2024-05-02T16:12:49.858Z

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Die „Ballwaschanlage“ funktioniert schon mal. Hier soll zwischendurch das Spielgerät „entseucht“ werden.
Die „Ballwaschanlage“ funktioniert schon mal. Hier soll zwischendurch das Spielgerät „entseucht“ werden. – Foto: Mario Luge

Masken-Ball im Moebusstadion

Fußball unter Hygiene-Bestimmungen oder: Wie geht die Vorbereitung auf ein Vorbereitungsspiel?

BAD KREUZNACH. Was war es früher doch so einfach auf dem Fußballplatz. Eintritt zahlen, Karte abgeben, Bierstand, Würstchenbude, Anpfiff. In Zeiten einer Pandemie namens Corona sieht das schon etwas anders aus. Das Hygienekonzept erfordert Umdenken. Disziplin. Aber ganz so neu ist das alles eigentlich gar nicht.

Spätestens seit Donnerstag, dem Tag, an dem wieder Testspiele im Gebiet des Südwestdeutschen Fußballverbandes erlaubt sind, gelten weitere, runderneuerte Regeln für die Fußballer. Natürlich auch bei Eintracht Kreuznach, das aus sportlicher Sicht mit dem 1:0 gegen den TuS Rüssingen für einen erfolgreichen Einstand in die praktische, wettkampfbezogene Vorbereitung sorgte. Die Zeit der Kleingruppen, der Ballspiele unter Abstandsregeln und des Kicks ohne Gegner sind für die Aktiven vorbei. Endlich.

Ein neues Bild auf den Plätzen: Spieler und Betreuer tragen Maske.
Ein neues Bild auf den Plätzen: Spieler und Betreuer tragen Maske. – Foto: Mario Luge

Gewöhnungsbedürftig oder nicht? Als Besucher eines Fußballspiels Ende Juli 2020 geht es erst einmal zum Einschreiben in die Besucherliste, die zu jedem Spiel angelegt und dann für vier Wochen aufgehoben werden muss. Ist wie beim Italiener um die Ecke. Wer durch den Kabinengang muss, braucht einen Mund-Nasen-Schutz, der bei Betreten des Platzes wieder abgenommen werden darf – freilich, solange die Abstandsregel eingehalten wird. Erinnert an den Einkauf im Supermarkt. Irgendwo wird zwischendurch auch noch ein Desinfektionsspender gewürgt. Das kennt man aus dem Baumarkt. Also alles nichts Neues.

Selim Darcan ist der Corona-Beauftragte

Aber apropos Abstandsregel: Die gilt freilich auch auf der Tribüne. Nur Mitglieder einer Familie oder vergleichbaren Kleingruppe dürfen direkt zusammensitzen. Der Rest geht auf Distanz. Und wie man es von den Geisterspielen aus fast leeren Bundesliga-Stadien kennt, sitzen Ergänzungsspieler nicht auf der Bank, sondern auf der Tribüne. Na klar, alles muss seine Ordnung mit Abstand haben. Und ist eben auch gar nicht mehr so neu.

Klar ist indes: Inzwischen braucht es bereits für ein Vorbereitungsspiel verstärkte Vorbereitung. Selim Darcan weiß das. Er ist im Moebusstadion der SGE-Corona-Beauftragte. Diesen Posten muss laut Hygiene-Verordnung des SWFV nun jeder Klub besetzen. Dafür gibt’s kein Geld, nicht mal eine Kapitänsbinde oder Trainer-Kappe. Dafür aber einen schmucken Mund-Nasen-Schutz. Darcan, schon Teammanager der ersten Mannschaft und – wenn es gesundheitlich passt – auch Spieler der Zweiten, ist die aktuelle Eintracht-Allzweckwaffe und damit Corona-Beauftragter.

Schlange stehen, Daten eintragen, Hände desinfizieren: Das Hygienekonzept steht.
Schlange stehen, Daten eintragen, Hände desinfizieren: Das Hygienekonzept steht. – Foto: Mario Luge

Er nimmt diese Verantwortung sehr ernst. Immerhin drohen bei Nichteinhalten der Vorgaben Bußgelder. „Vor zwei Wochen haben wir im Verein begonnen, uns intensiv mit der Hygieneverordnung zu beschäftigen. Und seit dieser Woche setzen wir sie auch entsprechend nicht nur im Training um“, sagt der 30-Jährige. Maßnahmen müssten so organisiert sein, dass Eigenschutz und Sicherheit der anderen gewährleistet sind. „Wir haben deswegen auch im Vorfeld den Gegner kontaktiert, haben uns informiert, ob etwa Spieler in Problemgebieten in Urlaub waren.“ Dem war nicht so, keiner der Rüssinger Brasilianer war in den letzten Monaten in der Heimat. Gleiches gilt auch für die Bad Kreuznacher Akteure. Soweit zur Planung vor dem Spieltag.

„Heute war ich dann schon zwei Stunden vor Anpfiff im Stadion“, verrät Selim Darcan am Rande der Partie gegen Rüssingen. Spender aufbauen oder die „Ballwaschanlage“ vorbereiten, in der zwischendurch das Spielgerät „entseucht“ werden kann. Und dann muss freilich auch irgendwann den Gästen der rechte Weg gezeigt werden.

In der Pause bleibt die Kabine geschlossen

Die Kabinen stehen nur mit Maske und lediglich zum Umziehen zur Verfügung, in der Pause bleibt die Türe zu. Es gibt getrennte Ein- und Ausgänge. „Mindestabstand einhalten und so wenig Zeit wie möglich drinnen aufhalten“, so lauten zwei wichtige Maxime der Hygiene-Verordnung. Selim Darcan versucht, die teils komplexen Anforderungen der Politik auf diese zwei simplen Regeln herunterzubrechen. Das alles klappte beim ersten Spiel im Moebusstadion gut. „Sollte dennoch mal jemand ermahnt werden müssen, dann machen wir das eben.“

Nicht ermahnt werden mussten die diejenigen, die sonst gerne ermahnen. Das Schiedsrichtergespann um Alexander Raider und seinen Assistenten Norbert Kiefer und Hamza Harambasic leitete seine erste Partie nach Pandemie-Auszeit souverän und ließ sich auch von den neuen Corona-Regeln nicht beirren. „Für uns ändert sich im Grunde ja auch gar nicht viel – außer, dass wir möglichst nicht in Fahrgemeinschaften kommen sollen und vor Anpfiff keine Passkontrolle haben“, sagt Raider, der ansonsten nur für die Einhaltung der Spielregeln zuständig ist.

Die allgegenwärtige Maske bleibt den Unparteiischen dennoch nicht erspart – beim Gang in die Kabine. Wenigstens müssen sich die Referees vor dem Weg zum Würstchenstand nicht mehr einschreiben.

Aufrufe: 030.7.2020, 17:00 Uhr
Mario LugeAutor