2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
Wie der Vater so der Sohn: Sowohl Handballer Stefan (links) als auch Fußballer Nils Beißer hatten in der abgelaufenen Saison viel Grund zum Feiern. Foto: Marc Schüler
Wie der Vater so der Sohn: Sowohl Handballer Stefan (links) als auch Fußballer Nils Beißer hatten in der abgelaufenen Saison viel Grund zum Feiern. Foto: Marc Schüler

"Wir sind charakterlich fast identisch"

Stefan und Nils Beißer: Handball-Coach und Fußball-Torjäger schreiben mit zwei Titeln Büttelborner Sportgeschichte

Stefan Beißer und sein Sohn Nils haben in diesem Jahr Büttelborner Sportgeschichte geschrieben: Die Fußballer der SKV kehrten mit dem 23-fachen Torschützen Nils Beißer (19) nach sechzig Jahren in die siebt-höchste Klasse zurück, die Handballer des TV unter Trainer Stefan Beißer (50) mit nur einem Minuspunkt in die fünftklassige Landesliga. Im ECHO-Interview sprechen Vater und Sohn über ihre Erfolge, das freundschaftliche Verhältnis zwischen Fuß- und Handballern und die Aussichten für die kommende Saison.

FuPa: Welcher Erfolg hat den höheren Stellenwert?`

Nils Beißer: Ich sehe es genauso, weil es so lange gedauert hat, bis wir mal wieder eine Klasse höher kamen.

Die Frage an den Vater: Was hat Sie mehr gefreut, die 23 Tore Ihres Sohnes und dessen Titelgewinn mit der SKV oder die eigene Meisterschaft mit dem TV?

Stefan Beißer: Es war beides gleich schön. Auch deshalb, weil in dieser Saison eine richtig gute Freundschaft zwischen den Hand- und den Fußballern entstanden ist. Wir haben oft zusammen gefeiert, es war ein tolles Miteinander.

FuPa: Die vergangene Saison mit den Erfolgen der Handballer und Fußballer hat in Büttelborn für viel Gesprächsstoff gesorgt. Gab es überhaupt Tage, an denen Sie beide im Hause Beißer nicht über den Sport gesprochen haben?

Stefan Beißer: Ja, genügend. Man versucht sich schon ein bisschen hochzuschaukeln und zu pushen, um mehr herauszuholen. Aber Sport ist nicht alles, es gab auch Zeit für andere Themen.

Nils Beißer: Wir reden meist nach den Spielen. Wenn die gut verlaufen sind, redet man gerne, sonst weniger. Aber ich bin auch dankbar für ein Feedback meines Vaters. Und wir hatten eine Wette laufen.

FuPa: Welche?

Nils Beißer: Als die Handballer Meister wurden, hatte ich drei Tore gegen Mörfelden erzielt und 17 auf dem Konto. Da waren noch fünf Spiele zu absolvieren. Mein Vater sagte, wenn ich 22 Tore schieße, richtet er ein Kabinenfest für die Fußballer aus, falls nicht, hätte ich eines für die Handballer organisieren müssen.

FuPa: Wenn Sie über Sport sprechen: Sind Sie meist einer Meinung oder gibt es da auch hitzigere Diskussionen?

Nils Beißer: Wir sind meist einer Meinung.

Stefan Beißer: Außer, es wird gestichelt.

FuPa: Was sagt Ihre Mutter / Frau zur Sportleidenschaft?

Stefan Beißer: Meine Frau Anja ist immer dabei, die kennt das seit meiner Aktivenzeit gar nicht anders. Sie macht das Ganze im Hintergrund für jeden von uns erst möglich. Die komplette Familie versucht, überall beim Sport dabei zu sein, obwohl keiner muss. Unsere 17-jährige Tochter Livia ist auch sportlich sehr aktiv, im Handball und Turnen, und da schaut der Rest der Familie auch regelmäßig zu.

FuPa: Beschreiben Sie doch bitte mal Ihren Vater/Sohn als Sportler und Mensch. Wo liegen denn die Stärken und wo die Wachstumsbereiche?

Stefan Beißer: Wir sind charakterlich fast identisch. Mein Sohn ist als Sportler sehr ehrgeizig in dem, was er gerade macht, trainiert fleißig und gibt immer alles. Als Mensch ist er sehr zuvorkommend, immer darauf bedacht, dass alles zusammengehalten wird, und ein absoluter Teamplayer. Was uns unterscheidet: Er geht öfter mal den einfachen Weg und sagt sich, so wie das ist, passt das. Was sicherlich an der heutigen Generation liegt. Ich wollte, ich könnte das auch hin und wieder.

Nils Beißer: Mein Vater ist sehr ehrgeizig und perfektionistisch, auch streng. Und wenn es nicht stimmt, kann er ungemütlich werden. Also ich hätte ihn nicht gerne als Trainer (lacht).

FuPa: Nils, warum sind Sie nicht Handballer geworden wie Ihr Vater? Und was sagt der Vater dazu, dass der Sohn Fußballer wurde?

Nils Beißer: Ich war mit vier Jahren im Handball-Training. Aber ich konnte schon prellen, und das war mir dann zu langweilig, denn der Rest war noch nicht so weit. Und meine Kindergartenfreunde spielten alle Fußball.

Stefan Beißer: Ich hätte ihn gerne als Handballer gesehen, zumal er auch Linkshänder ist, aber ich war überhaupt nicht enttäuscht.

FuPa: Die Fußballer und Handballer haben sich gegenseitig in dieser Saison lautstark bei den Spielen angefeuert. Wie wichtig war die Unterstützung für die Titelgewinne?

Stefan Beißer: Für uns war die Unterstützung sehr wichtig. Im ersten Endspiel um die Meisterschaft in Fürth waren 150 Büttelborner dabei, das war von der Stimmung her – auch dank der Fußballer – eigentlich ein Heimspiel. Und beim zweiten Schlüsselspiel in Bonsweiher war es ähnlich.

Nils Beißer: Wir hatten zunächst im kleinen Kreis „Ultras Büttelborn“-Shirts gestaltet, am Ende waren wir über 20 bei den wichtigen Spielen der Handballer. Dass von ihnen dann was zurückkam und sie bei uns waren, hat uns sehr gefreut.

FuPa: Was trauen Sie den Büttelborner Fuß- und Handballern als Aufsteiger in der nächsten Spielzeit zu?

Nils Beißer: Die Handballer haben einige Neuzugänge. Sie sollten den Klassenerhalt packen und wenn es gut läuft, ist ein oberer Mittelfeldplatz drin. Wir wollen so schnell wie möglich den Klassenerhalt schaffen und orientieren uns an Biebesheim und Nauheim, die im ersten Jahr nach dem Aufstieg in der oberen Tabellenhälfte waren.

Stefan Beißer: Wenn beide Mannschaften einen gesicherten Mittelfeldplatz schaffen, wäre das schon ein großer Erfolg.

FuPa: Büttelborn ist seit vielen Jahren eine Handball-Hochburg. Können die Fußballer den Handballern diesen Status streitig machen?

Stefan Beißer: Ich kann es mir nicht vorstellen. Wir spielen in der fünften Liga und hatten nie unter 200 Zuschauer, am Ende waren es über 500. Selbst beim Auswärtsspiel beim Tabellenletzten Einhausen waren 40 Büttelborner. Wenn wir einigermaßen unsere Leistung bringen, wird Büttelborn in erster Linie eine Handball-Hochburg bleiben.

Nils Beißer: Das glaube ich auch. Aber wir geben unser Bestes.

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ZU DEN PERSONEN

Stefan Beißer (50) lernte mit sechs Jahren das Handballspielen beim TV Büttelborn. Als Aktiver trug der Serviceberater eines Automobilunternehmens außer dem TVB-Trikot (Bezirksliga und Oberliga) das der TSG Groß-Bieberau (Regionalliga und Zweite Liga). Außerdem stand der Rückraumspieler eine Saison in Diensten des damaligen Bundesligisten TV Großwallstadt. Seine Trainerkarriere startete Beißer beim TV Groß-Gerau. Nach Stationen bei der SKV Mörfelden und bei TuS Griesheim kehrte der Büttelborner im Januar 2012 als Coach zu seinem Heimatverein TVB zurück.
Nils Beißer (19) spielt seit seinem vierten Lebensjahr Fußball bei der SKV Büttelborn, unterbrochen von zwei Jahren bei Viktoria Griesheim (D- und C-Jugend) und eineinhalb Spielzeiten bei RW Walldorf (C-Jugend und B-Jugend). Er lässt sich derzeit zum Kaufmann für Groß- und Außenhandel ausbilden. In seinem ersten Aktivenjahr hatte er mit 23 Treffern und 15 Torvorlagen großen Anteil am Aufstieg des Kreisoberliga-Meisters SKV Büttelborn in die Gruppenliga. Trotz Anfragen anderer Klubs will er mindestens noch eine Saison seinem Stammverein treu bleiben.
Aufrufe: 03.7.2017, 12:48 Uhr
Heiko Weissinger (Darmstädter Echo)Autor