2024-05-02T16:12:49.858Z

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Der erste Streich: Die neue Saison ist 17 Minuten alt, da springt Keeper Tobias Lenk am Ball vorbei ? Niklas Schneider ist zur Stelle. Foto: Dirk Waidner
Der erste Streich: Die neue Saison ist 17 Minuten alt, da springt Keeper Tobias Lenk am Ball vorbei ? Niklas Schneider ist zur Stelle. Foto: Dirk Waidner

Dreifaches Schneiderlein sorgt für Traumstart

LANDESLIGA Hinten stabil, vorne mit dem richtigen Riecher: SG Eintracht überrascht die TuS Hohenecken und sich selbst - 4:0

Bad Kreuznach. Der Coach wusste nicht, ob es sich um Traum oder Wirklichkeit handelte. Der dreifache Torschütze Niklas Schneider wusste es besser: ,,Besser kann es nicht laufen". Mit einem 4:0 (1:0) gegen Verbandsliga-Absteiger TuS Hohenecken meldete sich die SG Eintracht Bad Kreuznach in der Landesliga West zurück. ,,Das hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht gedacht", sagte Coach Thomas Wunderlich.

Man muss ihn erst mal finden, diesen ominösen rechten Fleck. Zum richtigen Zeitpunkt an diesem Brennpunkt aufzutauchen und dann auch noch etwas Gescheites mit dem Fußball anzustellen, das ist die Kunst. Andere nennen es Riecher. Schließlich reden wir hier von einem Bierdeckel auf der etwa 7000 Quadratmeter großen Grünfläche. Niklas Schneider sagt: ,,In den vergangenen drei Jahren", die der Stürmer bei Alemannia Waldalgesheim als Pendler zwischen Bank und Platz verbracht hat, ,,ist mir der Ball nicht einmal so vor die Füße gefallen." Was ihm in 1095 Tagen nicht vergönnt war, holte der Angreifer in seinem ersten Landesliga-Match für die SG Eintracht Bad Kreuznach gegen den TuS Hohenecken in 37 Minuten nach. Eins, zwei, drei Mal - und fertig war der Traumstart, den der aus Bretzenheim gekommene Ömer Degirmenci mit seinem Debüttor verzierte.

4:0 (1:0). ,,Besser kann's nicht laufen", sagt Niklas Schneider. ,,So einen Einstand", sagt Trainer Thomas Wunderlich, bläst die Backen auf und lässt erst mal Luft ab, ,,wünscht man sich natürlich, aber ein 4:0 hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet. Ich wusste, dass die Jungs wollen, aber ich wusste nicht, wie stark sie wirklich als Kollektiv in dieser neuen Liga auftreten." Wie gut sich die zahlreichen Neuen (Fünf in der Startelf) integrieren.

Selbstredend gibt es viele warme Worte für das ,,dreifache Schneiderlein", das ,,allen so viel Spaß machte", wie es Co-Trainer und Abwehrchef Patrick Krick zusammenfasst: ,,Niklas hat gezeigt, dass er ein Vollblutstürmer ist. Und die Tore, die er gemacht hat, das war nach Schneider-Manier." Von Regisseur Jimmy Umbs gibt's dafür ,,ein Weltklasse! Er hat genau das umgesetzt, was von einem Stürmer gefordert wird - und zwar in Perfektion." Mit einem Wort: Tore.

Der Reihe nach. In Minute 17 profitierte er von Tim Hulseys Hereingabe von Rechtsaußen und der zu zögerlichen Reaktion des Keepers Tobias Lenk, so dass Schneider den Ball nur noch über die Linie drücken musste. In Minute 48 passte Brian Huth zentral präzise durch die Schnittstelle, biss sich Schneider im Zweikampf und gegen den Keeper durch, bis der Ball im Netz lag. In Minute 53 legte Huth von links quer, machte sich Schneider das Leben selbst schwer - beförderte die Kugel mit seinem schwächeren Linken irgendwie über den Strich.

Er hoffe jetzt nur, sagt Niklas Schneider, dass man dranbleibe und dass das keine Eintagsfliege gewesen sei. Und das wiederum gelte seiner Perfomance wie auch dem großen Ganzen. ,,So klar waren die Rollen nämlich nicht verteilt, wie es das Ergebnis ausdrückt." Korrekt.

Die SGE war von Beginn an bemüht, die Kontrolle zu übernehmen, mit einem umsichtigen Jimmy Umbs am Schalthebel. die läuferisch/kämpferisch gleichwertigen Gäste schienen gedanklich und spielerisch noch immer irgendwo zwischen Verbandsliga, Sommerpause und Landesliga festzustecken. Erst abwartend, dann nicht konsequent genug, der SGE-Strafraum eine Tabuzone - auch, weil die Eintracht sich von ihrem Harakiri-Fußball aus der Vorbereitung verabschiedet hatte und defensiv sehr diszipliniert agierte.

Ganz stark die Statiker im Abwehrzentrum: Routinier Patrick Krick und neben ihm die (neben Schneider) zweite Sensation des Spiels, der 17 Jahre alte Fabien Spreitzer. ,,Ich weiß nicht, wann zum letzten Mal ein 17-Jähriger in der Eintracht-Startelf stand", sagt der fast doppelt so alte Nebenmann Krick, ,,und dazu so abgeklärt agiert hat." Stark, wie der Youngster seinen Gegenspielern die Bälle klaute, die Nerven raubte. Klar und unaufgeregt. ,,Und das war noch nicht das Ende", sagt Trainer Thomas Wunderlich und seine Mundwinkel wandern zum blauen Himmel.

Noch nicht das Ende - der Coach weiß genau, dass es ,,läuferisch, taktisch und in der Passpräzision" noch eine Menge aufzuarbeiten gibt, ,,um auf Dauer in dieser Liga erfolgreich zu sein". Man sei schon glücklich über diesen Auftakt, ergänzt Jimmy Umbs, doch eigentlich sei man nicht viel schlauer. ,,Das war noch nicht der Gradmesser. Um zu erfahren, wo wirklich stehen, werden noch drei, vier Wochen ins Land ziehen." Vielleicht hat die Eintracht dann ihre Rolle in der Landesliga gefunden.



INFOKASTEN

- SG Eintracht: Czyzewski - Cevirmeci (57. Veek), Krick, Spreitzer, Lind - Huth (69. Degirmenci), Umbs - Münch, Hulsey, Schindel - Schneider (78. Sayim).

- Tore: 1:0 (17.), 2:0 (48.), 3:0 (53.) alle Schneider, 4:0 Degirmenci (76.).

- Schiedsrichter: Frederic Kaufmann (Nierstein).

- Zuschauer: 220.

Aufrufe: 02.8.2015, 16:00 Uhr
Henning KunzAutor