2024-05-10T08:19:16.237Z

Spielbericht
So geht das: Ex-Löwe Ivan Knezevic traf im Hinspiel gegen die Amateure des FC Bayern. Danach folgte die Trendwende. „Der Trainer hat den Hauptanteil, dass wir unten rausgekommen sind“, sagt der Stürmer.  Sven Leifer
So geht das: Ex-Löwe Ivan Knezevic traf im Hinspiel gegen die Amateure des FC Bayern. Danach folgte die Trendwende. „Der Trainer hat den Hauptanteil, dass wir unten rausgekommen sind“, sagt der Stürmer.  Sven Leifer

Ex-Löwe Knezevic schlägt Bayern II: Das Comeback der Abgeschriebenen

Wie Timo Rosts Matchplan zum Sieg führte

Vier oberbayerischen Teams in der Regionalliga droht der Super-Gau. Doch der Moment, wenn ein Team mit dem Rücken zur Wand steht, kann auch Kräfte frei setzen. Ex-Profi Timo Rost hat Bayreuth aus dem Keller geführt. Und die Bayern-Amateure geschlagen.

Angst lähmt, bringt das Leben zum Stillstand. Auch im Fußball. Selbst bei erfahrenen Spielern funktionieren im Abstiegskampf oft die einfachsten Dinge nicht mehr. Eine falsche Ballannahme und der Matchplan des Trainers ist dahin. Wenn als Gegner dann noch die Amateure des FC Bayern auf dem Platz stehen, fehlen nach einem Rückstand oft die fußballerischen Mittel, um noch einmal zurückzukommen. Das Team von Holger Seitz dominierte in den ersten Spielen nach der Winterpause seine Gegner derart, dass die Frage im Raum stand: Wer soll gegen diese Truppe noch etwas reißen?

Talente wie Wooyeong Jeong oder Alphonso Davies bestechen nicht nur durch ihre individuelle Klasse. Sie sind schlicht zu schnell für ihre Gegenspieler in der Regionalliga Bayern. Doch am vergangenen Wochenende hat die SpVgg Bayreuth den Bayern-Nimbus der Unbesiegbaren zerstört. Ausgerechnet das Team, das bis zum siebten Spieltag noch keinen Punkt auf dem Konto hatte. „Wir hatten zu Saisonbeginn einen richtig geilen Kader. Aber es hat nichts funktioniert. Jeder hat gesagt, wir sind die schlechteste Mannschaft der Liga“, sagt Stürmer Ivan Knezevic und macht eine kurze Pause. Er will betonen: „Das hat mich richtig provoziert. Aber dann kam zum Glück der Timo. Ab diesem Zeitpunkt war alles anders.“

Rosts Plan gegen die kleinen Bayern geht voll auf

Der Timo: Das ist Timo Rost. Er spielte in der Bundesliga für Energie Cottbus und weiß, was im Abstiegskampf im Kopf eines Spielers vorgeht. In Bayreuth fand er nicht nur die richtigen Worte, sondern bei seinen Ansprachen auch den richtigen Ton, um seine Mannschaft aus dem Keller zu führen. Gegen die Amateure des FC Bayern fand er jetzt noch den richtigen Matchplan, die Übermannschaft der Regionalliga zu schlagen.

Die Worte von Timo Rost vor dem Bayern-Spiel fallen Woche für Woche auch in den Kabinen der A-Klassisten. „Timo hat die typischen Fußballfloskeln rausgehauen“, lacht Knezevic. „Ihr müsst euch reinkämpfen und den Gegner weghauen. Das ist ehrlich, direkt und ein bisschen vulgär. Mich holt Timo mit solche Worten hundert prozentig ab“, sagt Knezevic. Wenn es so einfach wäre, hätte auch der VfR Garching für das kommende Wochenende den richtigen Matchplan, um im Abstiegskampf gegen die Truppe von Holger Seitz zu bestehen. „Viele Mannschaften haben die Hosen voll, wenn sie gegen den FC Bayern spielen. Motivieren muss dich vor solch einem Spiel keiner mehr. Entscheidend ist, dass man als Spieler ohne Angst in jedes Spiel geht. Auch gegen den FC Bayern“, sagt Knezevic. Der Sieg gegen die Bayern war für Timo Rost der vorläufige Höhepunkt auf dem Weg aus dem Tabellenkeller. Gibt es ein Patent-Rezept, das für Garching, Heimstetten, Rosenheim oder Pipinsried gilt? Vier von acht Teams aus Oberbayern droht der Super-Gau.

„Keine Power“ in der Schlussphase des Hinspiels

„Es wäre vermessen, wenn ich eine Aussage treffe, wie ein Konkurrent aus dem Keller rauskommen soll. Ich kann nur für meine Mannschaft sprechen“, sagt Rost. Der Ex-Profi fand in Bayreuth eine Mannschaft ohne Spielphilosophie vor. „Jedes Team braucht einen Spielstil, der zu den Spielern passt und mit dem eine Mannschaft ein Spiel auch gewinnen kann“, sagt Rost. Doch viel wichtiger ist die Fitness der Mannschaft. Das Hinspiel gegen den FC Bayern hat Rost noch in schlechter Erinnerung. Bis zur 70. Minute führte seine Mannschaft. Ivan Knezevic beendete unter dem neuen Trainer endlich seine Sturmflaute – und traf. Doch in den letzten zwanzig Minuten brach die Mannschaft auseinander. „Die Spieler konnten zwar 90 Minuten laufen, hatten aber in der entscheidenden Schlussphase keine Power mehr. Auch vom Kopf war keiner mehr auf dem Platz“, erinnert sich Rost. Nur mithalten zu können: Das ist zu wenig, um gegen die Amateure des FC Bayern zu bestehen. „Jeder Spieler muss so fit sein, dass er zum Schluss noch einen drauf legen kann, wenn es richtig heiß wird“, betont Rost. Eine Forderung, die in einem Spiel gegen Bayern II nicht mehr als Wunschdenken war. Wie soll ein Kicker wie Ivan Knezevic, der Vollzeit arbeitet, dasselbe leisten wie ein Nachwuchs-Profi, der Vollzeit trainiert?

Unwetter spielt Bayreuth in die Karten

„Entscheidend war, dass wir gegen Bayern einen Matchplan hatten, mit dem sie nicht gerechnet hatten“, sagt Rost. „Die meisten Teams stellen sich hinten rein und haben keinen Mut, gegen diese Übermannschaft anzulaufen.“ Rost gab seiner Mannschaft in der Kabine den Auftrag mit, in den ersten zwanzig Minuten permanent zu pressen. Das Unwetter kam seiner Mannschaft entgegen. „Als das Wasser auf dem Platz weg war, hat jeder gesehen, welch unglaubliche Qualität die Bayern haben. Aber da haben wir schon 2:0 geführt. Weil wir bis dahin Männerfußball gespielt und jeden Fehler der Bayern ausgenutzt haben“, sagt Rost.

Der Trainer hat Bayreuth aus dem Keller geführt. „Weil wir mit einem Gefühl auf den Platz gehen, das ich noch aus der Meister-Saison 2012 mit den Löwen-Amateuren kenne“, erinnert sich Stürmer Knezevic. „Damals hatte keiner Angst. Im Gegenteil. Wir wussten, dass wir den Gegner auseinandernehmen.“

Die Amateurfußballseite erscheint jeden Mittwoch. Autor ist Christoph Seidl, erreichbar unter christoph.seidl@ merkur.de


Aufrufe: 013.3.2019, 10:33 Uhr
Münchner Merkur / tz / Christoph SeidlAutor