2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
F: Vollmer
F: Vollmer

Schönes Ambiente, schwache Leistung

HESSENLIGA; +++ Teutonen-Trainer Parson vermisst „Leidenschaft“ gegen gut verteidigenden Gast +++

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WATZENBORN-STEINBERG. „Ich verliere lieber am zweiten Spieltag als am vorletzten“, versuchte Gino Parson in der Nachschau, den gerade abgelaufenen 90 Minuten einen positiven Aspekt abzugewinnen. Diese Perspektive einzunehmen, fiel dem 38-Jährigen mit Blick auf die unerwartete, aber nicht unverdiente 2:3-Niederlage gegen den SV Steinbach allerdings sichtlich schwer – er wirkte angefressen. Dennoch hatte der Coach des SC Teutonia Watzenborn-Steinberg damit Recht: Dass die Pohlheimer nach einer über weite Strecken enttäuschenden und uninspirierten Vorstellung im Duell mit einem Kontrahenten, der von Hessenliga-Kennern in puncto Qualität eher in der unteren Tabellenhälfte verortet wird, den Kürzeren zogen, ist zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison beileibe kein Beinbruch.

Dieser Auftritt ist bei den kommenden Aufgaben zweifellos zu korrigieren. Allerdings handelte es sich um einen Warnschuss für die ambitionierten Teutonen, wie es eben nicht funktioneren kann. Nicht zuletzt gegen Teams, die ihr Hauptaugenmerk darauf legen, die Null zu halten. Und auf solche Widersacher wird der SC in dieser Runde noch vermehrt treffen.

„Wir haben uns das natürlich anders vorgestellt. In der Kabine haben wir noch gesagt, dass wir draufgehen und mutig spielen wollen. Das war zu wenig Leidenschaft, die läuferische Einstellung hat nicht gepasst, die Arbeit gegen den Ball war unterirdisch“, haderte Parson mit seiner Mannschaft, die zwar über die gesamte Dauer mehr Ballbesitz verbuchte, jedoch lange Zeit effektiv kaum etwas damit anzufangen wusste.

„Es war klar, dass der SV nicht mitspielen würde. Wir waren zu lethargisch, haben uns nicht getraut, in die Tiefe zu spielen und in 1:1-Situationen zu gehen. Zudem haben wir zu unbeweglich agiert und es deshalb nicht geschafft, die Steinbacher hinten in Bewegung zu bekommen“, befand SC-Sechser Louis Goncalves, der sich bei dieser Kritik nicht ausklammerte.

Bis in die zweite Hälfte hinein haperte es an zündenden Ideen: Kaum ein öffnender Pass in die Spitze oder auf die Flügel, wo es überdies am Durchsetzungsvermögen mangelte. Im Zentrum konnten Goncalves, Johannes Hofmann und Timo Cecen bei weitem nicht an ihre Leistungen aus dem Waldgirmes-Match anknüpfen. Dennis Lemke befindet sich noch nicht in der Verfassung aus der Regionalliga-Spielzeit, sein Pendant Barbaros Koyuncu zeigte einige Ansätze, ohne vollends zu überzeugen.

Teutonia Watzenborn-Steinberg

Zum auffälligsten Akteur auf Seiten der Teutonen avancierte der Doppeltorschütze Tim Korzuschek, den Parson nach einer knappen Stunde für Lemke einwechselte. Mit dem der Talentschmiede der Offfenbacher Kickers entstammenden Korzuschek war die Steigerung der Grün-Weißen eng verknüpft. „Ich habe alles gegeben, um mich zu empfehlen. Ich denke, das ist mir gelungen“, meinte der 18-Jährige, der in der Tat Werbung in eigener Sache betrieb. Er belebte das Spiel in der Vorwärtsbewegung, suchte und entschied wichtige Zweikämpfe auf Linksaußen, sodass sich das ein oder andere Mal Unruhe in der Abwehr der Steinbacher entstand.

Vor allem aber zeichnete er in der 76. Minute im Anschluss an eine Hereingabe Markus Müllers für das 1:1 verantwortlich, nachdem die Hausherren einige Halbchancen nicht genutzt hatten. Der Ausgleich hatte das Potenzial zur Wende für den SC, aber bereits 120 Sekunden darauf ließen Parsons Mannen einen kühlen Kopf vermissen. „Da war nur der Vorwärtsgedanke vorhanden“, ärgerte sich der Coach, dass seine Schützlinge die Defensive entblößten, anstatt mit kontrollierter Offensive den zweiten Treffer anzustreben. Insbesondere Cecen und Abdenour Amachaibou, erstmals seit März in einem Meisterschaftsspiel im Einsatz, zogen den Zorn ihres Trainers auf sich, weil sie nicht konsequent nach hinten arbeiteten. Resultat war das 2:1 für die Osthessen durch Petr Kvaca.

Trotz aller Bemühungen hatten die Teutonen in der Folge keine passende Antwort parat. Gelutscht war der Drops, als Marius Müller einen sehenswerten Spielzug mit dem 3:1 krönte (87.). Das 2:3 von Korzuschek in der Nachspielzeit tat sicherlich dem Selbstvertrauen des Youngsters gut, kam gleichwohl zu spät.

Der erste Durchgang ist schnell erzählt: Die Steinbacher bereiteten Watzenborn mit zwei kompakt verteidigenden Viererketten immense Probleme und profitierten beim 1:0 von Nachlässigkeiten der Watzenborner, die dem SV in der 16. Minute Räume gestatteten, die Florian Münkel mit seinem Kopfballtreffer bestrafte. Die Pohlheimer verfügten vor dem Seitenwechsel über keine einzige zwingende Gelegenheit. „Die Leute haben hier in den letzten Tagen viel auf die Beine gestellt“, sagte Coach Parson mit Blick auf den Aufbau der überdachten Sitzplaztribüne, die mit etwa 200 Zuschauern zu zwei Dritteln gefüllt war: „Leider haben wir das nicht geschafft.“

SC Teutonia Watzenborn-Steinberg: Sahin - Spang, Henn, Reho (69. Günther), Auer - Goncalves (60. Amachaibou), Hofmann - Lemke (59. Korzuschek), Cecen, Koyuncu - Markus Müller.

SV Steinbach: Motzkus - T. Wiegand (78. Schwab), Bott, Trabert, Yildiz - Kvaca, Schaub (65. Toskovic), Paliatka, Dimitrijevic - Münkel (59. Marius Müller), M. Wiegand.

Tore: 0:1 Münkel (16.), 1:1 Korzuschek (76.), 1:2 Kvaca (78.), 1:3 Marius Müller (87.), 2:3 Korzuschek (90.+1). - Schiedsrichter: Klein (Frankfurt). - Gelbe Karten: Hofmann, Cecen, Müller / Trabert, Kvaca. - Zuschauer: 584.



Aufrufe: 06.8.2017, 22:08 Uhr
Thomas Suer (Gießener Anzeiger)Autor