2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Kevin Boos (links, im Gespräch mit Trainer Engelbert Klag) registriert, dass ein positiver Ruck durch die Mannschaft gegangen ist.	Archivfoto: pa/Axel Schmitz
Kevin Boos (links, im Gespräch mit Trainer Engelbert Klag) registriert, dass ein positiver Ruck durch die Mannschaft gegangen ist. Archivfoto: pa/Axel Schmitz

"Brauchten ein Erfolgserlebnis"

RWO Alzeys Kapitän Kevin Boos zur überraschenden Wende beim Verbandsligisten

ALZEY. Acht von zwölf Punkten aus den vergangenen vier Spielen geholt und nun mit Eintracht Bad Kreuznach und dem SC Hauenstein zwei wichtige Spiele vor der Brust – Zeit, sich mit Kevin Boos (26), dem Kapitän von RWO Alzey, über den erfolgversprechenden Abstiegskampf des Fußball-Verbandsligisten zu unterhalten.

Herr Boos, gegen Eintracht Bad Kreuznach winkt am Donnerstagabend (19.30 Uhr, Wartbergstadion) der zweite Sieg in Folge für Eure Mannschaft. Wie wahrscheinlich ist ein Dreier?

Grundsätzlich ist es ja mal so, dass das Spiel bei 0:0 beginnt. Wenn wir es dann in allen Mannschaftsteilen hinbekommen, mit der gleichen Einstellung und Leidenschaft zu kämpfen wie in Rieschweiler, dann bin ich guter Dinge.

Woher kommt der Aufschwung in den zurückliegenden Wochen?

Man merkt, dass sich im gesamten Kader die Stimmung verändert hat. Das beziehe ich nicht nur auf die erste Elf, sondern auch auf die Ersatzbank und auch Spieler, die nicht eingesetzt werden können. Wir sind eine Einheit geworden, puschen uns auch von außen extrem stark. Man spürt, unabhängig davon, wer auf dem Platz ist, alle wollen helfen. Es haben wirklich alle begriffen, worum es geht, dass wir uns nicht mehr erlauben können, Punkte liegenzulassen.

Der Aufwärtstrend setzte nach der Niederlage gegen Jahn Zeiskam ein, als RWO in der zweiten Hälfte in sich zusammengebrochen war ...

... ja, danach waren irgendwie alle irritiert und jeder fragte sich, was da gerade passiert war. Das wurde dann von den Verantwortlichen, Trainer und Co-Trainer, gegenüber der Mannschaft angesprochen. Dabei wurde es auch ein bisschen lauter, was völlig okay war. Ich glaube, spätestens da ist allen bewusst geworden, dass das mit dem Klassenverbleib eine ganz, ganz enge Kiste wird.

Das setzt noch keine außergewöhnlichen Kräfte frei ...

Wir haben uns in dieser Diskussion halt auch vergegenwärtigt, dass wir uns in der Vorbereitung acht Wochen lang wirklich den Hintern aufgerissen haben. Das sollte doch nicht umsonst gewesen sein! Wobei nicht auszuschließen war, dass es an einer Halbzeit wie gegen Zeiskam liegen kann, wenn wir am letzten Spieltag das Ziel verfehlen. Da ist jedem klar geworden, dass wir uns solche Nachlässigkeiten in unserer Situation nicht mehr erlauben dürfen, wenn der Aufwand, den wir in den Monaten davor betrieben haben, nicht umsonst gewesen sein soll.

Und dann kam das Derby gegen den TSV Gau-Odernheim?

Ja. Aber komplexer formuliert: Gau-Odernheim, Gonsenheim und Rüssingen. Wer hätte gedacht, dass wir aus diesen drei schweren Spielen fünf Punkte holen? Sicher, unsere Mannschaft war traurig, dass es gegen Rüssingen nicht zu einem Dreier reichte. Aber eben da sagte ich ihnen: Im Grunde spekulierten wir aus diesen drei Spielen mit drei, vier Punkten, also einem Sieg und bestenfalls ein Unentschieden. Und dann das: Wir hatten fünf Zähler. Und der Sieg, den kriegen wir auch noch. In diesem Bewusstsein sind wir nach Rieschweiler gefahren und haben auch in der Höhe absolut verdient gewonnen.

Aber auch Sie haben Ihre absolute Topform wiedergefunden.

Bei mir ist das genauso wie bei den anderen. Ist der Erfolg da, wächst man daran. Aber mehr möchte ich über meine Leistung nicht sagen, das müssen andere bewerten. Nur: Meines Erachtens haben sich alle unsere Spieler gesteigert.

Nach dem Zeiskam-Spiel wurde der Stab über der Mannschaft gebrochen. Wie reagierten die Spieler drauf? Gab es Selbstkritik?

Jeder, der der öffentlichen Kritik widersprochen hätte, wäre unglaubwürdig gewesen. Nein, es war gut, dass es diese öffentliche Kritik gab. Nicht nur in den Medien. Zuschauer sprachen uns an und über die Sozialen Medien wurde man gefragt: ‚Sag mal, was war denn da los?‘ Eben diese Reaktionen haben dazu geführt, dass man sich noch mehr Gedanken machte.

Die Mannschaft hat auch eine tolle Reaktion gezeigt ...

Wenn wir den Kampf annehmen, dann hoffe ich, dass wir eine kleine Chance haben, nicht abzusteigen. Diese Bereitschaft zeichnet die Mannschaft nun aus. Wir brauchten einfach mal ein richtig gutes Erfolgserlebnis. Das haben wir uns mit dem Sieg im Derby in Gau-Odernheim geholt.

Das Interview führte Claus Rosenberg



Aufrufe: 018.4.2019, 15:30 Uhr
Claus RosenbergAutor