2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview der Woche
Für Maximilian Merken steht das Pokalhalbfinale kurz bevor. Wir haben uns den 30-Jährigen Spielertrainer für das Interview der Woche geschnappt.  F: Ig0rZh – stock.adobe/Florian Jürgens
Für Maximilian Merken steht das Pokalhalbfinale kurz bevor. Wir haben uns den 30-Jährigen Spielertrainer für das Interview der Woche geschnappt. F: Ig0rZh – stock.adobe/Florian Jürgens

"Fußball keine Leidenschaft mehr"

"Nachspielzeit" mit Maximilian Merken +++ Der Spielertrainer der SG Laufenselden blickt auf den kommenden Pokalkracher +++ Kritik an junge Generation

Wiesbaden. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Maximilian Merken. Für den Spielertrainer der SG Laufenselden steht am kommenden Donnerstag das Pokal-Halbfinale gegen den Kreisoberliga-Rivalen SG Orlen an. Der 30-Jährige Stürmer spricht über die historische Chance in das Finale einzuziehen und bezieht klar Stellung zu dem stärker aufkommenden Thema der kurzfristigen Trainingsabsagen von Spielern und der sinkenden Trainingsbeteiligung.

FuPa: Max, wie zufrieden bist du mit dem bisherigen Saisonverlauf, was ist noch möglich?

Merken: Die Mannschaft hat sich gut entwickelt und spielt eine ordentliche Saison. Wir haben viel gelernt in dieser Spielzeit. Diese gesammelte Erfahrung wird der jungen Truppe im nächsten Jahr gut tun. In der Liga möchten wir die Saison gerne auf einem anständigen Tabellenplatz beenden und im Pokal steht ja noch das Halbfinale an.

Du hast das Pokalspiel schon angesprochen. Wie groß ist die Vorfreude?

Die Vorfreude ist riesig. Alle haben Bock darauf und uns kann mit einem Sieg etwas Historisches gelingen, wir wären die erste Mannschaft in der Vereinsgeschichte, die das Pokalfinale erreicht.

Ihr habt vor kurzem 4:0 gegen den kommenden Pokalgegner gewonnen. Seid ihr nun der Favorit?

Nein, absolut nicht. Für Orlen geht es in der Liga um nichts mehr. Der Gegner hat wahrscheinlich auch ein paar andere Sachen ausprobiert und wollte keine Risiken eingehen. Die SGO ist weiterhin der Favorit und es wird ein ganz schweres Spiel für uns werden.

Hast du damit gerechnet überhaupt soweit zu kommen ?

Ganz ehrlich, aufgrund der niederklassigen Gegner habe ich es mir schon erhofft, ins Halbfinale einzuziehen. Wir hatten nur Gegner aus den Kreisligen C und B und mit Walsdorf nur eine Mannschaft aus unserer Liga. Dass es nun wirklich hierfür gereicht hat ,ist sensationell und toll. Allerdings wartet mit Orlen nun ein ganz anderes Kaliber auf uns.

Du hast nun schon einige Stationen als Trainer hinter dir, was unterscheidet die SG Laufenselden von deinen vorherigen Arbeitgebern?

Zum einen ist die Trainingsbeteiligung wahnsinnig hoch. Trotz Jobs, Studium, etc. schaffen es die Jungs, voll mitzuziehen und so gut wie immer anwesend zu sein. Zum anderen herrscht ein enormer Zusammenhalt, den ich so bisher noch nicht erlebt habe. Die 'Goldene Generation', der aus dem 1995er Jahrgang besteht, bildet den Kern der Mannschaft, an dem sich auch die ganz jungen Spieler orientieren. Dazu kommen viele Jungs aus den Jahrgängen 1999/2000, die schon von klein auf zusammen sämtliche Jugendmannschaften der SGL durchlaufen haben und sich dementsprechend bestens kennen und verstehen. Dann gibt es auch noch zwei bis drei Spieler, die die nötige Erfahrung mitbringen. Egal, ob alt oder jung, alle kommen miteinander auf menschlicher Ebene gut aus und ich denke, dass das hier etwas Außergewöhnliches ist.

Viele Trainer wüteten in letztet Zeit, dass ihre Spieler immer kurzfristiger das Training absagen - wie stehst du dazu und ist dieser Trend auch in deiner Mannschaft zu erkennen?

Generell ist mir dieser Trend auch aufgefallen. Ich denke, dass diese Problematik mit der heutigen Generation und der voranschreitenden Technik zusammenhängt. Die Jungs machen es sich durch ihre Smartphones viel zu leicht und melden sich dann kurzfristig über WhatsApp oder per SMS ab. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde so etwas würde es bei uns ab und an nicht geben, allerdings ist die Welt immer schnelllebiger geworden, jeder hat viel mehr Termine und somit auch weniger Zeit für den Fußball.

Wie war es denn zu deiner Jugendzeit?

Damals gab es als junger Spieler all diese Möglichkeiten nicht. Man musste persönlich beim Trainer anrufen, um sich abzumelden. Es wird oft vergessen warum man in einer Fußballmannschaft spielt. Viele Spieler sind zu sehr darauf bedacht persönlich herauszustechen und sehen den Fußball nur als Hobby, früher war er mehr eine Leidenschaft.

Wie könnte man dem entgegenwirken?

Die Bezahlung im Amateurbereich ist beispielsweise nicht sehr gut, somit können wir Trainer die Spieler nicht wirklich mit hohen Geldstrafen belegen, wie es bei den Profis der Fall ist. In Laufenselden gibt es beispielsweise gar kein Geld, aber meine Jungs nehme ich jetzt mal zum Großteil heraus. Wir müssen uns Alternativen ausdenken, die dem Spieler allerdings nicht wirklich zu denken geben. Insofern denke ich, dass man diesen Trend momentan leider nicht stoppen kann.

Gibt es einen Strafenkatalog und was ist die verrückteste Strafe?

(lacht). Diese Strafe bezieht mich selbst mit ein: 'Der Trainer darf nicht getunnelt werden'. Wer mich im Training tunnelt muss zahlen, wobei ich auch etwas dazugeben muss. In gewisser Weise hat das auch etwas mit dem Respekt vor dem Trainer zu tun.

Du hast als Stürmer schon das eine oder andere Tor geschossen. Was war dein schönster Treffer und gibt es ein Tor, was dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Ich habe zwei sehr ähnliche Tore geschossen. Einmal habe ich direkt nach dem Anstoß, als wir 3:1 führten, den Ball direkt von der Mittellinie reingemacht und bei Laufenselden habe ich nach einem Konter gesehen, dass der Torwart zu weit vor dem Tor steht und habe es dann einfach mal probiert und getroffen. Meine wichtigsten Buden erzielte ich aber mit Sicherheit im Trikot des TuS Breithardt in den Relegationsspielen gegen die TSG Wörsdorf II. Im Hinspiel zirkelte ich den Ball nach einem Freistoß an die Unterkante der Latte und im Anschluss drückte mein Mitspieler den Ball rein. Ich weiß gar nicht, wem das Tor letztendlich gegeben wurde. Im Rückspiel brachte ich uns durch meinen Ausgleichstreffer zurück ins Spiel, das wir dann noch gewannen.

Es gibt viele verschiedene Arten von Spielertrainern, wie handhabst du es?

Solange mein Körper es mitmacht, will ich so oft es geht selbst die Übungen im Training mitmachen. Aber wenn ich sehe, dass es etwas zu korrigieren gibt, dann klinke ich mich auch schon aus und schaue mir das ganze von draußen an. Im Spiel versuche ich möglichst viel draußen zu bleiben. Ich bin noch dabei der Mannschaft meine Spielidee einzuimpfen und wenn ich sehe, dass alles nach meinen Vorstellungen klappt oder mein Team mich braucht, dann wechsel ich mich ein.

Aufrufe: 010.4.2019, 15:30 Uhr
Christopher JudelAutor