2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
F: Martinschledde
F: Martinschledde

Robin Brüseke: »Ich weiß, was ich an Verl habe«

Robin Brüseke ist seit dem Sommer die Nummer 1 des Regionalligisten SC Verl. FuPa traf den Keeper zum Interview

Robin Brüseke bestreitet seine erste Saison als Stammkeeper des Regionalligisten SC Verl. In bisher 19 Spielen hat Brüseke 31 Treffer kassiert. Im FuPa-Interview spricht der 23-Jährige über Förderer, Ziele und über sein Verhältnis zu seinen Torwartkollegen.

Herr Brüseke, was wünschen Sie sich für 2017?
Robin Brüseke: Ich hoffe, dass wir schnellstmöglich genügend Punkte holen und nichts mit dem Abstiegskampf zu tun bekommen. Für mich persönlich hoffe ich, dass ich weiterhin spielen werde und gesund bleibe.

Sie haben Ihr erstes Halbjahr als Stammtorwart des SC Verl hinter sich. Wie fällt Ihr Fazit aus?
Brüseke: Es hätte schlechter laufen können. Ich bin ohne Druck in die Saison gegangen und wollte Woche für Woche immer mein Bestes geben. Das ist mir ganz gut gelungen. Aber zufrieden darf man nie sein. Ich muss mich in vielen Dingen noch verbessern, und es gab in einigen Spielen Situationen, die ich hätte besser lösen können.

Wann wussten Sie, dass Sie als Nummer 1 in die Saison starten werden?
Brüseke: Der Trainer (Andreas Golombek, Anm. d. Red.) hat mir eine Woche vor dem ersten Spiel bei der SG Wattenscheid seine Entscheidung mitgeteilt. Nach dem Freundschaftsspiel gegen Bayer Leverkusen zur Stadioneinweihung hatte ich aber schon ein gutes Gefühl, dass es reichen wird. Denn ich hatte im Vorfeld nicht damit gerechnet, dass ich gegen Leverkusen 90 Minuten spiele, sondern dass in der Pause gewechselt wird. Ich habe mich in der Partie dann auch ganz gut verkauft.

Sie haben im Sommer auch von der Verletzung der bisherigen Nummer 1, Sebastian Lange, profitiert. Der ist jetzt wieder fit. Geht es in der Wintervorbereitung für Sie wieder bei Null los?
Brüseke: Sicherlich wird es zwischen Sebastian, Jarno Peters und mir einen offenen Konkurrenzkampf geben. Natürlich wollen wir alle drei spielen. Das ist ja ganz klar. Allerdings hoffe ich auch, durch meine Leistungen im ersten Halbjahr einen kleinen Vorteil zu haben.

Wie ist das Verhältnis zu Ihren beiden Torwartkollegen?
Brüseke: Beide sind faire Sportsmänner und nette Kerle. Neben Jarno sitze ich auch in der Kabine. Es ist schon interessant, was er aus seiner Zeit bei Arminia Bielefeld erzählt. Sebastian gibt mir auch mal den ein oder anderen Tipp, wie ich gewisse Dinge besser machen kann. Es ist ein Konkurrenzkampf auf einer sehr fairen Ebene.

Vor dieser Saison saßen Sie auf der Bank und kamen zunächst nur bei der Reserve in der Landesliga zum Einsatz. Hatten Sie irgendwann in der Zeit Wechselgedanken?
Brüseke: Nein. Als ich aus der Jugend kam, war klar, dass ich als dritter Torwart starten werde. Ich konnte mich in Ruhe entwickeln. Das war völlig in Ordnung. Der Verein hat mir auch stets signalisiert, dass er mit mir zufrieden ist. Mitte der vergangenen Saison habe dann gemerkt, dass Sebastian und ich uns auf Augenhöhe bewegen. Aber es spielen natürlich auch Faktoren wie Erfahrung eine Rolle. Dazu hat Sebastian gut gespielt. Es gab keinen Grund zu wechseln. Vergangenen Winter wollte mich dann ein Oberligaverein ausleihen.
Ich hätte in einer höheren Klasse als der Landesliga Spielpraxis sammeln können. Aber das hat sich relativ schnell zerschlagen. Letztendlich war das auch gut so, da ich aufgrund einer Verletzung von Sebastian ab Mitte April Einsätze in der Regionalliga bekommen habe.

Was ist Ihnen aus der Hinrunde besonders gut in Erinnerung geblieben?
Brüseke: Vor 7.000 Zuschauern bei RW Essen zu spielen, war ein Erlebnis, obwohl wir dort 0:2 verloren. Aber das Stadion, die Atmosphäre – all das ist zweitligatauglich. Ich hatte auch eine ganz gute Situation bei RW Ahlen, als ich in der 90. Minute im Eins-gegen-Eins der Sieger blieb und wir 2:1 gewonnen haben.

Was würden Sie am liebsten vergessen?
Brüseke: Natürlich das 1:7 bei RW Oberhausen. Da hatten wir alle einen rabenschwarzen Tag. Ich weiß auch nicht, ob ich in meiner fußballerischen Laufbahn jemals sieben Gegentore kassiert habe. Bei einem sah ich auch gar nicht gut aus. Aber ich habe das Spiel mit unserem Torwarttrainer Milenko Gilic lange analysiert. Es lief in diesem Spiel einfach alles gegen uns. Vielleicht war die Niederlage ganz gut, um uns wieder wachzurütteln. Schade war dann nur, dass wir nicht gleich eine Woche später gegen Sprockhövel es wieder gerade rücken konnten, weil das Spiel wegen der schlechten Platzverhältnisse ausfiel.

Was sind Ihre Stärken und Schwächen?
Brüseke: Darüber spreche nicht so gerne. Ich kann und muss mich in allen Bereichen noch verbessern. Dazu zählt beispielsweise das Timing bei Flanken. Eine Stärke ist mein Spiel mit dem linken Fuß. Ziel ist es, dass ich auch mit rechts genauso stark werde, was Härte und Präzision im Passspiel betrifft.

Wer sind bislang Ihre größten Förderer gewesen?
Brüseke: Das war zum einen Zsolt Petry und zum anderen Milenko Gilic, mit dem ich seit fünf Jahren in Verl zusammenarbeite und der mich in allen Belangen verbessert hat. Zsolt Petry war von der U13 bis U15 beim SC Paderborn mein Torwarttrainer. Mein Problem war leider, dass ich sehr klein war. Während die anderen beiden Torhüter bereits die 1,80 Meter überschritten hatten, war ich nur 1,65 Meter groß. Ich hatte keine Chance mehr. Zsolt erkannte aber mein Potenzial und kam auf die Idee, mich auszuleihen. Er hat sich dann auch um einen Verein für mich bemüht. So bin ich beim SC Verl gelandet. Ich habe dann dreimal in der Woche in Verl trainiert und zusätzlich noch einmal in Paderborn.

Setzen Sie alles auf die Karte Fußball?
Brüseke: Das habe ich tatsächlich lange gemacht. Nach dem Abitur habe ich zunächst keine Ausbildung angefangen. Erstens wollte ich mich auf den Fußball konzentrieren, zweitens wusste ich nicht so recht, was ich machen wollte. Ich habe dann verschiedene Praktika absolviert und gejobbt. Unter anderem habe ich in einer Grundschule in Hövelhof im Offenen Ganztag gearbeitet und unter anderem Flüchtlingskindern Deutsch beigebracht. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich jetzt in Bielefeld Deutsch und Sport auf Lehramt studiere.

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Ihr Vertrag läuft im Sommer aus. Wie geht es weiter?
Brüseke: Ich gehe davon aus, dass der Verein und ich uns zusammensetzen werden. Ich weiß, was ich am SC Verl und der Mannschaft habe. Dazu kenne und schätze ich das Umfeld, das Stadion ist super und ich kann Studium und Leistungssport unter einen Hut bringen. All das müsste mir ein anderer Verein erst einmal bieten können.

Kein Berater, dafür lieber noch als Torwarttrainer tätig

  • Robin Brüseke (23) begann seine fußballerische Laufbahn beim FC Hövelriege, wechselte aber schon früh zum FC Stukenbrock. In der U 13 ging es zum SC Paderborn und 2008 zum SC Verl. Dort durchlief er die B- und A-Jugend und wechselte anschließend in den Seniorenbereich.
  • Brüseke studiert an der Uni Bielefeld Deutsch und Sport auf Lehramt, daneben engagiert er sich als Torwarttrainer bei den Verler C-Junioren.
  • Wie zahlreiche andere Spieler in der Regionalliga hat er keinen Berater, sondern holt sich Rat von seinem Vater.
  • Sein Vorbild in Jugendzeiten war der spanische Schlussmann Iker Casillas, der von 1999 bis 2015 für Real Madrid 510 Spiele absolvierte und jetzt beim FC Porto spielt.
  • Sein Torwarttrainer beim SC Paderborn war Zsolt Petry. Der ehemalige ungarische Nationaltorwart wechselte 2009 zur TSG 1899 Hoffenheim und arbeitet seit 2015 als Torwarttrainer beim Bundesligisten Hertha BSC.
  • Brüsekes Marktwert liegt laut der Internetseite www.transfermarkt.de bei 100.000 Euro.
  • Diese Saison hat der 23-Jährige alle 19 Meisterschaftsspiele bestritten.
Aufrufe: 03.1.2017, 15:30 Uhr
Astrid Plaßhenrich / FuPaAutor