2024-05-08T14:46:11.570Z

Testspiel
Alles Neu-(Mühle) für die Hessenliga: Die Sprinkleranlage (im Vordergrund) läuft mittlerweile auf Hochtouren. Auch das VIP-Zelt (im Hintergrund) hat der SC Teutonia Watzenborn-Steinberg schon mal errichtet. Der Kran hinten links hat aber nichts mit den Teutonen zu tun.	Foto: Hillgärtner
Alles Neu-(Mühle) für die Hessenliga: Die Sprinkleranlage (im Vordergrund) läuft mittlerweile auf Hochtouren. Auch das VIP-Zelt (im Hintergrund) hat der SC Teutonia Watzenborn-Steinberg schon mal errichtet. Der Kran hinten links hat aber nichts mit den Teutonen zu tun. Foto: Hillgärtner

Erkenntnisse schlagen Ergebnis

HESSENLIGA: +++ Watzenborn-Steinberg unterliegt VfB Marburg im Testspiel +++

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watzenborn-steinberg. Für Testspiele, gerade in der ersten Hälfte der Saisonvorbereitung gilt, was auch Bundestrainer Joachim Löw viele Fußball-Etagen höher beim Confed-Cup postulierte: „Es zählen die Erkenntnisse, nicht die Ergebnisse.“

Frei nach diesem Motto darf auch das Testspiel des Hessenligisten SC Teutonia Watzenborn-Steinberg gegen den Verbandsligisten VfB Marburg interpretiert werden. Eine Erkenntnis, die durchaus Relevanz besitzt: Teutonia ist in der öffentlichen Wahrnehmung nach dem Regionalliga-Gastspiel als Projekt sehr präsent. Grob geschätzt 100 Zuschauer säumten den in die Jahre gekommenen Kunstrasen. Das ist ordentlich, zumal bei unangenehmer Witterung. Der heftige Regen des Tages hatte verhindert, dass das Spiel auf dem mit neuer Bewässerungsanlage versehenen Rasenplatz stattfinden konnte.

Dabei war es der ambitionierte Regionalliga-Absteiger, dem der teppichartige Untergrund mehr Schwierigkeiten bereitete, während der VfB Marburg, dessen in Gießen allseits bekannter Trainer Thomas Vollmer im Urlaub weilte, in dieser Form in der Verbandsliga „vorne mitspielen wird“, wie nicht nur Kreisfußballwart Henry Mohr am Spielfeldrand prognostizierte. Zumindest, wenn die beeindruckende Frühform vom Mittwochabend konserviert werden kann. Und die Teutonen? Dürften nach der verdienten 1:2-Niederlage, bei der sie insbesondere im ersten Durchgang nie Zugriff auf die Partie bekamen, wohlwollend zur Kenntnis nehmen, wer da alles (noch) nicht dabei war. Markus Auer, Markus Müller, Rafael Szymanski, Johannes Hofmann, Vaclav Koutny, Serkan Pancar, Oliver Laux oder auch Christopher Schadeberg, der aber immerhin – nach gerade zwei Trainingseinheiten – schon mal wieder 25 Minuten Testspielluft schnuppern durfte. Und auch Neuzugang Gian-Luca Reho, eigentlich schon für die Anfangsformation gelistet, klagte beim Aufwärmen über Knieprobleme, musste folglich passen.

Übrigens kamen die um das Gelände wabernden Gerüchte, Rafael Szymanski habe sich erneut den Mittelfuß gebrochen, aus der kalten Küche. Nein, der baumlange Mittelstürmer habe „eine Bänderdehnung, wird nächste Woche wieder dabei sein“, wie Stefan Hassler wusste.

Torhüter noch angeschlagen

Wer zudem eine Viertelstunde vor Anpfiff von Gießen aus gen Neumühle fuhr, sah die Torhüter Yannik Dauth, nach Patellasehnenriss, und Stephen Jäckel (Kahnbeinbruch) joggend Richtung Testspiel laufen. Gut für die Teutonen, dass mit Tolga Sahin ein verlässlicher Vertreter den Kasten der Grün-Weißen, auch bei der Rückkehr der beiden älteren Kollegen, durchaus zu verteidigen gewillt ist. Der 20-Jährige war einer der stärksten Watzenborner an diesem kalten Mittwochabend, was freilich auch aussagt, dass seine Mannschaft in der Rückwärtsbewegung noch reichlich unsortiert wirkte. Bezeichnend dabei das 2:0 für die Marburger, als der VfB-Spielführer Ahmet Marankoz einen wilden Fehlpass von Zweitmannschaftsakteur Shamil Mazitov eiskalt nutzte.

Überhaupt war das Duell des äußerst präsenten und hoch motivierten Ex-Gießeners mit Teutonen-Promi Matthias Henn das Eintrittsgeld wert. Wenn sie denn eines verlangt hätten. Der 32-Jährige, zuletzt noch Stammspieler in der 3. Liga, wird nach Akklimatisierung sicher die Verstärkung darstellen, die sich Stefan Hassler und Gino Parson erhoffen. Schon in seiner ersten Partie, nach gerade einmal zwei gemeinsamen Einheiten, ist er ein Fixpunkt im Spiel, eine Bank in der Defensive, auch wenn es natürlich hier und da noch Abstimmungsschwierigkeiten gab. Wer zuletzt noch in einem bundesligatauglichen Stadion wie in Rostock aktiv war und nun auf einem betagten Kunstrasen ran muss, dem sind Anpassungsprobleme nachzusehen. Wobei Henn mit Marankoz tatsächlich einen echten Gradmesser für Zweikampfverhalten als Gegenspieler hatte.

Erfreulich, dass auch der nächste Innenverteidiger im Dress der Grün-Weißen wieder am Ball ist, der zuvor bereits erwähnte Schadeberg. Dass er, Koutny, aber auch Szymanski oder Müller dringend gebraucht werden, dürfte nicht nur der erfahrene Matthias Henn so empfunden haben. Der 32-Jährige war gemeinsam mit Abdenour Amachaibou (30), der zumindest einen klasse Freistoß trat, von Sven Mainusch ebenso klasse pariert, salopp gesagt der einzige Erwachsene im Teutonen-Team.

Gut, eine Übertreibung – aber tatsächlich testete Parson in Hälfte eins all jene Spieler, die noch deutlich mehr an Erfahrung gewinnen können als sie schon haben. Und das merkte man vielen Aktionen gegen das robuste Team aus Marburg auch an. Nach der Pause des auf gutem Niveau stattfindenden Vergleichs kamen mit Timo Cecen (23) und Barbaros Koyuncu (25) zwei zwar noch ebenfalls junge, aber schon sehr erfahrene Akteure aufs Parkett, das Teutonen-Spiel erhielt mit diesem Wechsel sofort mehr Struktur.

Der 16-malige U-Nationalspieler Cecen dürfte die zentrale Figur der Watzenborner werden, Koyuncu überzeugte nicht nur dank seines 1:2-Anschlusstreffers mit viel Geschwindigkeit, Einsatz und entsprechenden Läufen auf der rechten Außenbahn.

Günther fällt auf

Und noch einer fiel auf: Jean-Claude Günther, der 90 Minuten durchspielte, zeigte, dass er die Klasse locker drin hat. Schnell, präsent, technisch nahezu perfekt, mit guten Laufwegen und Vorlagen, aber ein wenig Pech bei seinen Abschlüssen – nicht umsonst gilt der torgefährliche Ex-Wiesecker als eines der größten Talente in Mittelhessen. Günther, der heute 24 Jahre alt wird, kann den Sprung in die Hessenliga schaffen. Auch eine Erkenntnis, die das Ergebnis nebensächlich erscheinen lässt. Ein Test ist ein Test.



Aufrufe: 014.7.2017, 08:00 Uhr
Gießener AnzeigerAutor