2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Eine Fußspitze und (mit seinem Team) zwei Tore voraus: Eintracht-Routinier Jimmy Umbs (gelbes Trikot).	Foto: Mario Luge
Eine Fußspitze und (mit seinem Team) zwei Tore voraus: Eintracht-Routinier Jimmy Umbs (gelbes Trikot). Foto: Mario Luge

Fast festgefroren

SG Eintracht bietet gegen massive Merxheimer nicht gerade einen Gaumenschmaus

BAD KREUZNACH. Man machte sich zwischenzeitlich ernsthafte Sorgen um den Fußballtrainer Thomas Wunderlich, der am Spielfeldrand festgefroren schien. Regungs- und bewegungslos stand er da, gab keinen Mucks mehr von sich und ließ aus nächster Nähe eine zweite Halbzeit über sich ergehen, die Defensiv-Allrounder Jörg Cevirmeci mit einer XXL-Portion Ironie als ,,echten Gaumenschmaus" bezeichnete. Es war ein (fußballerisches) TK-Produkt, das seit Jahrzehnten in der hintersten Ecke der Tiefkühltruhe vergessen worden ist. ,,Das Beste an der zweiten Halbzeit war der Abpfiff", sagte Wunderlich, als er wieder aufgetaut war. ,,Unterm Strich war es einfach wichtig, dass wir die drei Punkte geholt haben und oben dran bleiben", ergänzte Cevirmeci. Fakt ist, dass der SG Eintracht Bad Kreuznach auch für dieses 3:1 (2:0) der unschönen Sorte gegen aufopferungsvoll kämpfende Merxheimer genau so viele Punkte gibt wie für die besten Saisonleistungen, die allerdings schon ein paar Wochen zurückliegen. Und vielleicht sogar etwas länger. ,,Man merkt", sagte Eintracht-Doppeltorschütze Tim Hulsey, ,,dass es mit riesigen Schritten auf die Winterpause zugeht. Die Plätze werden tiefer, die Beine schwerer." Der Spaß machte einen großen Bogen um den Kühlschrank Moebusstadion.

Die Merxheimer waren ja auch nicht nach Bad Kreuznach gekommen, um ein fußballerisches Feuerwerk abzuzünden. Sie wollten in größter Personalnot einfach nur ein Dilemma verhindern. Sogar Mike Mike Marcaccini, der in den vergangenen Jahren ein paar Mal in der zweiten Mannschaft gegen den Ball trat, musste ran - und nach 70 Minuten mit ob eines Krampfes raus. Er tat es seinen Jungs gleich. Die Merxheimer riefen alles ab, was sie abrufen konnten. Sie standen massiv, sie kämpften um jeden Zentimeter. ,,Die Merxheimer, das muss man einfach anerkennen", sagte Wunderlich, ,,haben ihre Möglichkeiten voll ausgeschöpft und uns mit ihren Mitteln das Leben schwer gemacht." Unterm Strich, sagte FCV-Cooach Marcaccini, ,,bin ich mit der Leistung und dem Ergebnis zufrieden. Wir haben uns nicht abschießen lassen und haben nach dem 1:2 kurzzeitig sogar an einer Überraschung geschnuppert."

In der Tat hatte sich die Eintracht wieder mal selbst zuzuschreiben, dass sie nicht vorzeitig für klare Verhältnisse sorgte. Sie hatte nach einer ,,ordentlichen ersten Halbzeit" (Cevirmeci) sowie den Toren von Niklas Schneider (nach Vorarbeit von Cevirmeci/26.) und Hulsey (nach Vorarbeit von Schindel/40.) ein paar Gänge runtergeschaltet. ,,Wir haben komplett den Faden verloren", sagte Cevirmeci. Hulsey vermisste ,,die Lösungsansätze", Wunderlich prangerte die Positionstreue an - und noch mehr. ,,Für die Zuschauer war es zeitweise eine Zumutung", entschuldigte sich der SGE-Coach. Die Merxheimer Zuschauer unter den 100 Frierenden im weiten Oval schöpften plötztlich und völlig unverhofft Hoffnung: Max Herbort hatte den ersten nennenswerten Torschuss der Gäste im Kasten untergebracht (74.). ,,Mehr", gestand wiederum Marcaccini, ,,wäre aber gar nicht verdient gewesen. Die Eintracht war schon deutlich besser, hatte allerdings trotz gefühlten 80 Prozent Ballbesitz kaum Torchancen."

Immerhin: Die Gelegenheit, die sich drei Minuten nach dem überraschenden Anschlusstreffer bot, nutzte Tim Hulsey im Stile eines Goalgetters. Erst überlupfte er den herauseilenenden Keeper Andreas Baltes, dann grätschte er im Nachgang den Ball über die Linie (77.). Sein 16. Saisontor im 15. Spiel. Während mancher in der zweiten Halbzeit über Frostbeulen klagte, pflegte der stürmende Eintracht-Kapitän seine Trefferquote. Da wurde es auch seinem Trainer für einen Moment (,,Das war die richtige Reaktion auf das Gegentor") ein klitzekleines bisschen warm ums Herz.



INFOKASTEN

- SG Eintracht: Czyzewski - Benhur Bayir, Krick, Tix, Spreitzer - Umbs, Cevirmeci - Unckrich (65. Missal), Schindel - Hulsey, Schneider (65. Yakut).

- FCV Merxheim: Baltes - Caesar, Mitchell, Kilp, Buch (90. Gillmann) - Horlacher, Kunz, Klein, Herbort - Lang-Lajendäcker, Marcaccini (70. Brase).

- Tore: 1:0 Schneider (26.), 2:0 Hulsey (40.), 2:1 Herbort (74.), 3:1 Hulsey (77.).

- SR.: Kaufmann (Nierstein).

- Zuschauer: 100.

Aufrufe: 022.11.2015, 20:15 Uhr
Henning KunzAutor