2024-05-10T08:19:16.237Z

Spielvorbericht
F: Henrik Martinschledde, Montage: Andreas Frücht
F: Henrik Martinschledde, Montage: Andreas Frücht

Viktor Maier gegen Viktor Maier

Im Kreisderby der Regionalliga zwischen dem SC Wiedenbrück und dem SC Verl stehen sich am Freitag zwei Stürmer genau gleichen Namens gegenüber, die für ihre Mannschaften unverzichtbar und sich durchaus ein bisschen ähnlich sind.

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Im April meldete der SC Wiedenbrück die Verpflichtung von Viktor Maier. Die Aufregung war groß – in Verl. „Ich hatte ganz viele Anfragen, warum wir einen so guten Spieler gehen lassen und dann auch noch zum Kreiskonkurrenten“, erinnert sich Raimund Bertels, der Vorsitzende des dortigen Regionalligisten. Des Rätsels Lösung: Es gibt zwei Viktor Maier. Der eine ist in Paderborn groß geworden und im zweiten Jahr ein Führungsspieler des SC Verl. Der andere lernte das Fußball spielen in Osnabrück, wurde vom Wiedenbrücker Trainer Björn Mehnert beim holländischen Zweitligisten FC Emmen aufgetan und an die Ems gelockt.

SC Wiedenbrück - SC Verl (Fr 19:30)

Gleicher Name, fast gleich alt, beide schnell, beide stark am Ball und immer mit Zug zum gegnerischen Tor, das alles in einer Spielklasse und bei zwei Nachbarvereinen. „Ein putziger Zufall“, sind sich die Maiers einig. Richtig kennengelernt haben sich die beiden, die am Freitag (3. November) im Kreisderby der Regionalliga ab 19.30 Uhr erstmals gegeneinander um Punkte spielen, allerdings noch nicht. „Wir haben einmal ein Testspiel gegeneinander bestritten, aber da hat der andere Viktor noch für Lippstadt gespielt“, kramt der Wiedenbrücker Maier in seinen Erinnerungen. „Wir haben uns einmal bei Mannschaftsfahrten auf Mallorca getroffen, sind natürlich über die Namen gestolpert und haben ein bisschen geplauscht, aber das war nur flüchtig“, erzählt der Verler Maier.

Vertiefen werden die beiden ihre Bekanntschaft wohl erst nach dem Derby können, denn auf dem Platz dürften sie sich kaum treffen. Der Wiedenbrücker Maier bevorzugt die Rechtsaußenposition, hat bisher sechs Tore für den SCW erzielt und vier aufgelegt. Der Verler Maier (vier Treffer, etliche Assists) sieht sich als offensiver Mittelfeldspieler und fühlt sich hinter der Spitze, die er auch selber gefährlich besetzen kann, am wohlsten. Außerdem weicht er gerne auf die Flügel aus, und ist ein guter Standardschütze.


11 Länderspiele für Kirgisistan

Der Viktor Maier des SC Wiedenbrück wurde im Mai 1990 im sowjetischen Kant (heute Kirgisistan) geboren und kam im Alter von zehn Monaten nach Deutschland. Seine Fußballkarriere begann beim VfL Osnabrück. Über die Stationen Hamburger SV, Sf Lotte, erneut Osnabrück, TSV Havelse, SV Meppen und FC Emmen (Niederlande) kam Maier zu Beginn dieser Saison zum SCW. Für Maier stehen sechzehn U-Länderspiele für den DFB und elf A-Länderspiele für Kirgisistan zu Buche.


„Bitte kein Derbytipp.“ Zwei Maier, aber ein Nein. „Ich werde alles geben, um zu gewinnen, dass kannst du aber gerne schreiben“, bieten sie dafür unabhängig voneinander an. Wie erfahren die Maiers sind, und dass sie das Fußballgeschäft beherrschen, zeigen auch ihre diplomatischen Aussagen zum Gegner. „Der SC Wiedenbrück hat eine starke Mannschaft und steht in der Tabelle zurecht weit vorn“, sagt der Verler Maier über den Rangvierten. „Der SC Verl hat doch einen richtig guten Lauf, ich traue ihm einen einstelligen Tabellenplatz zu“, sagt der Maier aus Wiedenbrück über den drei Punkte zurückliegenden Tabellenneunten. Als hätten sie sich abgesprochen, sind sie sich auch in einer anderen Bewertung einig: „Das Derby wird interessant. Beide Teams stehen nicht unter Druck und können offensiv spielen.“

Bei der Frage nach den Saisonzielen zeigen die Maiers indes, dass sie auch die Defensive beherrschen. „Erst einmal vierzig Punkte voll und den Klassenerhalt klarmachen. Dann nehmen wir gerne alles mit, was noch geht“, sagt der Wiedenbrücker Maier. „Bei einem Sieg würden wir ja schon nach Punkten mit Wiedenbrück gleichziehen, obwohl wir nur schlecht in die Serie gekommen sind“, überlegt der Verler Maier. „Aber in dieser engen Liga kann es auch ganz schnell in die andere Richtung gehen. Ein einstelliger Tabellenplatz ist deshalb wohl ein vernünftiges Ziel.“

Abseits des Fußballplatzes sind die Maiers („Ich bin halt keine zwanzig mehr“) zu gleichen Schlussfolgerungen gekommen. „Es wurde Zeit, sich um ein zweites Standbein zu kümmern“, berichtet der Wiedenbrücker, dass ihn auch Mehnerts Angebot, ihn beruflich halbtags als Bürokaufmann unterzubringen, überzeugt habe. „Denn, dass es mit der großen Profikarriere nichts mehr wird, weiß ich ja seit meiner schweren Knieverletzung in Hamburger Zeiten und Holland war schön, aber den ganzen Tag auf das Training zu warten, nicht.“


F: Martinschledde
F: Martinschledde

111 Spiele in der 4. Liga

Der Viktor Maier des SC Verl wurde im August 1989 in Paderborn geboren, wo 2009 in der 2. Mannschaft des Sport-Clubs auch seine Seniorenkarriere begann. Über die Stationen SC Lippstadt (Oberliga, 2009 bis 2014), erneut SC Paderborn (2. Liga, bis 13. Januar 2015) und Alemannia Aachen (bis 30. Juni 2016) kam der offensive Mittelfeldspieler zur Saison 2016/2017 zum SC Verl. In 111 Regionalligaspielen hat Maier 31 Tore erzielt, davon 15 für den SC Verl und vier in dieser Serie.


Er hätte unbedingt zu seiner Familie zurückgewollt“, erklärt der Verler Maier seine Rückkehr vom Traditionsverein Alemannia Aachen ins beschauliche Ostwestfalen. Dort habe er dann ein Fernstudium an der Universität Düsseldorf aufgenommen. „Sportmanagement, vielleicht kann ich meine Standbeine ja irgendwann zusammenbringen.“

Einen großen Unterschied zwischen den Maiers gibt es aber doch. Während der Verler sich ganz auf seinen Sport-Club und die Regionalliga konzentriert, hängt der Wiedenbrücker noch einem großen Traum nach. „Ich möchte mit der Nationalmannschaft von Kirgisistan im Januar an der Asien-Meisterschaft teilnehmen.“ In zwei Wochen geht es zum nächsten Qualifikationsspiel nach Macao. Schon dieser tollen Reisen wegen hätte er den Avancen des kirgisischen Nationaltrainers nicht widerstehen können, gibt der Wiedenbrücker Maier zu. „Denn wie hätte ich sonst soweit herumkommen können?“

Aufrufe: 01.11.2017, 15:00 Uhr
Uwe Kramme / FuPaAutor