2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Meistertrainer Tino Häuser lobt sein Team in höchsten Tönen. F: Wolff
Meistertrainer Tino Häuser lobt sein Team in höchsten Tönen. F: Wolff

»Charakter des Teams imponierte«

TINO HÄUSER Der Trainer von RWO Alzey reflektiert die Aufstiegsrunde / Sonntag Saisonabschluss gegen Maxdorf

ALZEY. Wenn am Sonntag das Fußball-Heimspiel gegen den ASV Maxdorf abgepfiffen wird, dann ist die Fußball-Saison vorbei, in der RWO Alzey Meister der Landesliga wurde. Erfolgscoach Tino Häuser ist über die bevorstehende Pause nicht unglücklich, wie er im Interview erklärt.

Herr Häuser, Sonntag wird diese erfolgreiche Runde endgültig beendet. Wann geht es dann wieder weiter für Ihre Mannschaft?

Wir werden uns ab dem 1. Juli auf die Verbandsliga-Runde vorbereiten. Also liegen jetzt erst einmal sechs Wochen Pause vor uns.

Halten Sie das so lange ohne Fußball aus?

Das geht schon. In den vergangenen Monaten lebte ich ja wie auf der Autobahn. Ich hatte beispielsweise wenig Zeit für meinen kleinen Sohn. Er kam doch ein wenig zu kurz. In der Pause werde ich mich ihm intensiver widmen. Die Pause gehört auch zum Fußballer-Leben dazu und tut nach einer so nervenaufreibenden Saison gut.

Nervenaufreibende Saison?

Ja, das war schon nervenaufreibend. Wer mich während eines Spiels intensiver beobachtete, sah zweifellos, dass ich bei keinem Match auch nur eine Minute auf der Bank saß. Ich kann mich nicht erinnern, in den vergangenen Jahren mal so angespannt gewesen zu sein wie in der Schlussphase dieser Runde. Andererseits, hätte diese Wochen so kalt wie eine Hundeschnauze durchlebt, dann hätte doch etwas gefehlt. An den Tagen vor den wichtigen Spielen war ich schon nervös.

RWO hatte zum Schluss doch ein dickes Polster?

Da geht einem dennoch auch der Worst Case durch den Kopf. Wenn man so knapp vorm Ziel steht, malt man sich durchaus auch mal aus, wie das ist, wenn es schief geht. So wirklich hatte ich das ja vorher noch nie erlebt ...

... auch in Hackenheim nicht?

Da hatten wir in der Meistersaison ebenfalls einen komfortablen Vorsprung und verpassten aber den ersten Matchball. Man kann das aber nicht miteinander vergleichen. RWO Alzey, Landesliga, das war schon eine Nummer größer.

Sie hatten als Trainer maßgeblichen Anteil am Erfolg. Durch großes Geschick in der Personalauswahl, durch clevere Strategieplanung, aber auch durch vorbildliches Coaching ...

Was verstehen Sie darunter?

Sie blieben während eines Spiels ausgesprochen ruhig und sachlich, selbst dann, wenn es nicht so gut lief. Sie gaben kurze, klare Anweisungen und überschütteten Ihre Spieler nicht mit einer Informationsflut. Ihre Sprache war konstruktiv. Sie versuchten nicht, Inhalte, die im Training aufgearbeitet werden müssen, während des Wettkampfs zu korrigieren. Haben Sie diese Form des Coachings gelernt oder ist das eher Intuition?

Nein, explizit gelernt habe ich das nicht. Es ist Erfahrung. Ich habe viele Trainer während meiner aktiven Zeit kennengelernt und von jedem das übernommen, was ich gut fand. Grundsätzlich finde ich, dass die Form des Coachings nicht generalisiert werden kann. Es kommt immer auf die Charaktere an, die man auf dem Platz hat. Da muss man überlegen, wie man sie am besten erreicht.

Es klingt wie eine Plattitüde, wenn man sagt, eine Mannschaft will ein Spiel nicht verlieren. Im Fall Ihres Teams scheint das aber nicht nur Absicht, sondern Programm ...

Ja, der Charakter der Mannschaft imponierte. Gemerkt habe ich das beispielsweise im Hinspiel in Maxdorf, wo wir 0:3 zurücklagen und trotzdem noch Remis spielten. Oder auf dem Hartplatz des BSC Oppau. Aus einem Rückstand heraus einen 5:2-Sieg zu machen, unglaublich. Man kann sich gar nicht vorstellen, was danach im Bus los war. Es gibt weitere Beispiele, beim VfR Grünstadt oder auch bei der TSG Bretzenheim. In der Tat zeigte die Mannschaft, dass sie nicht verlieren will.

Das hatte durchaus oft mit Manuel Helmlinger, Ihrem Co-Spielertrainer, zu tun. Seine Einwechslungen wirkten wie entscheidende Impulse?

Alzey konnte nichts Besseres passieren, als dass Manuel kam. Er ist wichtig im Trainerstab, aber auch menschlich und als Sportler eine beeindruckende Persönlichkeit.

Sie haben ihn erst kurz vor der Saison kennengelernt?

Erstmals getroffen haben wir uns in einem Restaurant in Hackenheim, auf Initiative von Hans-Karl Schäfer (Sportlicher Leiter von RWO, Anm.) Es dauerte keine zehn Minuten, da wussten wir: Der eine ist ein Fußballverrückter, der andere ist ein Fußballverrückter – das passt. Während des Saisonverlaufs wurde dann auch deutlich, dass wir uns gut ergänzen. Es ist der Ruhigere, ich der Unruhigere. Die Kombination ist perfekt.

Wer imponierte Ihnen in den zurückliegenden 29 Spielen am meisten?

Ich möchte da keinen herausheben. Das Kollektiv war beeindruckend. Wie die Mannschaft die kurz aufeinander folgenden Ausfälle von Phil Wesner, Florian Diehl und Jan Höngen wegen der Kreuzbandrisse wegsteckte, das war klasse. Was aber auch daran lag, dass die, die nachrückten (Marvin Commodore, Naji Assaker, Marius Wagner, Anm.), sich nahtlos einreihten. Bemerkenswert fand ich, mit welcher Energie sich die drei Verletzten zurückkämpften.

Ähnlich wie Kapitän Kevin Boos...

Ja, wie er sich durch die Vorbereitung quälte, nur damit der wieder spielen könnte. Das war Wahnsinn. Und dann hat er eine Riesensaison gespielt. Abgesehen davon hatten wir bei unserer ersten Begegnung ein unvergessliches Erlebnis: Er fragte mich bei der Vorstellung, für welche Fußball-Philosophie ich stehe. Ich entgegnete ihm, ich muss jetzt erst einmal die Mannschaft kennenlernen. Und dann würde ich es ihm sagen.



Aufrufe: 020.5.2017, 07:00 Uhr
Claus RosenbergAutor