2024-05-02T16:12:49.858Z

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Kaitän auf Krücken: Für Josef Welzmüller dürfte die Saison nach seinem Kreuzbandriss gelaufen sein.  Foto: bro
Kaitän auf Krücken: Für Josef Welzmüller dürfte die Saison nach seinem Kreuzbandriss gelaufen sein.  Foto: bro

Welzmüller: „Hätte ich getroffen, wäre nichts passiert“

Unterhaching-Kapitän im Interview

Josef „Seppi“Welzmüller war der große Pechvogel beim 1:1 im Derby gegen den TSV 1860 München.

Unterhaching Kurz vor dem Spielende vergab der Hachinger Kapitän einen Foulelfmeter und zog sich unmittelbar danach einen Kreuzbandriss im linken Knie zu. Über den Zusammenhang zwischen Elfmeter und Verletzung sowie über seine persönlichen Pläne mit der SpVgg Unterhaching spricht der 28-jährige Innenverteidiger nach überstandener Operation im Interview mit dem Münchner Merkur.

Herr Welzmüller, Ihr Drillingsbruder Maximilian in einem Social-Media-Post aus Mitgefühl angeboten, Ihnen sein gesundes Kreuzband zu leihen. Hätten Sie dieses Angebot gerne angenommen, wenn so etwas medizinisch möglich wäre?

Nein, ich denke nicht (lacht). Maxi hat einen gesunden Körper, den soll er beibehalten. Ich wünsche ihm, dass er nie so eine schwere Verletzung hat. Ich habe mein Schicksal akzeptiert. Im Großen und Ganzen muss man im Fußball auch mal Rückschläge wegstecken können.

Haben Sie in Ihrer Karriere schon einmal so ein Pech gehabt?

So viel Pech auf einmal nicht. Ich hatte einmal einen Kreuzbandriss im rechten Knie, als ich damals vom SC Fürstenfeldbruck zum SV Heimstetten gewechselt bin.

Wie denken Sie über die beiden unglücklichen Momente?

In dem Spiel habe ich nicht so gut reingefunden. Mit einem getroffenen Elfmeter kann man am Ende noch ein gutes Spiel machen. Aber dann habe ich ihn nicht versenkt. Das war ärgerlich. Wenn ich getroffen hätte, dann wäre das mit der Verletzung auch nicht passiert.

Wie darf man das verstehen?

Mein persönlicher Glaube ist, dass der menschliche Körper sehr viel an der Psyche hängt. Bei meiner ersten Knieverletzung war es ein krasses Foul gewesen, diesmal ohne gegnerische Einwirkung. Ich habe nach dem verschossenen Elfmeter schon sehr gehadert. Bei so einem wichtigen Spiel hätte ich der Mannschaft helfen können. Da will man die Verantwortung natürlich auch positiv ausführen. Es hat eine große Rolle in meinem Kopf gespielt. Ich bin mir sicher, dass es da einen Zusammenhang gab, natürlich ohne es beweisen zu können.

Haben Sie den späten Ausgleich noch mitbekommen?

Im ersten Moment habe ich mich mehr über den verschossenen Elfmeter geärgert als über meine Verletzung. Klingt makaber, aber ich stelle unser Ziel über das eigene persönliche Schicksal. Maxi war mit mir bei der ersten Behandlung im Physio-Raum und ist beim Ausgleich schnell ins Stadion rausgerannt. Er hat mir dann den Ausgleich mitgeteilt. Auch die Trainer und Spieler waren nach dem Spiel dann bei mir in der Kabine.

Wie geht es kurzfristig bei Ihnen weiter?

Die Operation hat zwei Tage danach stattgefunden. Das wurde gut gelöst. Jetzt geht es darum, die Schwellung rauszubekommen. Nach vier Wochen auf Krücken kann man wieder erste Trainingsreize setzen. Wie Manni (SpVgg-Präsident Manfred Schwabl; Anm. d. A.) immer so schön sagt: Volle Attacke nach vorne. Ich werde versuchen, viel am Feld zu arbeiten.

Wie lautet Ihr Zwischenfazit zu Haching?

Wir haben es geschafft, uns gut in der Liga zu akklimatisieren. Wir sind eine sehr gute und starke Drittliga-Mannschaft. Ich finde es schade, dass wir so viel Unentschieden gespielt haben.

Wie können Sie die jüngste Serie von fünf Ligaspielen ohne Sieg erklären?

Ich sehe es bei den letzten Unentschieden positiv, dass wir bei Rückständen immer wieder zurück ins Spiel gekommen sind. Das ist ein gutes Zeichen, dass wir uns nie aufgeben. Auf der anderen Seite sehe ich das Problem, dass wir es da nicht geschafft haben, unser Spiel über 90 Minuten durchzudrücken. Da wird es dann schwierig, zu gewinnen. Deshalb sollte es der Ansporn für die nächsten Spiele sein, mindestens 80 Minuten an unserem spielstarken Spiel zu arbeiten. Dann kommen die Siege wieder ganz von allein.

Was ist bis zum Winter noch drin?

Wir wollen noch ein paar Siege einfahren. Dann werden wir sehen, wo man in der Winterpause steht. Danach kann man sich neue Ziele für das zweite Halbjahr stecken.

Nach der Saison soll irgendwann in der nahen Zukunft ein Aufstieg stehen. Klappt es schon dieses Jahr?

Es kann theoretisch klappen. Aber es ist nicht unser Ziel, dieses Jahr aufzusteigen. Wenn es der liebe Gott dann doch so will, werden wir uns dagegen nicht wehren. Wir möchten versuchen einen guten Tabellenplatz zu erreichen. Sehr gerne auch einen einstelligen Platz, um ein Ausrufezeichen zu setzen. Und um den Aufstieg gut vorzubereiten und um dann voll anzugreifen.

Wann werden Sie das nächste Mal wieder einen Elfmeter schießen?

Welzmüller: Das ist eine gute Frage (lacht). Das kann schon passieren. Wenn ich wieder fit bin und mir jemand einen Elfmeter anvertraut. Dann übernehme ich gerne die Verantwortung. Wenn es aber zu diesem Zeitpunkt jemanden gibt, der treffsicher ist, dann freue ich mich über seine Elfmetertore umso mehr. Aber prinzipiell bin ich immer bereit und würde alles dafür tun, um meinen nächsten Elfmeter zu verwandeln.

Das Gespräch führte Robert M. Frank.

Aufrufe: 016.10.2018, 14:06 Uhr
Münchner Merkur (Süd) / Robert M. FrankAutor