Mittelfeldakteuren aber nur zwei Stürmern ausgestattet ist – ist er trotzdem überzeugt. „Zum Ende der Saison sah man , dass sich das Team gefunden hatte. Bis auf zwei Abgänge sind alle geblieben. Wir haben gute Zugänge. Wir müssen weiter daran arbeiten, dass unsere Spielidee umgesetzt wird. Die Mischung aus Talenten, etablierten Spielern und erfahrenen Kickern stimmt aus meiner Sicht noch besser als im Vorjahr. Jetzt gilt es, daraus etwas zu machen“, so Schmal: „Mit unserem neuen Co-Trainer Carsten Holst haben wir uns auch auf dieser Position sehr gut verstärkt.“Plötzlich Mitfavorit?
Den Abstieg verhindert und doch in einer neuen Wundertüte gelandet – bedeutet das den Schritt vom Außenseiter und möglichen Abstiegskandidaten zu einem der Favoriten der Liga? Der SSV Pölitz rettete sich in der Vorsaison trotz einer längeren Talfahrt so souverän wie noch in keiner seiner drei Verbandsliga-Spielzeiten auf einen der Nichtabstiegsplätze. Die Qualifikation für die neue Landesliga war natürlich trotzdem nie ein angestrebtes Ziel; und so landete das Team von Trainer Jan-Christian Hack in der neu aufgestellten Verbandsliga. „Schon in der Vorsaison haben wir durchaus gezeigt, welches Potenzial unsere Mannschaft hat. „Wir haben viele junge Spieler, die den nächsten Schritt gemacht haben oder jetzt machen können“, sagt Hack. Außerdem blieb ein Großteil des Kaders zusammen. Punktuell verstärkte der SSV sich sogar. „Der Kader ist qualitativ und in der Breite besser aufgestellt. Es bieten sich uns mehr Alternativen und es entsteht mehr Konkurrenzkampf“, erklärt Hack.

Trotzdem sei natürlich bei der Auswahl der neuen Spieler entscheidend gewesen, dass sie in das Team passen, denn insgesamt wolle der SSV bei allem sportlichen Wettstreit um einen Stammplatz vor allem auf und neben dem Rasen wieder als Einheit überzeugen. Geld zu verdienen, sei in Pölitz nicht möglich. „Bei uns gilt es noch, dass der Spieler vor allem Bock auf Fußball haben sollte“, erklärt Hack die Transferpolitik. Der SSV fühle sich insgesamt trotzdem sehr gut aufgestellt. „Viele starke Teams sind in die Landes- oder Oberliga aufgestiegen. Daher gehören wir jetzt plötzlich zu den erfahreneren und etablierten Teams der Liga. Ich denke, wir werden nicht mehr Außenseiter sein, das darf in dieser Liga auch nicht unser Anspruch sein“, so der SSV-Coach und gibt daher selbstbewusst das Saisonziel „Platz eins bis sechs“ aus. „Das muss einfach unser Anspruch sein.“

Klassenerhalt im Blick
Mehrere Spielzeiten arbeitete der VfL Oldesloe zielstrebig an der Rückkehr in die Verbandsliga, aus der der VfL 2014 abgestiegen war. Doch zuletzt schien der Weg in die höhere Spielklasse wie vernagelt. Mal scheiterte das Team daran, in den letzten drei Partien den fast perfekten Aufstieg über die Ziellinie zu bringen, dann musste der VfL in der Vorsaison dem TSV Bargteheide in der Aufstiegsrunde denkbar knapp den Vortritt lassen. Die Sehnsucht nach der Verbandsliga war dementsprechend groß in der Kreisstadt und umso größer war der Jubel, als es dem VfL nun gelang, sogar als Vizemeister den erhofften Sprung zu schaffen. Dass es den Kreisstädtern dabei sogar glückte, den favorisierten WSV Tangstedt hinter sich zu lassen, macht die Oldesloer besonders stolz und lässt sie optimistisch in die neue Spielzeit starten. Doch wegen der Strukturreform wissen auch die VfL-Verantwortlichen noch nicht genau, was sie erwartet, dementsprechend zurückhaltend sind sie mit ihren Aussagen zu den Saisonzielen. Coach Marius Kuhlke bleibt trotz der guten Leistungen in der Aufstiegssaison vorsichtig: „Wir wissen noch nicht genau, wo wir stehen, da einfach zu viele Unbekannte in einer komplett neuen Liga auf uns zukommen.“

Max Wittig (li.) kommt aus Reinfeld und soll der VfL-Abwehr Stabilität verleihen. Foto: un*
Max Wittig (li.) kommt aus Reinfeld und soll der VfL-Abwehr Stabilität verleihen. Foto: un*
Das Team hat außerdem einige Abgänge zu ersetzen, die in den vergangen Jahr zu den Leistungsträgern gehörten. So verließen Torwart Leon Gohl oder auch Kapitän Torben Burmeister den VfL. Als Verstärkung hat Kuhlke vor allem Talente wie Fabian Neels aus der eigenen A-Jugend oder Max Wittig vom SV Preußen Reinfeld im Kader. Nach einer Standortbestimmung in der Hinrunde auch gegen Mannschaften, gegen die in der gesamten VfL-Historie noch keine Spiele stattfanden, hofft der Coach „eine insgesamt sorgenfreie Saison“ spielen zu können. Es gilt vor allem, das Erreichte zu sichern und sich in der Verbandsliga zu etablieren. Mit dem Abstieg möchten die Oldesloer natürlich nichts zu tun haben. In der neu strukturierten Liga sei die Hoffnung darauf wegen eines weniger drastischen Leistungsgefälles realistischer als nach dem letzten Aufstieg, der nach nur zwei Spielzeiten wieder mit dem Gang in die tiefere Klasse endete. „Zielsetzung ist ganz klar der Klassenerhalt. Den wollen wir so früh wie möglich klarmachen. Dann schauen wir, was noch kommt und geht“, so Kuhlke.Der grosse Umbruch
Vor eineinhalb Jahren begann beim WSV Tangstedt das Projekt Verbandsliga-Aufstieg. Nachdem man sich Anfang 2016 von der gesamten Kreisliga-Mannschaft getrennt hatte, stellten die Tangstedter mit Hilfe vieler Hamburger Fußballtalente ein neues Team zusammen, das den Aufstieg trotz großer Verletzungssorgen schaffte. „Wir sind diesen Spielern sehr dankbar. Dass der Umbruch kommen würde, war immer angekündigt. Das ist keine Überraschung“, so Ligaobmann Ralf Rath. „Uns ist wichtig, dass wieder eine richtige Mannschaft entsteht. Daran arbeiten wir und da bin ich sehr optimistisch. Die Stimmung ist familiär in Tangstedt und wir haben fußballerisch Potenzial, auch wenn einige sehr gute Spieler den Verein verlassen haben.

Von einer möglichen Favoritenrolle des Ensembles aus großen Talenten möchte der Obmann aber nicht sprechen. „Da lenken andere Teams nur ab, wenn sie uns die Favoritenrolle zuschieben wollen. Unsere Philosophie ist es, junge Spieler aus der Region weiterzuentwickeln. Nur wenige Spieler sind Ende 20 oder älter. Unsere Idee und unser Vorgehen ist sehr transparent“, so Rath: „Mit Trainer Nico Peters arbeite ich eng zusammen. Unser gemeinsames Ziel ist es, am Ende zwischen Platz eins und Platz sechs zu stehen.“ Der Obmann versucht, Druck von der neu formierten Mannschaft zu nehmen. „Manche Dinge, die geschrieben werden, dass wir den Durchmarsch machen müssen, das nehmen wir schon gar nicht mehr ernst“, betont Rath, der eines auf keinen Fall machen will: den Aufstieg als erklärtes Ziel ausgeben.
Aufrufe: 04.8.2017, 08:30 Uhr
SHZ / Patrick NiemeierAutor