2024-04-25T14:35:39.956Z

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In seiner Heimat, Lauf an der Pegnitz, traf sich Ex-Profi Timo Rost mit FuPa-Reporter Dieter Rebel zum Interview.
In seiner Heimat, Lauf an der Pegnitz, traf sich Ex-Profi Timo Rost mit FuPa-Reporter Dieter Rebel zum Interview. – Foto: Dieter Rebel

Rost - längst noch kein altes Eisen

Ex-Profi Timo Rost (41) lehnt sich keinesfalls nach einer erfolgreichen Spielerkarriere zurück, sondern will auch als Trainer hoch hinaus.

Timo Rosts Glanzzeiten als Spieler liegen schon etwas zurück. Im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends gehörte der gebürtige Franke zum Inventar der 1. Bundesliga. Wer jedoch glaubt, der 41-Jährige gehört deshalb zum alten Eisen, der irrt. Als Coach von Regionalligist Spvgg Bayreuth ist der zertifizierte Fußballlehrer vielmehr ein junger Wilder der Trainergilde. Läuft alles nach Plan, will Rost auch in der Karriere nach der Karriere nach ganz oben, wie er im Interview mit FuPa-Reporter Dieter Rebel deutlich macht...

Timo, Türkgücü ist außertourlich in die 3. Liga aufgestiegen, der BFV will die Saison weiter fortsetzen - plötzlich ist für die Spvgg Bayreuth der Aufstieg wieder in greifbarer Nähe. Wie bewertest Du allgemein die Lage?
Wie alle anderen Spieler, Trainer und Funktionäre im Amateurbereich freuen uns auch wir zunächst einmal sehr, dass Licht am Ende des Tunnels erkennbar ist. Es ist absehbar, dass wir bald wieder spielen dürfen. Durch die Regelung des BFV, dass Türkgücü in die 3. Liga geht und ein Ligapokal stattfindet, sehen wir wieder einen sportlichen Wert in einer Fortsetzung der Saison. Ansonsten wäre es wohl besser gewesen, die Spielzeit abzubrechen.

Drückst Du angesichts dieser großen, neuen Drittliga-Chance in der Zweitliga-Relegation Ingolstadt die Daumen? Bei einem Abstieg vom Club müsste ja auch dessen Reserve eins runter - und Bayreuth hätte einen großen Konkurrenten weniger.
(lacht) Als Ex-Clubberer drücke ich natürlich dem FCN die Daumen. Ich möchte schon, dass Nürnberg zweitklassig bleibt. Alles andere ist nebensächlich. Mein Herz hängt noch am 1. FC Nürnberg.


»Stimmt das Gesamtpaket, können wir die 3. Liga in Angriff nehmen«

Blutet Dir als Ur-Clubberer das Herz, wenn Du siehst, was beim ehemaligen Rekordmeister derzeit los ist?
Natürlich ist die Entwicklung, allen voran die aktuelle Saison, sehr unerfreulich. Zwei Trainer haben bereits versucht, die Mannschaft in die Spur zu bringen - und sind gescheitert. Ich habe viele Spiele gesehen der 1. Mannschaft. Und es ist einfach sehr, sehr schade, dass so ein Verein aus der ersten Liga abgestiegen ist - und jetzt vielleicht sogar in die 3. Liga muss.

Fernab der Konkurrenzsituation - neben dem FCN (U21) mischt auch Schweinfurt ganz vorne mit: Welche Qualitäten hat Dein Team, die es rechtfertigen, dass die Altstadt tatsächlich nach dem Ende dieser Saison ganz vorne steht?
Mir ist es wichtig, hier ein bisschen auszuholen. Nach schwierigen Jahren, man muss nur unseren Werdegang beachten, ist es für alle im Verein sehr wichtig, die Spielvereinigung in die richtige Richtung zu bewegen. Das heißt für uns: Wir wollen die Mannschaft stetig weiterentwickeln. Darüber hinaus wollen wir aber auch das Drumherum verbessern. Stimmt das Gesamtpaket, können wir das Ziel 3. Liga in Angriff nehmen. Es ist aber keine Hektik nötig, wir machen das in aller Ruhe und mit größter Sorgfalt.

Noch vor zwei Jahren war Bayreuth Abstiegskandidat in der Regionalliga Bayern. Was hat sich seitdem getan? Liegen die Gründe des Aufschwungs nur in der Qualität des Kaders - oder hat insgesamt ein Umdenken stattgefunden?
Viel in einem Verein hängt immer mit dem Erfolg der 1. Mannschaft zusammen. Deshalb war es sehr wichtig, dass wir Erfolge einfahren. Denn dann ist es einfacher, Strukturen innerhalb des Vereins zu verbessern und vielleicht auch die Fans mit ins Boot zu holen. Wir spielen inzwischen einen tollen Fußball, reißen die Leute mit. Insofern hat die Mannschaft selbst für den Umschwung gesorgt. Nun ist es an uns, besser, nachhaltiger zu arbeiten als vor einiger Zeit.

Welchen Anteil am neuerlichen Erfolg hat Trainer Timo Rost?
Derartige Entwicklungen sind nie der Verdienst von nur einer Person. Es ist deshalb wichtig, ein starkes Trainerteam zu haben, eine starke sportliche Leitung und eine starke Vorstandschaft. Maßgeblich ist auch, die Fans auf seine Seite zu ziehen. Nur eine starke Einheit kann starke Ergebnisse liefern. Als wir, also mein Trainerteam und ich, die Mannschaft übernommen haben, waren wir praktisch tot, Tabellenletzter. Erst der neunte Platz und nun der vierte - dafür ist ein Gesamtkonstrukt aller Beteiligten verantwortlich.

Den Club trägt Timo Rost weiter im Herzen, deshalb drückt er dem 1. FCN um dessen Trainer Marek Mintal (rechts) in der Relegation die Daumen.
Den Club trägt Timo Rost weiter im Herzen, deshalb drückt er dem 1. FCN um dessen Trainer Marek Mintal (rechts) in der Relegation die Daumen. – Foto: Dieter Rebel

Wie würdest Du selber Deine Art und Weise als Coach beschreiben: Bist Du eher der harte Typ ala Ede Geyer, Dein Trainer bei Cottbus, oder eher der Professor wie Ralf Rangnick, Coach in Deiner Stuttgarter Zeit?
(lacht) Das sind ja nur zwei Beispiele aus meiner Spielerkarriere. Ich durfte auch unter Felix Magath, Hermann Gerland, Winni Schäfer, Arie Haan und vielen anderen spielen. Viele Trainer, viele Einflüsse. Und natürlich nimmt man von jedem was mit. Wichtig ist dabei aber, seinen eigenen Stil zu finden. In diesem Zusammenhang bin ich auf einem guten Weg, wie ich finde. Ich würde mich ingesamt als autoritären Spielerfreund bezeichnen.

War für Dich nach Deiner langen Karriere als Spieler klar, dass Du Trainer werden willst – oder war das eher Zufall?
Im Herbst meiner Karriere habe ich gemerkt, dass es mir unheimlich viel Spiel macht, mit Menschen zusammen zu arbeiten, die etwas bewirken wollen. Ich war in vielen Mannschaften Kapitän und hatte deshalb eine enge Bindung zum jeweiligen Trainer und zu den Verantwortlichen. Auch hatte ich in den jeweiligen Teams, wie ich glaube, ein gutes Standing. Schnell habe ich aber auch gemerkt, dass Trainer und Spieler zwei deutlich unterschiedliche paar Schuhe sind. Ich habe mich aber für diesen Beruf so interessiert, dass ich nach meiner Karriere entschlossen habe, den Trainerjob von der Pike auf zu lernen. Deshalb war es für mich wichtig, nach Hause zu gehen, wieder zurück nach Bayern zu kommen, um hier meine Scheine zu machen. Meinen Fußballlehrer-Lehrgang durfte ich u.a. mit Stefan Leitl und Tim Walter absolvieren.


»Tradition ist ein brutaler Wiedererkennungswert«

Als Bundesliga-Profi warst Du professionelles Arbeiten und professionelle Strukturen gewohnt. Wie schwer war es nach dieser Zeit, in den Amateurbereich zurück zu kehren?
Profi- und Amateurbereich sind natürlich nicht miteinander vergleichbar. Was ich aber sogleich festgestellt habe, dass die Grundlage im Amateurbereich viel, viel familiärer ist. Du wirst nicht nur als Nummer angesehen, sondern als Mensch. Es gibt viele Ehrenamtler, die gerne helfen und mit Herzblut dabei sind, die sich darüber freuen, gebraucht zu werden. Das habe ich schätzen gelernt. Um Ziele zu erreichen, hat man aber die Begebenheiten, die man vom Profibereich gewohnt ist, allerdings nicht. Entweder, man arrangiert sich damit und man hilft bei der Weiterentwicklung mit, ganz einfach.

Du warst als Spieler für Traditionsvereine wie Nürnberg und Stuttgart aktiv, aber auch für sog. Retortenclubs wie RB Leipzig. Wie beurteilst Du angesichts dessen die Diskussionen rund um die Tradition der Vereine? Spielt die Geschichte im Wirtschaftsgeschäft Profifußball überhaupt noch eine Rolle?
Tradition ist natürlich ein brutaler Wiedererkennungswert. Ein Wert, den Traditionsvereine natürlich auch für sich nutzen sollten und auch können. Für die Fans ist Tradition unbezahlbar. Natürlich ist aber auch so, dass sich der Fußball wirtschaftlich derart entwickelt hat, dass man als Verein entsprechende finanzielle Mittel braucht, um ganz oben dabei sein zu können. Leider spielt Geld in diesem Geschäft deshalb eine immer größere Rolle. Für RB Leipzig muss ich in diesem Zusammenhang eine Lanze brechen. Dort werden diese Mittel verdammt gut eingesetzt.

Nach Stationen bei Amberg und Fürth II steht Trainer Rost inzwischen die zweite Spielzeit bei der Spvgg Bayreuth an der Linie.
Nach Stationen bei Amberg und Fürth II steht Trainer Rost inzwischen die zweite Spielzeit bei der Spvgg Bayreuth an der Linie. – Foto: Johannes Traub

Strebst Du als Trainer eine ähnliche Karriere wie als Spieler vor - heißt: Soll es auch hier ganz nach oben in die Beletage gehen?
Für einen Trainer ist es genauso wichtig wie für einen Spieler, sich Ziele zu setzen. Und mein Ziel ist es, immer so hoch wie möglich zu agieren. Um das zu erreichen, sind allerdings Erfahrungen sehr, sehr wichtig. Deshalb habe ich, wie vorher erwähnt, den Trainerjob von der Pike auf gelernt.

Ist es einfacher als Spieler oder als Trainer, in die Bundesliga zu kommen?
Als Spieler - weil es einfach mehr Kaderplätze als Trainerposten gibt.

Und abschließend darfst Du noch ein bisschen träumen: Wie siehst Du Deine Zukunft?
Natürlich macht man den Fußballlehrer nicht, um dauerhaft im Amateurbereich tätig zu sein. Ich sehe meine Zukunft deshalb sehrwohl irgendwann im Profibereich.

Vielen Dank für das Interview, alles Gute für die Zukunft - und ganz wichtig: Gesund bleiben.

Aufrufe: 011.7.2020, 06:00 Uhr
Dieter RebelAutor