2024-05-10T08:19:16.237Z

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In Rutesheim hören die B-Junioren auf sein Kommando, in Südafrika bringt er die Teilnehmer der Young Bafana Soccer Academy zum Schwitzen: Patric Vaihinger (rechts).   Foto: privat
In Rutesheim hören die B-Junioren auf sein Kommando, in Südafrika bringt er die Teilnehmer der Young Bafana Soccer Academy zum Schwitzen: Patric Vaihinger (rechts). Foto: privat

Fußball und Bildung für die Allerärmsten

Der Rutesheimer Patric Vaihinger arbeitet drei Monate lang in einem Projekt in Südafrika mit

Der Defensivmann absolviert ein Praktikum in der Young Bafana Soccer Academy

Patric Vaihinger steigt mit ein paar Wochen Verspätung in die Rückrundenvorbereitung der SKV Rutesheim ein. Doch das hat einen guten Grund: Der Student der Sportwissenschaften ist erst jetzt aus Südafrika zurückgekehrt, wo er drei Monate lang bei der Young Bafana Soccer Academy Nachwuchskicker aus ärmsten Verhältnissen aus den dortigen Townships trainiert und diverse Marketingaufgaben übernommen hat.

Auf die Idee hat Patric Vaihinger sein Bruder gebracht, der bei Internetrecherchen auf die gemeinnützige Organisation in der Nähe von Kapstadt gestoßen war. Seit Mitte November hat sich der 23-Jährige um die Athletik der sogenannten Performance Teams in den Altersklassen U 12, U 14 und U 16 gekümmert und fungierte bei Spielen als Co-Trainer. „Es gibt eine Township-Liga, in der aber nur ein oder zwei richtig starke Mannschaften vertreten sind. Daher haben wir immer wieder Testspiele gegen deutlich bessere Teams aus der zweiten Liga in Südafrika organisiert, bei denen die Jungs häufig Unentschieden gespielt haben und mehr als nur mithalten konnten“, erzählt Patric Vaihinger.

Chance auf ein besseres Leben

„Sechs Mannschaften, 120 Spieler, eine Familie“ lautet das Motto der gemeinnützigen Organisation, die sich seit 2010 mit einem Fußball- und Bildungsangebot der ganzheitlichen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen aus armen Verhältnissen widmet. „Fußball wird in Südafrika als die große Chance auf ein besseres Leben gesehen“, erklärt Patric Vaihinger, „doch damit eine Fußballkarriere gelingen kann, bietet Young Bafana darüber hinaus auch Unterricht in Englisch und Mathematik sowie Training für soziale Kompetenzen an.“

Die Nachfrage nach einem Platz in der gemeinnützigen Organisation ist groß. Zu Saisonbeginn hat es ein großes Sichtungstraining gegeben, bei dem sich mehr als 100 Kinder aus den Townships um einen Platz beworben hätten. Rund 50 von ihnen haben es in eines der Performance Teams geschafft. Beeindruckt hat den B-Jugend-Coach aus Rutesheim, welchen Aufwand die Nachwuchskicker teilweise auf sich nehmen: „Manche laufen 45 Minuten von zu Hause bis zu dem Platz, wo sie am Nachmittag zum Training abgeholt werden.“

Fahrdienst gehört zum Job dazu

Das Abholen der Kinder und Jugendlichen mit einem Kleinbus gehörte zu Vaihingers täglichen Aufgaben. Bevor das Training im Radloff Park gegen 17 Uhr bei Temperaturen zwischen 26 und 30 Grad Celsius losging, stand noch eine Stunde Englischunterricht auf dem Programm. Nach dem Training brachte er die Kinder zurück ins Township, ehe sein Arbeitstag mit dem Ausladen des Busses und einer Trainingsnachbereitung endete.

Morgens stand gegen 9 Uhr ein Treffen mit allen Mitarbeitern von Young Bafana an, bei dem der Tagesablauf strukturiert wurde. „Danach haben wir Praktikanten beispielsweise Facebook-Posts vorbereitet oder Testwerte aus dem Training digitalisiert und analysiert“, sagt der 23-Jährige. Neben einigen Deutschen hätten auch ein paar Holländer und ein Italiener bei Young Bafana Praktika absolviert. Weil darüber hinaus vormittags nur noch kleinere Aufgaben wie das Aufbauen von Toren oder das Betanken von Bussen angestanden sei, habe es immer wieder Zeit gegeben, zusammen zu essen oder zum Strand zu gehen.

Spartanisches Zimmer und knappes Wasser

Gewohnt hat der SKV-Verteidiger während der drei Monate zusammen mit den anderen Praktikanten in einem Haus. „Die Zimmer waren etwas spartanisch, aber es gab ein großes Wohnzimmer und einen Garten mit Pool“, erklärt er. Ein großes Problem war die Wasserknappheit. „Wir durften beim Duschen nicht zu viel Wasser verbrauchen und die Toiletten mussten mit Wasser aus einem Eimer gespült werden.“

Ein wenig Zeit für Sightseeing hatte der 23-Jährige zwischen Weihnachten und Neujahr: Mit seinem Bruder und einem Kumpel machte er eine kleine Tour durch Südafrika. An Weihnachten waren sie im Krüger-Nationalpark und haben in einem Restaurant gemütlich gegessen. Auch wenn Patric Vaihinger die Kosten für Flug, Unterkunft und Verpflegung komplett selbst bezahlt hat, will er die Erfahrungen, die er in Südafrika gemacht hat, nicht missen: „Die Kinder sind so lebensfroh und dankbar. Ein rundes Leder reicht ihnen, um alle Probleme des Alltags zu vergessen und glücklich zu sein“, erzählt er. Da fange man an, das eigene Leben noch mehr zu schätzen. Vielleicht wird dieses ja noch durch einen Aufstieg der SKV in die Oberliga gekrönt. Der Defensivmann will trotz der verkürzten Rückrundenvorbereitung seinen Beitrag dazu leisten: „Ich habe mich bei Young Bafana im Senior Team mit Training und Spielen fit gehalten.“

Aufrufe: 021.2.2019, 16:00 Uhr
Leonberger Kreiszeitung / Henning MaakAutor