Vitus, auch für dich war 2015 ein sehr turbulentes Jahr. Erst die Nachricht, dass du das Bayernliga-Team in Hankofen übernimmst, dann hat sich Teisbach von dir im Saisonfinale getrennt. Konntest du die Skeptiker verstehen, die daran gezweifelt haben, dass du als entlassener Kreisliga-Coach eine Bayernliga-Mannschaft führen kannst?
Vitus Nagorny (37): Als Trainer hat man immer Kritiker, damit muss man eben umgehen können. Teisbach hatte seine Gründe für die Entscheidung. Aber ich sag mal so, wenn du in der Vorbereitung teilweise nur zwei Spieler im Training hast und sich einige auf der Vorrunde ausruhen, dann wird es auch in der Kreisliga schwer. Als Trainer stehst du dann vor einem Problem: Wie soll man die Mannschaft fit kriegen, wenn du kaum jemanden im Training siehst? Aber so ist es halt in der Kreisliga und wenn du dann die Punkte eben nicht einfährst, ist es ganz normal, dass dann der Verein reagiert. Und der einfachste Weg ist es, den Trainer vor die Tür zu setzen. Aber ich bin ja nicht im Bösen gegangen. Da stehe ich drüber.
Nach zweieinhalb Jahren in Teisbach hast du im Sommer dann deine neue Aufgabe in Hankofen übernommen. Wie groß war für dich die Umstellung?
Vitus Nagorny: Der Unterschied ist einfach gewaltig. Wir reden ja in der Kreisliga von Freizeitfußball und in der Bayernliga sind wir dann schon im halbprofessionellen Bereich. Man muss sich auch den Aufwand für die Spieler ansehen. Wir trainieren in der Vorbereitung viermal in der Woche, es gibt auch Mannschaften die fünfmal trainieren. Unter der Saison hast du dann drei bis vier Trainingseinheiten. Es ist für Spieler wie für Trainer schon ein enormer Aufwand. Ich hab das als Spieler jahrelang ja mitgemacht, aber als Trainer ist es dann doch nochmal eine ganz andere Geschichte, viel intensiver.
Max, die Zusammenarbeit mit Uli Karmann ging nach zwei sehr erfolgreichen Jahren im Sommer zu Ende. Wie groß war die Umstellung für die Mannschaft nach der Neubesetzung auf der Trainerposition?
Max Putz (26): Da muss ich jetzt ein wenig weiter ausholen. Die letzten sechs Jahre hatten wir, denke ich, immer die besten Trainer Niederbayerns in Hankofen. Angefangen bei Sepp Beller über Thomas Prebeck bis hin zu Uli Karmann, das war eigentlich eine einzige Erfolgsstory, es gab nie Tiefs. Jeder Trainer hat seine eigene Philosophie, bringt seinen eigenen Stil mit. Natürlich war es am Anfang eine schwierige Zeit, bis wir uns an Vitus gewöhnt hatten bzw. bis er sich an uns gewöhnen konnte. Aber mittlerweile, das hat man in den letzten Spielen gesehen, harmoniert das immer besser. Wir sind nach dem schwachen Start wieder in einer Position, aus der heraus wir den Klassenerhalt definitiv schaffen können.
War der Eingewöhnungsprozess am Anfang ausschlaggebend für den schlechten Start?
Max Putz: Nein, das würde ich jetzt nicht behaupten. Wir hatten die letzten Jahre, warum auch immer, generell Probleme mit dem Saisonstart und zu Beginn einige Spiele verloren. Dieses Jahr ging`s am ersten Spieltag schon damit los, dass ich in der 90. Minute gepatzt habe und wir dann nur 3:3 spielten gegen Rosenheim. Dann kam eines zum anderen, wir kassierten viele dumme Gegentore und dann sind wir eben in eine Negativspirale geraten. Natürlich gab es daraufhin interne Querelen, aber wir wussten, dass wir das Zeug haben, um Bayernliga zu spielen. Und am zehnten Spieltag gegen Landsberg hat es dann klick gemacht.
Wie gerade angesprochen verlief der Saisonstart katastrophal. Zwei Punkte aus neun Spielen - man musste schon mit dem Schlimmsten rechnen. Wie angespannt war die Lage beim Dorfklub?
Richard Maierhofer: Grundsätzlich ist es in Hankofen eigentlich immer ruhig, aber ganz klar, in der Situation kam von außen schon einiges an Druck rein. Nach dem neunten Spieltag haben wir uns mit der Vorstandschaft zusammengesetzt und die Lage analysiert und wir haben dann festgestellt, dass die Formkurve nach oben zeigte. Ich denke, in Bogen beispielsweise waren wir die bessere Mannschaft und hätten den Sieg verdient gehabt, aber es reichte eben nur zu einem 1:1. Und auch zuhause gegen Vilzing haben wir ein tolles Spiel abgeliefert, aber die Tore halt nicht gemacht.
Gab es intern bereits eine Trainerdiskussion?
Richard Maierhofer: Die Punkte fehlten, aber die Leistungstendenz war aufsteigend. Von daher gab es von unserer Seite her keinen Grund, an Vitus zu zweifeln. Ich muss aber auch zugeben, dass die Erleichterung nach dem Sieg gegen Landsberg schon riesengroß war. Denn wenn du 14, 15 Spiele vergeigst, dann hast du keine Argumente mehr und der Trainer ist dann eben das schwächste Glied in der Kette. Dann hätte in diese Richtung wahrscheinlich eine Entscheidung hätte getroffen werden müssen. Wir sind froh, dass uns der Turnaround am zehnten Spieltag geglückt ist. Es hat mich persönlich auch unheimlich für Vitus gefreut, weil er sehr engagiert ist, akribisch arbeitet und sich enorm vorbereitet.
Das Interview führten Mathias Willmerdinger und Sebastian Ziegert. Im zweiten Teil werfen wir einen Blick auf die abrupten Abgänge von Sebastian Pleintinger und Udo Tolksdorf und wie der SpVgg der Turnaround nach dem schwachen Saisonstart gelang.